Die Erkrankung verstehen

Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) – ein Überblick

Bei Lungenkrebs verändern sich Zellen der Lunge und wachsen unkontrolliert. Davon sind oft – aber nicht ausschließlich – Raucher:innen betroffen. Die Erkrankung tritt zudem eher bei älteren Menschen auf. Gerade zu Beginn verursacht Lungenkrebs kaum Beschwerden.

Von Michael van den Heuvel 16.04.2024 · 12 Uhr
Ein Arzt betrachtet das Röntgenbild einer Lunge. | © AdobeStock_54940412
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Unsere Lungen haben die wichtige Aufgabe, den Gasaustausch zwischen Luft und Blut herzustellen. Unser Atmungssystem besteht aus einem komplexen Netzwerk von Röhren, das sich von der Luftröhre (Trachea) bis zu den kleinsten Verzweigungen, den Bronchiolen, erstreckt. Die Luftröhre teilt sich in zwei Hauptbronchien, die sich dann weiter in kleinere Bronchien aufspalten. Es gibt einen rechten und einen linken Lungenflügel. Lungenkrebs kann in allen Bereichen der Lunge entstehen, am häufigsten entwickelt er sich aber in den Geweben, die die Bronchien auskleiden

Welche Symptome und Beschwerden verursacht Lungenkrebs?

Zu Beginn der Erkrankung äußert sich Lungenkrebs nicht durch charakteristische Symptome. Viele Menschen sind beschwerdefrei; manche haben allenfalls wenig charakteristische Beschwerden. Anhaltender Husten, Atembeschwerden, Schmerzen beim Luftholen, Auswurf – eventuell blutiger Auswurf, Müdigkeit, Schwäche und ungewollter Gewichtsverlust können auf die Erkrankung hindeuten, haben aber oft auch andere Ursachen.

Zögern Sie nicht – gehen Sie bei unklaren Beschwerden zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Je früher Lungenkrebs erkannt wird, desto besser ist die Prognose

Wie häufig ist Lungenkrebs?

Im Jahr 2020 sind in Deutschland rund 22.590 Frauen und 34.100 Männer neu an Lungenkrebs erkrankt. 17.066 Frauen und 27.751 Männer sind daran gestorben. Die Rate an Neuerkrankungen und auch an Todesfällen sinkt bei Männern seit Ende der 1990er-Jahre leicht, während sie bei Frauen leicht ansteigt.

Als mögliche Erklärung führen Wissenschaftler:innen Unterschiede beim Tabakkonsum, dem wichtigsten Risikofaktor, an. Derzeit rauchen in Deutschland 25,7 Prozent aller Männer und 19,6 Prozent aller Frauen. Allerdings gleicht sich das Verhalten an: Junge Männer beginnen etwas seltener, junge Frauen etwas öfter mit dem Rauchen.

Welche Risikofaktoren für Lungenkrebs gibt es?

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben Forschende unterschiedliche Risikofaktoren für Lungenkrebs gefunden. Schon lange ist bekannt, dass Rauchen zu Lungenkrebs führen kann. Bei Männern sind etwa neun von zehn Neuerkrankungen, bei Frauen mindestens sechs von zehn Neuerkrankungen darauf zurückzuführen. Je mehr Zigaretten, Pfeifen oder Zigarren eine Person konsumiert und je mehr Jahre sie raucht, desto höher ist das Risiko.

Auch Nichtraucher:innen, die regelmäßig in der Nähe von Raucher:innen sind, droht Gefahr: Passivrauchen kann ebenfalls zu Lungenkrebs führen. Weitere Risikofaktoren sind verschmutzte Luft und Chemikalien in der Umwelt oder am Arbeitsplatz. Auch Radon, ein radioaktives Gas, das in einzelnen Regionen Deutschlands verstärkt aus dem mineralischen Untergrund austritt, kann zu Lungenkrebs führen. Und nicht zuletzt kann eine familiäre Vorgeschichte von Lungenkrebs das Risiko für die Erkrankung erhöhen

Wichtig: Wer solchen Risikofaktoren ausgesetzt ist und an Beschwerden wie länger anhaltendem Husten, Auswurf oder Atemnot leidet, sollte ärztlichen Rat einholen.

