Diagnostik und Therapie

Brustkrebs beim Mann

Können Männer Brustkrebs bekommen? Ja, wenn auch vergleichsweise selten. Mammakarzinome gibt es nicht nur bei Frauen. Erfahren Sie, welche Beschwerden Brustkrebs beim Mann verursacht und welche Therapien es gibt.

Von Michael van den Heuvel 31.08.2023
Die Brust eines Mannes. | © AdobeStock_372987104
Die Brust eines Mannes. Copyright: AdobeStock_372987104

Wie häufig tritt Brustkrebs bei Männern auf?  

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, tritt bei Männern jedoch äußerst selten auf. Dazu ein paar Zahlen: Im Jahr 2019 haben Ärzt:innen bei 71.375 Frauen Brustkrebs neu diagnostiziert, aber nur bei 760 Männern. Dies entspricht 1,2 Fällen pro 100.000 Männer und 115 Fällen pro 100.000 Frauen.  

Brustkrebs beim Mann: Welche Symptome treten auf? 

Weil die Erkrankung bei Männern eher selten ist, gibt es keine ärztlichen Früherkennungsuntersuchungen für Brustkrebs bei Männern, und überhaupt rechnet man als Mann nicht mit dieser Erkrankung. Dafür haben Männer einen großen Vorteil: Weil ihre Brüste kleiner sind als die von Frauen, sind Veränderungen oft schneller erkennbar. Wichtig: Nicht immer sind diese Veränderungen Zeichen einer Krebserkrankung. Um das herauszufinden, sollten Sie sich mit den Symptomen bei einem Arzt/einer Ärztin vorstellen. 

Zu den ersten Anzeichen für Brustkrebs beim Mann zählen eine Verhärtung der Brust (eher typisch bei Männern als bei Frauen), aber auch Knoten oder Entzündungen im Brustbereich sowie vergrößerte Lymphknoten und Schwellungen in der Achselhöhle. Bei manchen Patienten tritt Flüssigkeit aus der Brustwarze aus, die Haut verändert sich oder die Brustwarze wirkt wie nach innen gezogen.  

In späteren Stadien kann sich Brustkrebs auch durch Knochenschmerzen, Gewichtsverlust, weniger Antrieb oder Müdigkeit äußern. Diese Beschwerden sind aber keineswegs spezifisch für Brustkrebs; sie treten bei vielen Erkrankungen auf. Lassen Sie solche Beschwerden rasch ärztlich abklären.  

Wo finden Männer mit Brustkrebs Hilfe? 

Haben Sie Veränderungen der Brust bemerkt, sind Sie vielleicht erst einmal verunsichert. Es ist aber wichtig, die Symptome zügig ärztlich abklären – und gegebenenfalls behandeln – zu lassen. 

Erste Anlaufstelle bei allen Beschwerden ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt. Sie ziehen dann nach Bedarf weitere Fachärzt:innen hinzu, etwa aus der Gynäkologie, Onkologie, Chirurgie, Endokrinologie bzw. Andrologie. Zertifizierte Brustkrebszentren behandeln gleichermaßen Frauen und Männer mit Mammakarzinom. 

Beim Netzwerk „Männer mit Brustkrebs e.V.“ finden Sie Ansprechpartner:innen, können sich mit Betroffenen austauschen und an bundesweiten Patient:innentreffen teilnehmen. 

Wie erkennen Ärzt:innen Brustkrebs beim Mann? 

Haben Sie auffällige Veränderungen in der Brust festgestellt, setzen Ärztinnen und Ärzte Verfahren ein, die auch bei Frauen zum Einsatz kommen. Zuerst erfassen sie Ihre Krankengeschichte und fragen nach Vorerkrankungen oder nach Brustkrebs in der Familie. Erhärtet sich der Verdacht auf Brustkrebs, setzen sie bildgebende Verfahren ein, etwa Mammographie (Röntgen), Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT).  

Werden dabei verdächtige Veränderungen festgestellt, entnehmen sie eine Gewebeprobe (Biopsie) zur Untersuchung im Labor. Dort werden die Zellen unter dem Mikroskop untersucht. Bei bestimmten Arten von Brustkrebs sind außerdem Tests auf Hormonrezeptoren und auf Veränderungen (Mutationen) des Erbguts sinnvoll, um die Behandlung zu planen. Hormonrezeptoren sind Bindungsstellen für Hormone. 

Welche Risikofaktoren für Brustkrebs beim Mann gibt es?  

Die genaue Ursache von Brustkrebs beim Mann konnten Forschende bislang nicht vollständig klären. Ein erhöhtes Risiko von Brustkrebs findet sich aber bei folgenden Faktoren:  

  • familiäre Vorgeschichte von Brustkrebs bei Verwandten ersten Grades (z. B. Mutter, Vater, Geschwister)
  • genetische Veränderungen wie Mutationen in den BRCA1- und BRCA2-Genen 
  • eine übermäßige Östrogenbelastung, sei es aufgrund von genetischen Faktoren, Medikamenten, Doping oder hormonellen Störungen
  • Lebererkrankungen wie Leberzirrhose
  • hohe Strahlendosen, insbesondere in jungen Jahren
  • Klinefelter-Syndrom (eine genetische Störung mit einer ungewöhnlichen Anzahl von X-Chromosomen)
  • Hodenhochstand, Hodenentzündung, Nebenhodenentzündung oder Prostatakrebs
  • Diabetes
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Gynäkomastie (Vergrößerung der Brustdrüsen)
  • ein ungesunder Lebensstil mit übermäßigem Alkoholkonsum, Rauchen und Übergewicht

Wichtig zu wissen: Das Risiko für Brustkrebs steigt mit dem Alter. Die meisten Brustkrebsfälle treten bei Männern nach dem 60. Lebensjahr auf. 

