Die Diagnose von Prostatakrebs beginnt immer mit einem ausführlichen Gespräch. Der Arzt oder die Ärztin fragt dabei unter anderem nach
- vorhandenen Beschwerden (etwa vermehrter Harndrang, schwacher Harnfluss etc.),
- Vorerkrankungen,
- Fällen von Prostatakrebs in der Familie und
- Risikofaktoren für Prostatakrebs.
Um den Verdacht auf ein Prostatakarzinom abzuklären, stehen verschiedene weiterführende Untersuchungen zur Verfügung.
Digital-rektale Untersuchung (Tastuntersuchung)
Die digital-rektale Untersuchung (DRU) ist der erste Schritt bei der Diagnose von Prostatakrebs. Dabei tasten Ärzt:innen die Prostata über den Enddarm ab. Die Untersuchung erfolgt im Liegen mit angezogenen Beinen. „Digital“ bedeutet „mit dem Finger“: Die Ärztin oder der Arzt zieht einen Handschuh über die Hand und gibt etwas Gleitgel auf den Zeigefinger. Anschließend wird der Finger vorsichtig in den After eingeführt.
Die Tastuntersuchung tut nicht weh und dauert normalerweise auch nicht lange. Manchen Männern kann sie allerdings unangenehm sein. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin darüber. Und denken Sie daran: Für Mediziner:innen sind solche Untersuchungen etwas ganz Normales.
Bei Auffälligkeiten (zum Beispiel Knoten oder harten Strukturen) folgen weitere Untersuchungen, da diese Methode zur Diagnose von Prostatakrebs allein nicht ausreicht.
PSA-Test zur Prostatakrebs-Diagnose
Als Tumormarker für Prostatakrebs dient das sogenannte prostataspezifische Antigen (PSA). Ist der Wert erhöht, kann das auf ein Prostatakarzinom hinweisen. Bei Verdacht auf Prostatakrebs führen Ärzt:innen daher einen PSA-Test durch. Dabei handelt es sich um eine Blutuntersuchung, für die etwas Blut aus der Armvene nötig ist. Folgende Werte gelten als auffällig:
- mehr als 4 Nanogramm pro Milliliter Blut (ng/ml), eine zweite Messung nach sechs bis acht Wochen muss diesen Wert bestätigen
- plötzlicher Anstieg im Verlauf mehrerer Tests (zwischen 0,35 ng/ml pro Jahr und 0,75 ng/ml pro Jahr)
Ein auffälliger Wert kann auf ein Prostatakarzinom hindeuten, er kann aber auch viele andere Ursachen haben. Daher schließen sich in diesem Fall weitere Untersuchungen zur Diagnose von Prostatakrebs an.
Transrektaler Ultraschall (TRUS)
Der transrektale Ultraschall (auch: TRUS) kann die Tastuntersuchung bei der Prostatakrebs-Diagnose ergänzen. Mit der Ultraschall-Untersuchung lassen sich Größe, Lage und Ausdehnung der Prostata und eventuelle Veränderungen näher bestimmen.
Arzt oder Ärztin führen dafür eine ein bis zwei Zentimeter dicke Ultraschallsonde über den After in den Enddarm ein. Das empfinden manche Männer als unangenehm. Die Untersuchung dauert aber nicht lange und ist schmerzlos.
Der transrektale Ultraschall reicht als alleinige Methode allerdings nicht aus, um Prostatakrebs festzustellen.
Magnetresonanztomografie (MRT)
Eine Magnetresonanztomografie (MRT) kann bei Verdacht auf Prostatakrebs helfen, verdächtige Bereiche im Prostatagewebe selbst und auch außerhalb davon besser zu beurteilen. Zur Prostatakrebs-Diagnose dient in der Regel die sogenannte multiparametrische MRT (mpMRT).
Dieses Verfahren vereint mehrere MRT-Techniken. Damit lassen sich nicht nur die Größe und Form der Prostata erfassen, sondern auch Faktoren wie Durchblutung, Zelldichte oder bestimmte Stoffwechselvorgänge im Gewebe.
Vor der mpMRT sollte der Patient Blase und Enddarm entleeren. Mitunter sind auch Medikamente nötig, die die Darmbewegung dämpfen. Die Untersuchung selbst dauert etwa 30 Minuten.
Bei einem bereits diagnostizierten Tumor dient ein MRT auch dazu, die umliegenden Lymphknoten zu untersuchen und festzustellen, wie weit sich das Prostatakarzinom ausgebreitet hat. Diesen Teil der Prostatakrebs-Diagnose nennen Fachleute Ausbreitungsdiagnostik.
