Therapien im Überblick

Brustkrebs erfolgreich behandeln

Heute können Ärzt:innen aus einer Vielzahl an Möglichkeiten die individuell besten Therapien bei Brustkrebs für Sie zusammenstellen. Neben OPs, Chemotherapien und Bestrahlungen gibt es Moleküle, die ganz spezifisch bestimmte Formen des Mammakarzinoms bekämpfen. Damit ist die Prognose in vielen Fällen besser denn je.

Von Michael van den Heuvel 27.02.2024 · 11 Uhr
Ein Arzt bereitet eine Brust-OP vor. | © AdobeStock_100484926
Ein Arzt bereitet eine Brust-OP vor. Copyright: AdobeStock_100484926

Wurde bei Ihnen Brustkrebs nachgewiesen, stellt sich als Nächstes die Frage: Wie geht es weiter? Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Ob beispielsweise eine brusterhaltende Brustkrebs-OP möglich ist, hängt vom Stadium ab. Solche Entscheidungen trifft Ihr Behandlungsteam gemeinsam mit Ihnen anhand medizinischer Leitlinien. Solche Dokumente geben anhand der aktuellen Forschungsergebnisse Empfehlungen für die optimale Behandlung. Sie werden regelmäßig aktualisiert.  

Gut zu wissen: Als Patientin entscheiden Sie zusammen mit Ihren Behandler:innen, was unternommen wird. Nichts geschieht über Ihren Kopf hinweg. Und jeder Brustkrebs ist anders; dieser Artikel gibt einen Überblick. Welche Therapie bei Brustkrebs für Sie optimal ist, können nur Ihre Ärzt:innen mit Ihnen klären.  

Wie läuft eine Brustkrebs-OP ab? 

Vor der Operation haben Ihre Ärztinnen und Ärzte eine gründliche Diagnostik durchgeführt, die verschiedene Bildgebungstechniken, Biopsien und Tests umfassen kann. Das Stadium des Brustkrebses wird bestimmt, um die geeignete Behandlungsstrategie festzulegen. 

Ziel der Behandlung von Brustkrebs ist immer, so weit möglich den Tumor komplett zu entfernen. Bei geringer Ausdehnung sind brusterhaltende OPs möglich. Bei stärker fortgeschrittenen Erkrankungen raten Ärzt:innen oft zu einer Entfernung des kompletten Drüsengewebes der Brust (Mastektomie). Im Anschluss daran kann die Brust – wenn Sie das möchten – wieder aufgebaut werden.  

Das sollten Sie wissen:  

  • Vor der Operation erhalten Sie Anweisungen zur Vorbereitung; etwa, welche Medikamente Sie einnehmen sollten und ab wann Sie nüchtern sein müssen.  
  • Die Operation wird normalerweise unter Vollnarkose durchgeführt, um sicherzustellen, dass Sie während des Eingriffs keine Schmerzen haben. 
  • Bei kleineren Tumoren versucht die Chirurgin/der Chirurg in der Regel, den Tumor zu entfernen und dabei so viel gesundes Gewebe wie möglich zu erhalten. 
  • Ist der Krebs für eine brusterhaltende OP zu weit ausgedehnt, kommt eine Mastektomie (Entfernung der Brust) infrage. 
  • Meist werden auch Lymphknoten in der Nähe der Brust entfernt, um festzustellen, ob der Krebs sich ausgebreitet hat. 
  • Nach der Operation werden Sie engmaschig überwacht, bis Sie sich von der Narkose erholt haben.  

Wie lange dauert die Heilung nach einer Brustkrebs-OP? 

Je nach Schwere des Eingriffs, Alter und Vorerkrankungen dauert die Heilung unterschiedlich lange. Mindestens sechs Wochen sollten Sie dafür einrechnen.  

Verbote bei Brustkrebs nach der OP gibt es nur wenige. In der Zeit nach der Operation ist vor allem wichtig, nichts Schweres zu heben oder zu tragen und auch schnelle Bewegungen zu vermeiden. Duschen ist am Tag nach Entfernung der Drainage wieder möglich. Auf Bäder sollten Sie aber mindestens sechs Wochen verzichten. Weitere Informationen zum Wechseln der Pflaster oder zur Entfernung der Nähte erfahren Sie von Ihrer Ärztin oder von Ihrem Arzt.  

