Brustkrebs, auch Mammakarzinom genannt, ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Welche Daten zur Häufigkeit von Brustkrebs gibt es? Im Jahr 2019 sind in Deutschland 71.375 Frauen und 760 Männer daran erkrankt. Im Lauf ihres Lebens erhalten 13 von 100 Frauen diese Diagnose. Bei Männern ist das Risiko etwa 100-fach niedriger. Dieser Beitrag hat Brustkrebs bei der Frau zum Schwerpunkt. Mehr zu Brustkrebs beim Mann finden Sie am Ende des Artikels.
Was passiert bei Brustkrebs im Körper?
Ein Blick auf die Details: Brustkrebs entsteht in Zellen der Brustdrüse. Sie beginnen, sich unkontrolliert zu teilen. Schreitet die Erkrankung fort, zerstören diese Zellen das umliegende Gewebe. Dann stufen Ärztinnen und Ärzte den Tumor als bösartig ein. Später können sich einzelne Zellen absiedeln und Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Gutartige Tumoren grenzen sich trotz ihres Wachstums noch vom umgebenden Gewebe ab. Sie bilden keine Metastasen.
Welche Risikofaktoren für Brustkrebs gibt es?
Warum Zellen des Brustgewebes sich unkontrolliert vermehren, kann unterschiedliche Gründe haben:
- Ein ungesunder Lebensstil, etwa Übergewicht, Rauchen, hoher Alkoholkonsum, wenig Bewegung, kein Stillen oder kurzes Stillen sowie eine hormonelle Verhütung sind bekannte Risikofaktoren für Brustkrebs.
- Auch Veränderungen in bestimmten Bereichen des Erbguts (in bestimmten Genen) werden mit einem höheren Brustkrebs-Risiko in Verbindung gebracht. Darauf können Brustkrebs-Erkrankungen in der Familie hindeuten.
Wichtig zu wissen: Nicht alle Menschen mit erhöhtem Risiko bekommen Brustkrebs – und auch Menschen ohne erhöhtes Risiko können erkranken. Die Risikofaktoren verschieben nur die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung. Wer Brustkrebs bekommt, lässt sich nicht vorhersagen.
In welchem Alter ist Brustkrebs am häufigsten?
Generell steigt für Brustkrebs der Frau – wie auch für viele andere Krebserkrankungen – das Risiko mit zunehmendem Alter. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 64 Jahren. Allerdings ist eine von sechs Patientinnen deutlich jünger als 50 Jahre. Umso wichtiger sind regelmäßige Selbstuntersuchungen und Screenings.
Wie schnell entsteht Brustkrebs?
Die Entwicklung von Brustkrebs ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Wie schnell Brustkrebs entsteht, unterscheidet sich von Fall zu Fall.
Gut zu wissen: Brustkrebs kann sich über einen längeren Zeitraum entwickeln, oft über Jahre, bevor er diagnostiziert wird. Es gibt sehr langsam wachsende, allerdings auch aggressivere, schnell wachsende Tumore.
Wie erkennen Ärzt:innen Brustkrebs?
Gerade zu Beginn der Erkrankung verursacht Brustkrebs keine Beschwerden. Umso wichtiger sind Tastuntersuchungen und Mammographien als Teile der Brustkrebs-Früherkennung. Sollten sich Auffälligkeiten finden, muss das aber noch längst nicht heißen, dass eine Krebserkrankung vorliegt; viele Befunde stellen sich als harmlos heraus. Ärzt:innen führen dann erst einmal weitere Untersuchungen durch, um Krebs auszuschließen – oder zu bestätigen. Dazu gehören vor allem Biopsien: Unter örtlicher Betäubung wird mit einer Hohlnadel eine Gewebeprobe entnommen, die anschließend im Labor untersucht wird. Das Verfahren ist der Goldstandard; es liefert zuverlässige Aussagen, ob ein Knoten gutartig oder bösartig ist.
Gibt es bei Brustkrebs Vorstufen oder Frühformen?
Mit modernen bildgebenden Verfahren gelingt es Ärzt:innen heute, Vorstufen im Gewebe nachzuweisen. Das sind veränderte Zellen in den Milchgängen und/oder den Drüsenläppchen der Brust. Ob aus ihnen tatsächlich Brustkrebs entsteht, kann niemand mit Sicherheit sagen. Ein höheres Risiko haben Frauen, falls nahe Verwandte bereits an Brustkrebs erkrankt sind.
