Neben dem schwarzen und dem weißen Hautkrebs kennen Ärzt:innen einige seltene Hautkrebsarten, etwa das Merkelzellkarzinom. Es ist auf sogenannte Merkel-Zellen der Haut zurückzuführen, da Tumorzellen viele Eigenschaften mit diesen Hautzellen gemeinsam haben. Sie sind nach ihrem Entdecker Friedrich Merkel benannt. Trotz der Ähnlichkeiten, die Zellen des Karzinoms mit den Merkel-Zellen haben, ist ihr Ursprung immer noch unklar. Nicht immer lässt sich ein Merkelzellkarzinom auf den ersten Blick erkennen.
Wie ein Merkelzellkarzinom aussieht
Betroffene Hautregionen können rötlich bis violett-bläulich gefärbt aussehen. Die Hautveränderung ist kugelig und weich, ihre Oberfläche glatt und glänzend. Geschwüre treten nur selten und vor allem in einem eher späten Krankheitsstadium auf. Besonders am Rumpf können sich auch fleckförmige Veränderungen bilden.
Am häufigsten entsteht der Tumor an Kopf, Hals und Gesicht – Bereichen, die stark der Sonne ausgesetzt sind. Ein Merkelzellkarzinom lässt sich unter anderem daran erkennen, dass es sehr schnell wächst.
Was noch für ein Merkelzellkarzinom spricht
Die charakteristischen Risikofaktoren fassen Expert:innen unter der Bezeichnung „AEIOU“ zusammen. Das Kürzel steht für:
● A: asymptomatisch/schmerzlos
● E: rasche Expansion
● I: immunsupprimierte Patienten
● O: ältere (older) Patienten
● U: Lokalisation in UV-exponierter Haut
Welche Untersuchungen Ärzt:innen durchführen
Ein Merkelzellkarzinom kann sich rasch ausbreiten. Das kann auch die Lebenserwartung beeinflussen. Bei der ersten Diagnose hat der Tumor bei bis zu 20 Prozent der Betroffenen schon Metastasen in den Lymphknoten gebildet. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Merkelzellkarzinom tödlich verläuft. Daher setzen Hautärzt:innen bei Verdacht deutlich mehr Untersuchungsmethoden ein als etwa bei weißem oder schwarzem Hautkrebs.
Entnahme von Gewebeproben
Vermuten sie ein Merkelzellkarzinom, inspizieren sie nicht nur die Hautveränderung, sondern die komplette Haut und tasten auch die Lymphknoten ab. Anschließend entnehmen sie eine Gewebeprobe und lassen sie feingeweblich (histologisch) unter dem Mikroskop und mithilfe bestimmter Tumormarker (immunhistochemisch) untersuchen. Dafür entfernen sie die verdächtige Hautregion entweder komplett (i.d.R. bei kleineren Tumoren) oder nur teilweise (i.d.R. bei größeren Tumoren).
Untersuchung per Bildgebung
Bei einem Merkelzellkarzinom setzen Ärzt:innen zudem immer bildgebende Verfahren ein, um beurteilen zu können, ob bzw. wie weit sich der Tumor ausgebreitet hat. Die Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) der Lymphknoten zeigt, ob sich hier bereits Ableger (Metastasen) gebildet haben. Manchmal kommt dafür auch die Computertomografie (CT) als Alternative oder zusätzlich zur Sonografie zum Einsatz.
Besonders häufig sind Haut und Weichteile sowie Knochen, Lunge, Leber und Gehirn von Metastasen betroffen. Daher führen Ärzt:innen auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) durch, um diese feststellen zu können.
Untersuchung der Lymphknoten
Das Merkelzellkarzinom bildet häufig Metastasen in den Lymphknoten, die nicht mit bildgebenden Verfahren zu erkennen sind. Sind mittels Ultraschall oder CT keine Metastasen in den Lymphknoten festzustellen, entfernen Ärztinnen oder Ärzte daher den sogenannten Wächterlymphknoten (auch: Sentinellymphknoten) und lassen im Labor untersuchen, ob Tumorzellen zu finden sind. Dieses Verfahren heißt auch Wächterlymphknoten-Biopsie. Wächterlymphknoten sind diejenigen Lymphknoten, die im Abflussgebiet der Lymphflüssigkeit des Tumors an erster Stelle liegen.
Warum die umfangreiche Diagnostik so wichtig ist
Mit vielfältigen Untersuchungen gelingt es Ärzt:innen, das Erkrankungsstadium besser zu bestimmen. Denn das Krankheitsstadium beeinflusst zum einen die Art der Behandlung des Merkelzellkarzinoms, die nach den entsprechenden Empfehlungen der medizinischen Leitlinie erfolgt. Zum anderen lässt es eine Aussage über den wahrscheinlichen Krankheitsverlauf zu. Zum Beispiel sind Heilungschancen höher, wenn der Tumor kleiner als zwei Zentimeter ist und noch nicht in die Lymphknoten oder andere Bereiche gestreut hat.
Ob ein Merkelzellkarzinom heilbar ist, hängt aber auch noch von anderen Faktoren ab. Beispielsweise spielen dabei das Geschlecht der Erkrankten eine Rolle, wo der Tumor zuerst aufgetreten ist oder ob das Immunsystem geschwächt ist (etwa durch eine andere Erkrankung oder durch Medikamente).