„Während meiner Chemotherapie habe ich 16 Kilo verloren“, erzählt Christian B., heute Ende 40. Der Biologielehrer aus Würzburg trägt Vollbart, Sweatshirt und Jeans. Gerade hat er mit seinem Hund Mocca eine Runde durch den Park gedreht.
Christians Erkrankung liegt inzwischen einige Jahre zurück, doch er erinnert sich noch genau: „Ich hatte keine Spur von Appetit. Schlimmer: Es war eine Qual, überhaupt Essen zu mir zu nehmen.“ Der 1,86 m große, breitschultrige Mann lag damals kraftlos im Bett und verlor zunehmend auch seine Zuversicht. Christian war an Prostatakrebs erkrankt, die häufigste Form von Krebs bei Männern in Deutschland.
Risiko Mangelernährung
So wie Christian geht es vielen Krebspatient:innen: Sie leiden unter Appetitlosigkeit, Geschmacksverlust, Schluckbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen. „“Wer sowieso gerne weniger wiegen würde, denkt vielleicht erst mal, dass das Abnehmen gar nicht so schlecht ist“, weiß Christian. „Doch Gewichtsverlust während einer Krebserkrankung ist nie gut – auch wenn man davor vielleicht etwas zu viel auf den Rippen hatte!“
Die Gefahr dabei: Wenn man zu wenig isst, nimmt man nicht einfach nur ab. Denn der Gewichtsverlust betrifft nicht nur das Fettgewebe, sondern der Körper erhält auch zu wenig Eiweiß, Vitamine und andere lebenswichtige Nährstoffe.
Das hat negative Auswirkungen auf den Erfolg der Therapie. Onkologinnen und Onkologen sprechen von der sogenannte „Tumorkachexie“. Die Mangelernährung kann in jedem Erkrankungsstadium auftreten, häufig ist sie Folge der Therapie-Nebenwirkungen.
Angehörige leiden mit
Eine Mangelernährung führt zu körperlicher Schwächung der Betroffenen – und pflegende Angehörige leiden mit: Denn es ist schwer zu ertragen, wenn ein lieber Mensch immer weiter abbaut und man hilflos zusehen muss.
Christian berichtet: „Meine Frau war richtig verzweifelt. Sie hat für mich gekocht und mir wirklich alles angeboten, was mir vor der Krankheit geschmeckt hat, aber an manchen Tagen brachte ich kaum einen Bissen runter. Und mein kleiner Sohn hat die Welt nicht mehr verstanden, wo der Riesenappetit von seinem Papa geblieben war…“