Gewebeentnahme (Biopsie)
Um den Verdacht auf Prostatakrebs zu bestätigen, ist immer eine Gewebeentnahme (Biopsie) nötig. Bei einer transrektalen Ultraschalluntersuchung (TRUS, siehe oben) werden mit einer Nadel etwa zehn bis zwölf Gewebeproben aus verschiedenen Stellen der Prostata entnommen. Durch das Bild auf dem Ultraschall kann die Untersucherin/der Untersucher genau sehen, wo die Nadel gerade ist.
Hat eine MRT-Untersuchung vorab bereits verdächtige Bereiche identifiziert, kann die Gewebeentnahme auch gezielt erfolgen. Die MRT-Bilder werden dazu in ein Ultraschallgerät eingelesen (Fusionsbiopsie).
Da eine Biopsie zur Prostatakrebs-Diagnose mitunter etwas wehtun kann, erhält der Untersuchte für den kleinen Eingriff eine örtliche Betäubung. Ein zusätzlich verabreichtes Antibiotikum verhindert, dass sich die Einstichstelle infiziert. Bei der sogenannten transperinealen Biopsie ist in der Regel eine Vollnarkose nötig. Hier erfolgt die Gewebeentnahme über den Damm durch die Haut.
Speziell dafür ausgebildete Ärzt:innen (Patholog:innen) untersuchen die Gewebeproben unter dem Mikroskop, um eventuell vorhandene Krebszellen festzustellen und sie zu beurteilen. Das Ergebnis dieser histologischen Untersuchung liegt normalerweise innerhalb weniger Tage vor.
Bestätigt sich der Verdacht auf ein Karzinom, gibt der sogenannte Gleason-Score an, wie aggressiv der Tumor ist. Er reicht von 6 bis 10. Dieser Wert ist wichtig, um das weitere Vorgehen für die Prostatakrebs-Diagnose und die Behandlung zu planen.
Knochenszintigrafie zur Ausbreitungsdiagnostik
Weitere bildgebende Tests können die Prostatakrebs-Diagnose verfeinern. Sie zeigen, wie weit sich der Prostatakrebs bereits ausgebreitet hat, und kommen nur unter bestimmten Voraussetzungen zum Einsatz.
Die Knochen- oder Skelettszintigrafie (umgangssprachlich auch Knochenscan) gibt zum Beispiel Aufschluss darüber, ob der Prostatakrebs Tochtergeschwulste in den Knochen (Knochenmetastasen) gebildet hat. Die Untersuchung kommt infrage bei
- einem PSA-Wert über 10 ng/ml
- Knochenschmerzen
- fortgeschrittenem Tumorstadium
- aggressivem Prostatakarzinom
Für die Szintigrafie spritzen Ärzt:innen dem Patienten einen schwach radioaktiven Stoff in die Armvene. Bis sich dieser im Körper komplett verteilt hat, vergeht einige Zeit – abhängig davon, welche Substanz zum Einsatz kommt. Dann erst legt sich der Patient unter die Strahlenkamera.
Je nachdem, wie viele Aufnahmen gemacht werden, kann die Untersuchung zur genaueren Prostatakrebs-Diagnose bis zu 20 Minuten dauern.
CT-Untersuchung und MRT zur Ausbreitungsdiagnostik
Um abzuschätzen, ob der Prostatakrebs sich möglicherweise bereits in das umliegende Gewebe ausgebreitet und/oder Metastasen gebildet hat, können zusätzliche bildgebende Untersuchungen sinnvoll sein.
Hat die Biopsie ergeben, dass es sich um einen aggressiven und/oder großen Tumor handelt, empfehlen Fachleute ein MRT des Beckenbereichs. Ist ein MRT nicht verfügbar, ist eine Computertomografie (CT) zur weiteren Prostatakrebs-Diagnose angezeigt. Der Patient liegt dabei auf einer Liege, die langsam durch einen Röntgenring fährt. Das Verfahren ist schmerzfrei, aber mit einer Strahlenbelastung verbunden.
Die Positronenemissionstomografie (PET) macht Stoffwechselvorgänge sichtbar. Sie gibt ebenso Hinweise darauf, ob der Prostatakrebs gestreut hat. Sie erfolgt oft in Kombination mit einer CT-Untersuchung. Für die sogenannte PSMA-PET spritzen Ärzt:innen eine schwach radioaktiv markierte Substanz ins Blut (Tracer), die sich an Prostatakrebszellen anheftet.
Das CT macht anschließend die verdächtigen Bereiche sichtbar. Noch ist nicht klar, wie aussagekräftig die Ergebnisse dieser Untersuchung sind. Daher ist das Verfahren für die Prostatakrebs-Diagnose derzeit noch kein Standard.