Wie wird Brustkrebs beim Mann behandelt?  

Die Behandlung von Brustkrebs beim Mann ähnelt der Therapie bei Frauen. Ärzt:innen kombinieren mehrere Strategien, um das optimale Ergebnis zu erzielen. Soweit möglich, entfernen sie den Tumor in der Brust vollständig. Nach der Operation wird meist eine Strahlentherapie eingesetzt, um sicherzustellen, dass verbliebene Krebszellen zerstört werden.  

Falls eine Chemotherapie in Ihrem Fall sinnvoll ist, werden dabei Medikamente eingesetzt, die Krebszellen im ganzen Körper abtöten oder ihr Wachstum hemmen. Bei Brustkrebsarten, die auf Hormone reagieren, können auch Hormonblocker verschrieben werden, um das Wachstum der Krebszellen zu unterdrücken. Das ist bei Männern vergleichsweise oft der Fall. 

Relativ neu sind zielgerichtete Therapien: Spezifische Medikamente richten sich gegen bestimmte Moleküle oder Signalwege, die bei der Krebsentwicklung eine Rolle spielen. Sie sind weniger schädlich für gesundes Gewebe als klassische Chemotherapien und meist auch besser verträglich. Immuntherapien helfen dem Immunsystem, Krebszellen anzugreifen. Die verschiedenen Strategien kommen auch bei fortgeschrittenem Brustkrebs zum Einsatz. Welche Möglichkeiten der Behandlung sich für Sie eignen, bespricht Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mit Ihnen. 

Wie ist die Prognose für Brustkrebs beim Mann?  

Die Medizin schreitet immer weiter fort – und die Prognose ist bei Brustkrebs im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen generell ziemlich gut. Dank moderner Therapien überleben heute viele Männer – und Frauen – eine Brustkrebs-Erkrankung. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei 88 Prozent (Frauen) beziehungsweise 84 Prozent (Männer). Nach zehn Jahren leben noch 83 Prozent (Frauen und Männer).   

Brustkrebs beim Mann: Reha und Nachsorge 

Als Patient mit Brustkrebs haben Sie Anspruch auf vielfältige Unterstützung: 

  • Der Kliniksozialdienst berät Sie bei Fragen zur Krankenversicherung, zu finanziellen Hilfen, zu sozialen Leistungen und rechtlichen Fragen. Er vermittelt auch Kontakte zu anderen Leistungserbringern.  
  • Psychoonkolog:innen bieten Unterstützung und Hilfe bei der Bewältigung von Angst, Stress und anderen psychischen Herausforderungen an. 
  • Sie haben Anspruch auf eine Anschlussheilbehandlung (AHB), sprich eine Rehabilitation nach Abschluss der Krebsbehandlung. Dabei fördern Physiotherapie, Sporttherapie, Ergotherapie und psychologische Betreuung Ihre körperliche und psychische Genesung. 
  • Welche medizinischen Nachsorge-Untersuchungen in Ihrem Fall sinnvoll sind, erklärt Ihnen die Ärztin oder der Arzt; dies ist von Fall zu Fall unterschiedlich.  
Zusammenfassung Brustkrebs beim Mann ist selten. Auffällige Veränderungen der Brust sollten dennoch abgeklärt werden. Erste Anlaufstellen sind Hausärztinnen und Hausärzte; weitere Facharztpraxen werden hinzugezogen. Diagnose und Therapie der Brustkrebserkrankung sind bei Männern und Frauen vergleichbar. Dazu gehören OPs, Bestrahlungen, Chemotherapien, Antihormontherapien und mehr.

Artikelempfehlungen

Eine Frau tastet ihre Brust ab. | © AdobeStock_56751417
Mammakarzinom: Symptome

Die wichtigsten Anzeichen von Brustkrebs

Wer beim Abtasten einen Knoten in der Brust entdeckt, ist meist in großer Sorge: Handelt es sich vielleicht um Brustkrebs? Glücklicherweise sind viele dieser Auffälligkeiten harmlos. Ärztin oder Arzt sollten eingebunden werden, um gutartige Formen vom Mammakarzinom zu unterscheiden.

von Michael van den Heuvel
Eine mikroskopische Darstellung von Krebszellen. | © AdobeStock_522308197.jpeg
Mammakarzinom: Einteilung

Brustkrebs-Arten und Brustkrebs-Stadien

Brustkrebs (Mammakarzinom) ist eine komplexe Erkrankung mit zahlreichen Facetten. Ärztinnen und Ärzte führen Untersuchungen durch, um die Prognose besser einzuschätzen und die Behandlung zu planen. Erfahren Sie mehr.

von Michael van den Heuvel
Geschwächte Immunabwehr: Ihr Risiko bei Krebs

Warum Sie an Gürtelrose denken sollten

Menschen mit Krebs können von verschiedenen Beschwerden betroffen sein, die nicht immer mit der Krebserkrankung selbst zu tun haben müssen. Es können auch andere Krankheiten auftreten - wie zum Beispiel Gürtelrose. Erfahren Sie, wodurch das Gürtelrose-Risiko erhöht wird.

Anzeige