Wer benötigt eine Chemotherapie bei Brustkrebs? 

Nicht alle Frauen mit Brustkrebs erhalten eine Chemotherapie. Ob eine Chemotherapie sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa von der Art des Tumors (z.B. hormonrezeptorpositiv, HER2-positiv, triple-negativ), vom Stadium, von der Größe und Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors, vom Lymphknotenstatus (hat der Krebs in Lymphknoten gestreut?), von besonderen genetischen Mutationen, vom Alter der Patientin, von ihrem Gesundheitszustand und viele mehr. 

Welche Chemotherapie eignet sich bei Brustkrebs?  

Für die Chemotherapie von Brustkrebs gibt es zahlreiche Medikamente, die einzeln oder in Kombination verwendet werden. Die Auswahl hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter dem Typ des Brustkrebses und dem Stadium der Erkrankung.  

Die wichtigsten Wirkstoffe und ihre Nebenwirkungen: 

  • Anthracycline (Wirkstoffe: Doxorubicin, Epirubicin). Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall, Erschöpfung, Schmerzen an der Injektionsstelle und in höheren Dosen eine mögliche Schädigung des Herzmuskels 
  • Taxane (Paclitaxel, Docetaxel). Nebenwirkungen: Nervenschäden, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen 
  • Platinverbindungen (Carboplatin, Cisplatin). Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Nierenprobleme, Blutbildveränderungen 
  • Cyclophosphamid. Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Blasenentzündung, erhöhtes Infektionsrisiko, Blutbildveränderungen 
  • Fluorouracil (5-FU): Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautveränderungen, Schleimhautentzündungen   

Wie läuft eine Bestrahlung bei Brustkrebs ab? 

Meist rät Ihre Ärztin oder Ihr Arzt im Anschluss an die OP (und ggf. Chemotherapie) zu einer Strahlentherapie. Dabei schädigen energiereiche Strahlen die Zellen im Körper, vor allem schnell wachsende Krebszellen. Die Bestrahlung verringert das Risiko, dass der Brustkrebs erneut auftritt. Auch bei fortgeschrittenem Brustkrebs mit Knochenmetastasen kann eine Bestrahlung sinnvoll sein. Ob Sie von einer Bestrahlung profitieren oder nicht, hängt vom Einzelfall ab. Details erklärt Ihnen Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt.  

Das kommt bei einer Bestrahlung auf Sie zu:  

  • Vor Beginn der Strahlentherapie planen Fachärzt:innen alle Details. Sie ziehen Daten der Bildgebungstechniken wie CT-Scans oder MRTs heran, um die genaue Position des Tumors zu bestimmen. Oft werden mit speziellen Stiften Markierungen auf die Haut gemalt, um später die Bestrahlungsgeräte an diesen Markierungen auszurichten. 
  • Im nächsten Schritt wird ein individueller Behandlungsplan erstellt mit der genauen Strahlendosis, dem Bestrahlungsbereich und der Anzahl der Bestrahlungen. 
  • Die Strahlentherapie erfolgt in mehreren Sitzungen über einen Zeitraum von Wochen, oft fünfmal pro Woche. 
  • Als Patientin liegen Sie während der Bestrahlung auf einem Behandlungstisch. Das Bestrahlungsteam positioniert Sie so, dass die Strahlen genau auf den zu behandelnden Bereich gerichtet sind. Diese Vorbereitung kann etwas Zeit in Anspruch nehmen. Meist wird der Bestrahlungsbereich außen auf der Haut markiert bzw. die Markierungen werden erneuert. 
  • Die Bestrahlung selbst ist schmerzlos und dauert nur wenige Minuten. Dabei sind Sie allein im Raum, aber das medizinische Personal überwacht Sie über Kameras und Mikrofone beziehungsweise Lautsprecher. 

Welche Nebenwirkungen können nach einer Bestrahlung bei Brustkrebs auftreten? 

