Vorbeugung von Darmkrebs

Darmkrebsrisiko "Darmpolypen": Wie gefährlich sind sie? Was muss ich beachten?

In den meisten Fällen sind Darmpolypen nicht bösartig. Sie können aber das Risiko erhöhen, an Darmkrebs zu erkranken. Darmpolypen und Darmkrebs kommen oft familiär gehäuft vor. Wie entstehen Darmpolypen, welche Risikofaktoren gibt es und was sollten Betroffene beachten?

Von Annika Lutter 03.05.2023 · 13:30 Uhr
Darmpolypen bei einer Darmspiegelung | © AdobeStock-286829982
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Ihre Ärztin oder Ihr Arzt hat bei Ihnen Polypen im Darm gefunden? Was bedeutet der Befund für Sie? Polypen sind Vorwölbungen der Darmschleimhaut. Mit einer Größe von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern wachsen sie in den Darmraum hinein. Da sie meistens keine Beschwerden verursachen, werden sie sehr oft nur als Zufallsbefund im Rahmen einer Koloskopie (Darmspiegelung) bemerkt. Da Polypen meist harmlos sind, besteht für Sie erst mal kein Grund zur Beunruhigung, falls bei Ihnen Darmpolypen diagnostiziert werden.

Darmpolypen als Vorstufe von Darmkrebs

Obwohl Darmpolypen in den meisten Fällen keine Gefahr darstellen, kann sich aus ihnen Darmkrebs entwickeln. Und zwar dann, wenn das Zellwachstum außer Kontrolle gerät und die Zellen entarten, also wenn sich die Zellen in Krebszellen umwandeln. Deshalb sollten Polypen engmaschig ärztlich untersucht werden.

Diese Ursachen haben Darmpolypen und Darmkrebs

Weshalb Darmpolypen entstehen, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch nicht vollständig geklärt. Bekannt ist, dass mehrere Faktoren gemeinsam von Bedeutung sind:

  • Alter: Je älter ein Mensch ist, desto häufiger ist er von Darmpolypen betroffen. Deshalb ist mehr als jede:r zweite Darmkrebspatient:in über 70 Jahre alt. Gerade einmal zehn Prozent der Erkrankten sind jünger als 55 Jahre.
  • Wenig Bewegung: Häufiger von Darmpolypen betroffen sind auch Menschen mit geringer körperlicher Aktivität.
  • Übergewicht: Ebenso treten sie vermehrt bei Menschen mit einem hohen Body-Mass-Index (BMI) auf.
  • Ernährung: Auch bestimmte Ernährungsgewohnheiten werden aufgrund von Beobachtungsstudien mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko in Verbindung gebracht. Darunter vor allem ein häufiger Verzehr von rotem Fleisch und eine allgemein ballaststoffarmen Ernährung.
  • Geschlecht: Männer sind deutlich häufiger von Darmpolypen betroffen als Frauen.
  • Alkoholkonsum und Rauchen: Hoher Alkoholkonsum und Rauchen scheinen ebenfalls das Risiko zu erhöhen, dass Darmpolypen entstehen.

Familiäre Häufung von Darmpolypen und Darmkrebs

Neben den genannten Risikofaktoren ist auch eine familiäre Häufung zu beobachten. Etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle von Darmkrebs treten bei mehreren nahen Verwandten auf. Dann ist die Rede vom „familiären kolorektalen Karzinom“.

Bei Betroffenen ist es im Schnitt zwei- bis dreimal wahrscheinlicher, dass sich Darmkrebs im Lauf des Lebens ausbildet. Die Wahrscheinlichkeit ist umso höher, je mehr und früher enge Verwandte erkranken. Darmkrebs tritt gehäuft schon vor dem 50. Lebensjahr auf, wenn mindestens zwei Verwandte ersten Grades von Darmpolypen betroffen sind.

Was ist die familiäre adenomatöse Polyposis coli?

Die familiäre adenomatöse Polyposis coli (FAP) ist eine seltene Erbkrankheit. Bei ihr kommt es im Dickdarm zu Schleimhautpolypen in hundert- bis tausendfacher Zahl bereits im frühen Alter, sprich im zweiten Lebensjahrzehnt.

Bleiben die Polypen unbehandelt und werden nicht entfernt, kommt es bei fast allen FAP-Betroffenen im Lauf der Jahre zu Dickdarmkrebs. Zirka ein Prozent aller weltweiten Fälle von Dickdarmkarzinomen sind auf eine FAP zurückzuführen.

Was vestehen Ärzt:innen unter dem Gardner-Syndrom?

Beim Gardner-Syndrom ist die Rede von einer bestimmten Verlaufsform der FAP. Dabei kommt es neben den Polypen im Dickdarm auch zu gutartigen Tumoren der Knochen, Haut und des Bindegewebes.

Welche Besonderheiten hat die MUTYH-assoziierte Polyposis?

Bei der MUTYH-assoziierten Polyposis (MAP), einer autosomal-rezessiv vererbbaren Erkrankung, treten bis zu Hunderte adenomatöser Polypen im Dickdarm auf. Bei Betroffenen entarten die Polypen im Laufe des Lebens sehr wahrscheinlich zu bösartigen Tumoren.

Die Diagnose lautet dann Dickdarmkrebs (kolorektales Karzinom). Dieser tritt bei MAP-Betroffenen meist erst ab dem 50. oder 60. Lebensjahr auf. In Einzelfällen entsteht der Darmkrebs früher, selbst bei noch sehr geringer Polypenzahl.

Erkrankte sind bei der Diagnose im Schnitt 45 Jahre alt. Werden sie nicht engmaschig bereits vor Krankheitsausbruch kontrolliert, besteht für sie ein Risiko von 70–80 Prozent, irgendwann an Darmkrebs zu erkranken. Dieses Risiko kann mit regelmäßigen Koloskopien und der vorsorglichen Entfernung von Polypen deutlich reduziert werden.

Wann ist eine Darmspiegelung wichtig?

In beiden Fällen, also sowohl mit als auch ohne genetische Prädisposition, gelten für die Familienmitglieder von Erkrankten besondere Empfehlungen zur Darmkrebsfrüherkennung. 

  1. Koloskopien ohne genetische Veranlagung:

    Ohne genetisch bekannte Veranlagung sollten Koloskopien bei Risikopatienten ab dann stattfinden, wenn sie zehn Jahre jünger sind, als der betroffene Verwandte bei der Erkrankung war. Spätestens sollten sie aber mit 40 bis 45 Jahren und in einem Turnus von höchstens zehn Jahren koloskopiert werden.
  2. Koloskopien bei genetischer Veranlagung:

    Ist eine genetische Veranlagung bekannt oder besteht ein Verdacht auf eine solche, wird ein verkürzter Abstand der Darmspiegelungen empfohlen. Dann werden Darmspiegelungen in Intervallen von höchstens drei bis fünf Jahren durchgeführt. Außerdem wird bei einer genetischen Vorbelastung auch sehr viel häufiger erwogen, Operationen zur vorsorglichen Polypenentfernung durchzuführen, auch wenn sich noch kein Darmkrebs entwickelt hat.
Zusammenfassung Darmpolypen verursachen meist keine Symptome und werden oft nur zufällig bei einer Darmspiegelung entdeckt. Sie können sich zu Darmkrebs entwickeln – das ist aber nicht zwingend der Fall. Wer eine genetische Veranlagung zu vermehrten Darmpolypen hat, sollte regelmäßig zur Früherkennung gehen. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt berät Sie auch zu sinnvollen Lebensstil-Maßnahmen, um das Darmkrebs-Risiko zu verringern.

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