Mammakarzinome erkennen

Brustkrebs: Diagnose in der Arztpraxis

Was passiert, nachdem Sie oder Ihre Ärztin beziehungsweise Ihr Arzt einen Knoten in der Brust entdeckt haben? Erfahren Sie, welche Möglichkeiten der Diagnostik es gibt, was bei den Untersuchungen auf Sie zukommt – und wie Sie sich am besten darauf vorbereiten.

Von Michael van den Heuvel 10.10.2024
Ein Arzt betrachtet einen Mammographie-Scan. | © AdobeStock_422714239
Ein Arzt betrachtet einen Mammographie-Scan. Copyright: AdobeStock_422714239

Gut zu wissen: In vielen Fällen wird es sich bei einem Knoten oder einer auffälligen Stelle in der Brust nicht um Brustkrebs (um ein Mammakarzinom) handeln. Mit moderner Diagnostik gelingt es, herauszufinden, ob der Befund gutartig oder bösartig ist. 

Was passiert bei Röntgenuntersuchungen der Brust (Mammographien)? 

Eine Röntgenuntersuchung der Brust, auch Mammographie genannt, liefert Informationen zur Struktur des Brustgewebes. Moderne Mammographie-Geräte arbeiten mit sehr geringer Röntgenstrahlung. 

Was erwartet Sie beim Termin?  

  • Sie werden gebeten, Ihre Oberbekleidung auszuziehen.  
  • Die Brust wird zwischen zwei speziellen Platten platziert, die sanft zusammengedrückt werden, um das Brustgewebe flach zu machen. Dies kann etwas unangenehm sein, dauert jedoch nur wenige Sekunden. 
  • Während der Röntgenaufnahme müssen Sie stillhalten.  
  • Normalerweise werden zwei Ansichten jeder Brust gemacht – von der Seite und von oben nach unten. 
  • Die aufgenommenen Bilder werden von Radiolog:innen (Fachärzt:innen für Bildgebung) ausgewertet. Sie suchen die Bilder ab nach Veränderungen im Brustgewebe, wie Mikroverkalkungen, Knoten oder anderen Auffälligkeiten. 

Ärzt:innen bewerten Ergebnisse der Untersuchung mit dem BIRADS-System (Breast Imaging Reporting and Data System) auf einer Skala von 0 bis 6: 

  • BIRADS 0: Zusätzliche Bilder oder Untersuchungen sind erforderlich 
  • BIRADS 1: Keine Auffälligkeiten 
  • BIRADS 2: Gutartige Veränderungen 
  • BIRADS 3: Wahrscheinlich gutartig, aber möglicherweise sind weitere Untersuchungen erforderlich 
  • BIRADS 4: Verdächtige Veränderungen; möglicherweise ist eine Biopsie erforderlich 
  • BIRADS 5: Starke Hinweise auf Brustkrebs; eine Biopsie wird dringend empfohlen 
  • BIRADS 6: Brustkrebs mit Bestätigung durch eine Biopsie 

Die BIRADS-Befunde 4 bis 5 sind aber nicht mit der Diagnose „Brustkrebs“ gleichzusetzen. Vielmehr geben sie Hinweise darauf, dass weitere Untersuchungen sinnvoll sind. 

Brustkrebs: Wie läuft die Ultraschall-Diagnostik ab? 

Zwar ersetzen Untersuchungen mit Ultraschall (Sonographien) keine Mammographien. Sie liefern aber weitere Informationen – und sind nicht mit einer Strahlenbelastung verbunden. Ultraschall eignet sich unter anderem bei unklaren Ergebnissen der Mammographie, bei dichtem Brustgewebe, bei Frauen mit Brustimplantaten, bei Schwangeren (um eine Strahlenbelastung zu vermeiden) und zum Nachweis von Zysten (flüssigkeitsgefüllten Blasen).  

Die Untersuchung selbst ist für die meisten Frauen nicht unangenehm und gelingt ohne spezielle Vorbereitung. Sie können Ihre normale Kleidung tragen, sollten jedoch Schmuck oder metallische Gegenstände in der Nähe der Brust entfernen. Für die Untersuchung selbst legen Sie sich auf einen Untersuchungstisch, oft auf dem Rücken oder seitlich. Der Raum wird abgedunkelt, damit Ihre Ärztin oder Ihr Arzt die Bilder auf dem Bildschirm optimal erkennt. 