Das ductale Carcinoma in situ (DCIS) ist eine Frühform von Brustkrebs. Veränderte Zellen sind in den Milchgängen der Brust entstanden, aber nicht in umgebendes Gewebe eingewachsen. Weil aus vielen DCIS ein invasiver Brustkrebs entsteht, empfehlen Expert:innen, alle Frauen mit dieser Frühform zu behandeln.
Welche Stadien gibt es bei Brustkrebs?
Ärzt:innen untersuchen Brustkrebs auch mit bildgebenden Verfahren, um zu bestimmen, wie weit sich ein Tumor ausgebreitet hat. Sie schicken Gewebeproben ins Labor, um Merkmale der Tumorzellen zu bestimmen.
- Wird die Erkrankung früh entdeckt, handelt es sich oft um örtlich begrenzten Brustkrebs. Der Tumor ist klein und hat höchstens angrenzende Lymphknoten befallen. Diese Form ist in vielen Fällen gut heilbar.
- Im Unterschied dazu hat sich fortgeschrittener Brustkrebs stärker ausgebreitet. Brustkrebs-Metastasen (Tochtergeschwülste) sind in anderen Organen zu finden.
- Präziser ist die sogenannte „TNM“-Klassifikation. „T“ steht für die Größe und Ausbreitung des ursprünglichen Tumors, „N“ (Nodes) für den Befall von Lymphknoten und „M“ für metastasierten Brustkrebs.
- Anhand von Gewebeproben wird im Labor bestimmt, ob Krebszellen Bindungsstellen für Hormone oder für den Wachstumsfaktor HER2 auf der Oberfläche tragen.
Wie ist die Prognose bei Brustkrebs?
Viele Patientinnen fragen sich, wie ihre Lebenserwartung bei Brustkrebs ist. Die gute Nachricht vorweg: Zwischen 1999 und 2018/2018 hat sich die Sterberate bei Brustkrebs deutlich verringert. Die Brustkrebs-Überlebenschancen sind in vielen Fällen äußerst hoch. Aktuell geben Statistiker:innen als relative Fünf-Jahres-Überlebensrate 88 Prozent für Frauen und 84 Prozent für Männer an. Die relative Zehn-Jahres-Überlebensrate liegt bei jeweils 83 Prozent.
Die relative Überlebensrate gibt an, wie viele Menschen einen Zeitraum von fünf oder zehn Jahren nach der Diagnose überleben. Sie berücksichtigt auch andere Todesursachen als Krebs.
Gut zu wissen: Hier handelt es sich um Durchschnittswerte für Überlebenschancen bei Brustkrebs. Jede Erkrankung ist anders. Sprechen Sie bei Fragen zur Prognose mit Ihrer Ärztin oder mit Ihrem Arzt.
Wichtig: Die Zahlen beziehen sich auf Patient:innen in Therapie; bei unbehandeltem Brustkrebs ist die Lebenserwartung deutlich niedriger. Zahlen dazu gibt es nicht.
Brustkrebs: Wo finden Sie Rat und Hilfe bei Fragen?
Ertasten Sie einen Knoten in der Brust, ist Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt die richtige Anlaufstelle. Ihre Praxis bindet je nach genauer Fragestellung noch weitere Fachärzt:innen ein, etwa für Radiologie (zur Untersuchung) und für Onkologie beziehungsweise für Chirurgie (zur Behandlung).
Die Deutsche Gesellschaft für Senologie (die Lehre der weiblichen Brust) zertifiziert bundesweit Brustkrebs-Zentren, in denen verschiedene Fachrichtungen eng zusammenarbeiten und die besonders hohe fachliche Standards erfüllen. Adressen zertifizierter Zentren können Sie auch bei der Deutschen Krebsgesellschaft oder speziell für Nordrhein-Westfalen bei der regionalen Ärztekammerabrufen. Listen psychosozialer Beratungsstellen und Selbsthilfe-Organisationen finden Sie beim Krebsinformationsdienst.
Brustkrebs beim Mann – welche Besonderheiten gibt es?
Auch Männer können Brustkrebs bekommen; er tritt bei ihnen aber selten auf. Im Jahr 2019 sind 71.375 Frauen und 760 Männer neu erkrankt. Männer sind im Schnitt später als Frauen betroffen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 71 Jahren (gegenüber 64 Jahren bei Frauen). Bekannte Risikofaktoren für Brustkrebs beim Mann sind vor allem Veränderungen im Erbgut, vor allem in den sogenannten BRCA-Genen. Doch selbst hier erkranken nur ein bis zwei von 100 (bei der BRCA-1-Mutation) beziehungsweise sechs von 100 Männern (bei einer BRCA-2-Mutation) im Lauf ihres Lebens.