In welchem Alter ist Lungenkrebs am häufigsten? 

Lungenkrebs tritt am häufigsten bei Menschen im fortgeschrittenen Alter auf, insbesondere bei Personen über 65 Jahren. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose liegt bei etwa 70 Jahren. Dennoch erkranken auch jüngere Menschen, insbesondere Personen, die viel rauchen, Risikofaktoren im Erbgut haben oder im Beruf Chemikalien ausgesetzt sind.

Wie schnell entsteht Lungenkrebs? 

Viele Menschen fragen sich, wie viel Zeit vergeht, bis – etwa bei Raucher:innen – Lungenkrebs auftritt. Pauschale Aussagen sind nicht möglich. In vielen Fällen entwickelt sich Lungenkrebs erst nach Jahren oder sogar Jahrzehnten; manche Menschen erkranken aber deutlich schneller. Auch einmal entstandene Tumoren können unterschiedlich schnell wachsen.

Bis aus veränderten Zellen überhaupt ein bösartiger Tumor entsteht, kann sehr viel Zeit vergehen. Normale Zellen durchlaufen auf dem Weg in Richtung Krebs vielfältige Veränderungen. Oft bilden sich sogenannte Dysplasien oder bronchiale intraepitheliale Neoplasien – also Zellen, die sich schon stark verändert haben, aber noch kein Krebs sind.

Wie erkennen Ärzt:innen Lungenkrebs? 

Haben Sie Beschwerden und/oder sind Sie Risikofaktoren für Lungenkrebs ausgesetzt, sollte Ihr Weg rasch in die Hausarzt-Praxis führen. Im Gespräch wird die Ärztin beziehungsweise der Arzt zunächst nach den Beschwerden fragen. Eine gründliche körperliche Untersuchung ist sinnvoll, um nach Anzeichen von Lungenkrebs oder anderen Erkrankungen zu suchen. Details aus dem Körperinneren liefern bildgebende Verfahren wie das Röntgen oder die Computertomografie (CT).

Verdichten sich die Hinweise auf Lungenkrebs, werden Gewebeproben des Tumors entnommen. Diese sogenannte Biopsie kann über einen flexiblen Schlauch (Bronchoskop) durch die Atemwege oder mit einer dünnen Nadel durch die Brustwand durchgeführt werden. Anschließend werden die Gewebeproben zur weiteren Untersuchung in ein Labor geschickt.

Lungenkrebs – welche Arten gibt es?

Die Histologie, also die Untersuchung der Gewebeproben, liefert wichtige Hinweise zur Beurteilung von Lungentumoren: Das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC) und das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) sind die wichtigsten Arten von Lungenkrebs. Diese Einteilung basiert auf mikroskopischen Untersuchungen der Gewebe (Histologie).

Etwa 80 bis 85 Prozent der Lungenkrebsfälle sind nicht-kleinzellige Lungenkarzinome. Da der Krebs von verschiedenen Zellen der Lunge ausgeht, ist es sinnvoll, NSCLC weiter einzuteilen:

  • Das Adenokarzinom geht von Zellen in den Bronchien aus, die Schleim produzieren; den Drüsenzellen. Das Adenokarzinom ist die häufigste Form des nicht-kleinzelligen Lungenkrebses. Adenokarzinome sind häufig bei Raucher:innen oder ehemaligen Raucher:innen, treten aber auch bei Nichtraucher:innen auf.
  • Das Plattenepithelkarzinom entsteht in Plattenepithelzellen; flachen Zellen, die das Innere der Atemwege auskleiden. Sie sind häufig mit dem Rauchen verbunden und treten meist im zentralen Teil der Lunge auf, in der Nähe eines Hauptluftwegs (Bronchus).

Neben dem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom kennen Ärztinnen und Ärzte das kleinzellige Lungenkarzinom, das für zehn bis 15 Prozent aller Lungenkrebs-Fälle verantwortlich ist. Auch diese Form ist bei Raucher:innen häufig zu finden.

