Mit 64.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Darmkrebs eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Fachleute unterscheiden zwischen einem Kolonkarzinom (Krebs im Dickdarm) und einem Rektumkarzinom (Krebs im Enddarm). Zusammengefasst wird beides unter dem Begriff kolorektales Karzinom. Wer ist besonders gefährdet?
Erkrankung häufiger bei älteren Menschen
Darmkrebs tritt bei älteren Menschen deutlich häufiger auf als bei jüngeren. Im Schnitt sind Männer rund 72 Jahre alt, wenn sie die Diagnose eines kolorektalen Karzinoms erhalten; für Frauen beträgt das mittlere Alter, wenn sie an Darmkrebs erkranken, 75 Jahre. Ab einem Alter von 50 Jahren steigt die Häufigkeit von Darmkrebs deutlich an.
Den Lebensstil ändern
Zahlreiche Studien zeigen, dass bei Darmkrebs Einflüsse des Lebensstils eine große Rolle spielen. Manche Faktoren erhöhen das Risiko, andere verringern es.
Übergewicht vermeiden
Übergewicht zählt zu den wichtigsten Darmkrebs-Risikofaktoren. Menschen, die einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 25 aufweisen, haben ein erhöhtes Risiko, ein kolorektales Karzinom zu entwickeln. Fachleute empfehlen daher übergewichtigen Menschen, abzunehmen und ihre Ernährung anzupassen.
Auf Tabak verzichten
Auch Rauchen ist ein Risikofaktor für Darmkrebs, und Expert:innen gehen davon aus, dass der Verzicht auf Tabakkonsum das Risiko senken kann.
Mehr bewegen
Hoch im Kurs steht körperliche Aktivität: Studien zufolge haben Menschen, die regelmäßig körperlich aktiv sind, ein bis zu 30 Prozent geringeres Risiko, an einem Tumor im Darm zu erkranken. Schon 30 bis 60 Minuten moderate körperliche Aktivität täglich scheinen die Gefahr für Darmkrebs zu senken. Fachleute raten daher dazu, sich regelmäßig körperlich zu bewegen.
Gesunde Ernährung
Die Ernährung spielt bei Darmkrebs eine besondere Rolle. Zwar gibt es keine spezielle Diät, um das Risiko für ein kolorektales Karzinom zu senken. Allerdings empfehlen Expert:innen eine ausgewogene Mischkost mit 30 Gramm Ballaststoffen pro Tag.
Wichtig ist auch, den Alkoholkonsum einzuschränken und rotes oder verarbeitetes Fleisch nur in geringen Mengen zu konsumieren. Denn sowohl Alkohol als auch rotes oder gepökeltes Fleisch erhöhen das Darmkrebsrisiko, während Ballaststoffe es zu senken scheinen. Ballaststoffe finden sich zum Beispiel in (Vollkorn-)Getreideprodukten oder Hülsenfrüchten und in geringerer Menge in Obst und Gemüse.
Generell raten Fachleute dazu, die allgemeinen Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu befolgen und Obst und Gemüse vermehrt zu essen, um das Risiko für Darmkrebs zu senken.
Familiärer Darmkrebs: Gene als Ursache
Auf bestimmte Risikofaktoren fehlt jedoch der Einfluss: Verwandte ersten Grades von Patient:innen mit Darmkrebs haben ein erhöhtes Risiko, selbst daran zu erkranken – sie weisen eine familiäre Vorbelastung auf. Bei Verwandten zweiten Grades ist die Gefahr dafür zwar auch erhöht, aber in geringerem Ausmaß.
In etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle tritt Darmkrebs gehäuft in der Familie auf, ohne dass konkrete genetische Ursachen ausgemacht werden können – man spricht in diesem Fall von einem familiären kolorektalen Karzinom. Menschen, bei denen es Verwandte mit Darmkrebs in der Familie gibt, sollten ihre Ärztin oder ihren Arzt fragen, ob für sie Früherkennungsuntersuchungen schon vor dem 50. Lebensjahr sinnvoll sind.
Das Lynch-Syndrom
Manche Darmkrebserkrankungen lassen sich auf gut untersuchte Genmutationen zurückführen. Dazu gehören das hereditäre nichtpolypöse kolorektale Karzinom und die familiäre adenomatöse Polyposis.
Das hereditäre nichtpolypöse kolorektale Karzinom wird auch als „Lynch-Syndrom“ bezeichnet. Es entsteht durch Fehler in Proteinen, die eigentlich dafür zuständig sind, die DNA zu reparieren. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs und sie erkranken im Schnitt früher als Patient:innen mit nicht erblichen kolorektalen Karzinomen.
Familiäre adenomatöse Polyposis
Die familiäre adenomatöse Polyposis lässt sich ebenfalls auf ein Gen zurückführen, das seine Funktion verloren hat. Betroffene haben oft schon vor ihrem 20. Lebensjahr zahlreiche Polypen im Dickdarm und eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit – das Karzinomrisiko beträgt nahezu 100 Prozent –, an Krebs zu erkranken. Fachleute empfehlen als Therapie der familiären adenomatösen Polyposis, den Dickdarm vorsorglich zu entfernen.
Wenig empfehlenswert: die Chemoprävention
Eine Tablette nehmen und sich damit vor Darmkrebs schützen? Das ist bisher leider ein Wunschtraum. Zwar gibt es verschiedene Studien, die darauf hindeuten, dass zum Beispiel Acetylsalicylsäure, ein Wirkstoff in manchen Kopfschmerztabletten, das Krebsrisiko senken kann – allerdings sollte man das Medikament nicht zur Krebsprävention einnehmen, da es schwere Nebenwirkungen haben kann. Auch zu Nahrungsergänzungsmitteln gibt es Studien; allerdings belegen die nicht, dass sich diese zur Prävention von kolorektalen Karzinomen eignen.