Zu Beginn wird ein wasserbasiertes Gel auf die Haut aufgetragen, um Schallwellen besser zu übertragen. Dann führt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt eine Sonde (den Schallkopf) über die Brust. Sie sendet Schallwellen aus und empfängt Echos von den Geweben in der Brust. Diese werden auf einem Bildschirm dargestellt. Die Bilder zeigen das Brustgewebe, Zysten, Knoten oder andere Veränderungen anhand unterschiedlicher Dichte und damit unterschiedlich starker Echos vom Ultraschall.  

Was sollten Sie zur Kernspintomographie (MRT) bei Brustkrebs wissen? 

Haben die bisherigen Untersuchungen kein klares Ergebnis gebracht, liefert die Kernspintomographie weitere Erkenntnisse. Das Gerät erzeugt mit Magnetfeldern detaillierte Bilder des Brustgewebes.  

Entfernen Sie vorab Schmuck oder metallische Gegenstände. Bei der Untersuchung selbst liegen Sie auf einem mobilen Tisch, der in eine Röhre geschoben wird. Bleiben Sie möglichst ruhig liegen. Während der Untersuchung erzeugt das Gerät laute Klopfgeräusche. Keine Angst – das ist normal. 

Vielleicht rät Ihre Ärztin oder Ihr Arzt auch, Kontrastmittel einzusetzen. Ziel ist, Strukturen im Gewebe besser darzustellen. Die Präparate können in seltenen Fällen zu Nebenwirkungen wie Allergien, Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen führen. Fragen Sie im Zweifelsfall nach. Die Untersuchung dauert in der Regel etwa 20 bis 45 Minuten.  

Was kommt bei einer Computertomographie auf Sie zu?  

Eine Computertomographie (CT) von Lunge und Bauch wird oft im Rahmen der Diagnose und der Stadieneinteilung von Brustkrebs durchgeführt. Diese Untersuchung liefert Informationen über mögliche Metastasen, sprich über die Ausbreitung des Krebses in andere Organe. Die Strahlenbelastung ist in der Regel gering und medizinisch akzeptabel.  

Wie läuft die Untersuchung ab? 

  • Je nachdem, welcher Bereich des Körpers untersucht wird, kann es erforderlich sein, dass Sie Kleidungsstücke ausziehen und Metallgegenstände wie Schmuck oder Gürtel entfernen. 
  • Sie werden auf einen beweglichen Tisch gelegt, der in den CT-Scanner gefahren wird. Es ist wichtig, dass Sie ruhig liegen, um klare Bilder zu erhalten. 
  • Der CT-Scanner dreht sich um Ihren Körper und sendet Röntgenstrahlen durch den zu untersuchenden Bereich. Detektoren auf der anderen Seite des Scanners messen die Strahlen. Während des Scans hören Sie nur leise Geräusche. 
  • Je nach Untersuchungsart werden Sie vielleicht aufgefordert, den Atem anzuhalten oder zu atmen. Dies hilft Ärztinnen und Ärzten, klare Bilder zu erhalten. 
  • Ein CT-Scan dauert normalerweise nur wenige Minuten. Die genaue Dauer hängt von der Region ab, die untersucht wird.  

Wie gehen Ärzt:innen bei Biopsien vor?  

Haben Voruntersuchungen Anhaltspunkte auf Brustkrebs geliefert, folgt eine Gewebeentnahme, Biopsie genannt. Ärzt:innen entnehmen mit einer Nadel eine Gewebeprobe und schicken sie zur weiteren Untersuchung in ein spezielles Labor.  

Bei der Stanzbiopsie wird unter lokaler Betäubung eine spezielle Stanznadel durch die Haut bis in die verdächtige Stelle der Brust eingeführt. Unter Ultraschall-Kontrolle wird sichergestellt, den richtigen Bereich zu treffen. Die Nadel wird in einer Führungsschiene schnell in das Gewebe eingeführt und dann wieder entfernt. Im Inneren der Hohlnadel befindet sich die Gewebeprobe für weitere Untersuchungen.  