Lungenmetastasen sollten nicht mit Lungenkrebs verwechselt werden: Hier befindet sich die ursprüngliche Krebserkrankung in einem anderen Organ – und Zellen des Primärtumors haben sich in der Lunge angesiedelt.

Welche Stadien gibt es bei Lungenkrebs?

Ärzt:innen teilen Lungenkrebs in Stadien ein, um die Ausdehnung der Erkrankung zu beschreiben und die Behandlung zu planen.

  • Im Stadium I ist der Tumor höchstens 4 cm groß. Es gibt keine Lymphknoten- oder Fernmetastasen.
  • Größere Tumoren und/oder solche mit einzelnen befallenen Lymphknoten werden dem Stadium II zugeordnet. In diesem Stadium kann der Tumor bereits in benachbartes Gewebe vorgedrungen sein, etwa ins Brustfell oder den Brustkorb.
  • Im Stadium III sind bis zu 3 Lymphknoten befallen oder der Tumor ist bereits über 7 cm groß oder hat auf andere Organe (Zwerchfell, Herz, große Gefäße o.Ä.) übergegriffen. Es gibt keine Fernmetastasen.
  • Liegen Fernmetastasen vor, hat der Lungenkrebs Stadium IV erreicht – egal, wie groß der Tumor selbst ist und wo genau er sitzt.

Bei der TNM-Klassifikation, auf der diese Stadieneinteilung beruht, handelt sich um eine standardisierte Methode, um die Größe des Primärtumors (T) sowie das Vorhandensein und die Zahl von Lymphknotenmetastasen (N) und Fernmetastasen (M) zu beschreiben

Wie ist die Prognose bei Lungenkrebs? 

Da Lungenkrebs kaum Beschwerden verursacht, wird die Erkrankung oft recht spät entdeckt. Das erklärt, warum trotz moderner Behandlungsmöglichkeiten die Überlebenschancen – verglichen mit anderen Krebserkrankungen – eher niedrig sind

Dazu ein paar Zahlen: Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei Lungenkrebs um 25 Prozent (Frauen) beziehungsweise bei 19 Prozent (Männer). Nach fünf Jahren sind von 100 Frauen mit Lungenkrebs also 75 infolge der Erkrankung gestorben. Im gleichen Zeitraum sind von 100 erkrankten Männern 81 gestorben.

Generell gilt: Die Prognose ist oft deutlich besser, wenn der Lungenkrebs in einem früheren Stadium diagnostiziert wird, wenn der Tumor lokal begrenzt ist und noch nicht metastasiert hat. Kleinzelliger Lungenkrebs (SCLC) wächst aggressiver und ist oft zum Zeitpunkt der Diagnose bereits fortgeschritten, was die Prognose meist schlechter macht als beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC). Wie die Lebenserwartung bei unbehandeltem Lungenkrebs ist, lässt sich nicht sagen.

Lungenkrebs: Wo finden Sie Rat und Hilfe bei Fragen?

Bei unklaren Beschwerden oder bei Risikofaktoren für Lungenkrebs ist Ihre Hausarzt-Praxis immer die erste Adresse. Je nach Fragestellung werden unter anderem Fachärzt:innen für Onkologie (Krebsmedizin), Pneumologie (Lungenheilkunde) oder Radiologie (bildgebende Diagnostik) herangezogen. Patient:innen und ihren Familien, ihren Freund:innen und Bekannten tut aber oft auch der Austausch mit Menschen in ähnlichen Lebenssituationen gut. Das ist etwa über den Bundesverband Selbsthilfe Lungenkrebs oder über die Selbsthilfe Lungenkrebs möglich.

Zusammenfassung Einer der wichtigsten Risikofaktoren für Lungenkrebs ist das Rauchen. Zu Beginn verursacht die Erkrankung kaum Beschwerden. Bei unklaren Symptomen sollte rasch ärztlicher Rat eingeholt werden. Je früher Lungenkrebs erkannt und behandelt wird, desto besser ist auch die Prognose.

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