Die Strahlentherapie kann zu Nebenwirkungen wie Hautreizungen führen, etwa Rötungen, Schwellungen und Entzündungen, aber auch zu Müdigkeit und Veränderungen der Brustgröße und -form. Diese Nebenwirkungen variieren je nach Person und Intensität der Strahlung – sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber. 

Wichtig ist, die Haut im bestrahlten Bereich gut zu pflegen und auf ausreichenden UV-Schutz zu achten. Vermeiden Sie Hautreizungen durch Schweiß, gechlortes Wasser, zu lange Wannenbäder oder aggressive Hautpflegeprodukte. Tragen Sie bequeme Kleidung, die nicht an der betroffenen Region reibt.  

Bestrahlungsbedingte Veränderungen an der Haut sind häufig, gehen aber in der Regel nach der Strahlung zurück. Die Haut kann allerdings empfindlich für UV-Strahlung bleiben und sollte deshalb auch später vor zu viel Sonne geschützt werden. 

Seltener treten Verhärtungen oder Verfärbungen im Brustbereich auf. Liegen Teile der Brustmuskeln, der Lunge oder der Luftröhre im Strahlenfeld, sind Reizungen möglich.  

Die Bestrahlung zur Behandlung von Brustkrebs führt normalerweise nicht zu Haarausfall. Der Verlust der Kopfhaare ist eine mögliche Nebenwirkung von Chemotherapien. Nach Abschluss der Strahlentherapie erhalten Sie Kontrolltermine, um sicherzustellen, dass die Genesung gut verläuft. 

Gibt es eine spezielle Ernährung bei Brustkrebs? 

Die Ernährung kann eine wichtige Rolle spielen, um die Gesundheit von Patientinnen mit Brustkrebs – vor, während oder nach der Therapie – zu fördern. Gut zu wissen: Gesunde Ernährung ist wichtig, ersetzt aber keine ärztliche Behandlung. 

Expert:innen empfehlen eine ausgewogene Kost mit Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, magerem Eiweiß und gesunden Fetten bzw. Ölen. Lebensmittel mit hohem Gehalt an Antioxidantien wie Beeren, Nüsse, grünes Blattgemüse und Gewürze können helfen, Zellschäden zu verringern und das Immunsystem zu stärken. Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst wiederum fördern die Verdauung. 

Gerade für Krebspatient:innen ist eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß wichtig, außerdem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um den Körper während der Behandlung zu unterstützen. Wasser, ungesüßte Kräutertees und verdünnte Säfte eignen sich dafür am besten. 

Vermeiden Sie Alkohol und Nikotin; konsumieren Sie nur wenig rotes Fleisch oder stark verarbeitete Produkte wie Würste.  

Welche zielgerichteten Therapien von Brustkrebs gibt es?  

Zielgerichtete Therapien bei Brustkrebs greifen bestimmte Moleküle oder Proteine im Körper an, die für das Wachstum und die Ausbreitung von Krebszellen verantwortlich sind. Im Gegensatz zu herkömmlichen Chemotherapien, die schnell wachsende Zellen aller Art zerstören, richten sich zielgerichtete Therapien speziell gegen die Krebszellen, wie etwa die Antikörpertherapie bei Brustkrebs. Oder sie ermöglichen dem Immunsystem, selbst Krebszellen zu zerstören, etwa die Immuntherapie bei Brustkrebs. 

Auch zielgerichtete Therapien haben Nebenwirkungen, meist allerdings weniger ausgeprägt als bei klassischen Chemotherapien.  

Wie funktioniert die Antihormontherapie bei Brustkrebs? 

Die Antihormontherapie, auch endokrine Therapie genannt, ist eine wichtige Behandlungsform von hormonrezeptorpositivem Brustkrebs. Diese Brustkrebszellen tragen spezielle Bindungsstellen für Östrogen und/oder Progesteron auf ihrer Oberfläche. Die Krebszellen reagieren auf die Hormone mit Wachstum. 