Alternativ kommt die sogenannte Vakuumbiopsie zum Einsatz, ebenfalls unter lokaler Betäubung. Eine spezielle Nadel mit einer Vakuumeinheit am Ende wird durch die Haut in den Zielbereich eingeführt. Dies kontrollieren Ärzt:innen per Ultraschall oder Mammographie. 

Die Probenentnahme erfolgt in beiden Fällen in mehreren Schritten, um Gewebe aus verschiedenen Bereichen der verdächtigen Region zu erhalten. Sowohl bei der Vakuum- als auch bei der Stanzbiospie heilen die winzigen Wunden meist schnell wieder ab. Nur in Ausnahmefällen entscheiden sich Ärzt:innen zur offenen Biopsie. Sie schaffen – oft unter Vollnarkose – mit einem Schnitt Zugang zur verdächtigen Region und entnehmen eine Probe. Danach wird der Schnitt genäht.  

Ergebnisse einer Biopsie liegen meist nach einigen Tagen vor. Sie ermöglichen es, zu beurteilen, ob eine Geweberegion, etwa ein Knoten, gutartig oder bösartig ist. Das wird über das sogenannte Grading (G) angegeben. G1 steht für gut differenzierte, also wenig entartete Zellen; die Prognose ist oft recht gut. Zellen, die mit G3 klassifiziert werden, weichen in ihrem Aufbau stark von gesunden Zellen ab. Mit den Proben werden Tests auf Tumormarker bei Brustkrebs durchgeführt. 

Welche Erkenntnisse liefern molekularbiologische Tests in der Brustkrebs-Diagnostik? 

Spezielle Untersuchungen der veränderten Zellen sind bei Brustkrebs wichtig, um genauer festzustellen, um was für Zellen es sich handelt – und welche Angriffspunkte für die Therapie sie bieten. Einige der wichtigsten Biomarker bei Brustkrebs:  

  • Hormonrezeptoren sind Moleküle an Krebszellen, die Östrogen oder Progesteron (weibliche Geschlechtshormone) binden. Hat ein Tumor Andockstellen für Östrogen, wird er als „ER+“ gekennzeichnet („ER“ steht für „Estrogen“). Progesteron-Rezeptoren werden mit „PR+“ angegeben.  
  • HER2 (Human Epidermal Growth Factor Receptor 2) ist ein Protein, das auf der Oberfläche von Brustkrebszellen vorhanden sein kann. Eine übermäßige Produktion von HER2 steht mit aggressiveren Formen von Brustkrebs in Verbindung.  
  • KI-67, ein weiteres Protein, liefert Hinweise darauf, wie rasch Zellen sich teilen und wie aggressiv ein Tumor ist. 
  • Die Enzyme uPA/PAI1 helfen Ärzt:innen bei der Einschätzung, wie stark Tumorzellen sich ausbreiten. 
  • Daneben gibt es zahlreiche weitere molekularbiologische Tests an Brustkrebszellen. Sie können in bestimmten Fällen u.a. bei der Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie helfen. 
  • Spezielle Gentests können auch durchgeführt werden.    

Wer profitiert von einer Knochenszintigraphie bei Brustkrebs? 

Bei fortgeschrittenem Brustkrebs besteht das Risiko, dass Krebszellen sich auf andere Teile des Körpers (Metastasen), einschließlich der Knochen, ausbreiten. Die Knochenszintigraphie kann helfen, Knochenmetastasen frühzeitig aufzuspüren. Patientinnen erhalten eine geringe Menge einer schwach radioaktiv markierten Substanz (Radiopharmazeutikum) über eine Spritze in die Vene. Der radioaktive Stoff reichert sich in Knochenmetastasen stärker an als in gesunden biologischen Strukturen. Mit einer speziellen Kamera lässt sich die Strahlung außerhalb des Körpers nachweisen und als Bild darstellen.

Zusammenfassung Nach ersten Hinweisen auf Brustkrebs setzen Ärzt:innen auf Röntgen-, Ultraschall- und/oder MRT-Untersuchungen. Bei Biopsien entnehmen sie Gewebeproben, die im Labor untersucht werden. Molekularbiologische Untersuchungen helfen, verschiedene Formen von Brustkrebs zu unterscheiden und die Behandlung gezielt zu planen. Speziell beim Verdacht auf Metastasen im Knochen kommen Szintigraphien zum Einsatz.

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