Ziel der Antihormontherapie ist deshalb, die Wirkung dieser Hormone auf den Tumor zu bremsen, und zwar mit speziellen Hemmstoffen wie Tamoxifen. Patientinnen nehmen die Arzneimittel in Tablettenform mehrere Jahre lang ein, um zu verhindern, dass Brustkrebs nach einer Behandlung wieder auftritt. Auch bei metastasiertem Brustkrebs raten Ärztinnen und Ärzte oft zu dieser Behandlung.   

Was passiert beim Brustaufbau nach Brustkrebs? 

Beim Brustaufbau nach Brustkrebs versucht das Chirurgieteam, das äußere Erscheinungsbild und die Form der Brust nach einer größeren Operation wiederherzustellen. Mittlerweile gibt es verschiedene Methoden, abhängig von den individuellen Bedürfnissen und Wünschen der Patientin sowie von der genauen postoperativen Situation. 

Die wichtigsten Möglichkeiten:  

  • Implantat-basierter Brustaufbau: Bei dieser Methode werden Brustimplantate verwendet, um Volumen und Form der Brust wiederherzustellen. Die Implantate bestehen aus Silikon oder Kochsalzlösung und werden entweder unter die Brustmuskulatur oder darüber eingesetzt. 
  • Gewebe-basierter Brustaufbau: Bei dieser Methode wird körpereigenes Gewebe vom Bauch, vom Rücken oder vom Gesäß verwendet, um eine natürlichere Brustform zu erreichen.  
  • Kombinierte Methode: In einigen Fällen kann eine Kombination aus Implantat und körpereigenem Gewebe helfen, die bestmöglichen ästhetischen Ergebnisse zu erzielen. 

Wie sind die Heilungschancen bei Brustkrebs? 

Im Vergleich zu anderen Krebsarten ist die Prognose bei Brustkrebs gut. Wissenschaftliche Daten zeigen: Die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Brustkrebs liegt bei 88 Prozent. Nach zehn Jahren leben noch 83 Prozent der Patientinnen. Die Zahlen beziehen sich auf Patientinnen in Therapie. Wie hoch bei Brustkrebs unbehandelt die Lebenserwartung ist, lässt sich nicht sagen.  

Zusammenfassung Im Mittelpunkt der Behandlung von Brustkrebs steht die Chirurgie. Ärzt:innen versuchen, den oder die Tumoren möglichst restlos zu entfernen. Sie entscheiden individuell, ob eine Chemotherapie und/oder eine Strahlentherapie sinnvoll ist. Um die Form der Brust nach einer Brustentfernung möglichst gut wiederherzustellen, setzen sie auf unterschiedliche Methoden des Brustaufbaus.

Artikelempfehlungen

Eine Frau bei der Mammographie. | © AdobeStock_270463558
Behandlung eines Rezidivs

Der Brustkrebs ist zurückgekehrt

Sie sind an Brustkrebs erkrankt? Dann versuchen Ihre Ärzt:innen, den Tumor zu entfernen und mit weiteren Therapien zu verhindern, dass die Erkrankung zurückkehrt. Sie haben oft – aber nicht immer – Erfolg. Diese Möglichkeiten gibt es, falls der Brustkrebs zurückgekehrt ist.

von Michael van den Heuvel
Eine Ultraschalluntersuchung der weiblichen Brust. | © AdobeStock_159472891
Die Zeit nach dem Krebs

Brustkrebs: Nachsorge beim Mammakarzinom

Nach der eigentlichen Therapie bei Brustkrebs (Mammakarzinom) ist die Reise noch nicht vorbei – denn bei Brustkrebs sind Reha und Nachsorge entscheidende Faktoren für einen langfristigen und nachhaltigen Therapieerfolg.

von Nica Trappe
Geschwächte Immunabwehr: Ihr Risiko bei Krebs

Warum Sie an Gürtelrose denken sollten

Menschen mit Krebs können von verschiedenen Beschwerden betroffen sein, die nicht immer mit der Krebserkrankung selbst zu tun haben müssen. Es können auch andere Krankheiten auftreten - wie zum Beispiel Gürtelrose. Erfahren Sie, wodurch das Gürtelrose-Risiko erhöht wird.

Anzeige