Ist der Brustkrebs erst einmal erfolgreich behandelt, fühlen viele Betroffene vor allem eines: Erschöpfung. Der Krebs, aber vor allem seine Therapie kosten den Körper viel Kraft. Für die meisten Patientinnen schließt sich deshalb nach Abschluss der Behandlung eine Reha an, um wieder zu Kräften zu kommen und den Übergang in den Alltag gut hinzubekommen. Danach geht es auf die nächste Etappe: die Brustkrebs-Nachsorge.
Warum ist die Nachsorge bei Brustkrebs so wichtig?
Um langfristig gesund zu bleiben, ist bei Brustkrebs eine regelmäßige und sorgfältige Nachsorge entscheidend. Das hat mehrere Gründe:
- Ärztinnen und Ärzte können eventuell erneut auftretende Tumoren (Rezidive) und Tochtergeschwulste (Metastasen) rasch erkennen und frühzeitig eine passende Behandlung einleiten.
- Sie bleiben im Gespräch über Nebenwirkungen und Spätfolgen der Krebstherapie und können viele davon gemeinsam mit dem Behandlungsteam lindern. Das gilt auch für laufende (zum Beispiel antihormonelle) Therapien.
- Sie haben eine Ansprechperson für Ihre allgemeine körperliche Gesundheit, Beweglichkeit, eventuell physiotherapeutische Maßnahmen und einen gesundheitsfördernden Lebensstil.
- Sie erhalten bei Bedarf auch psychotherapeutische Begleitung, wenn sich infolge der Brustkrebs-Erkrankung und seiner Therapie psychische Probleme entwickelt haben.
Was gehört bei Brustkrebs zur Nachsorge?
Die Nachsorge bei Brustkrebs koordiniert in der Regel Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt, manchmal auch eine Klinikambulanz, Ihre hausärztliche oder eine andere Praxis. Hier finden nicht nur die Nachsorgeuntersuchungen statt, sondern die Ärztin oder der Arzt vernetzt sich auch mit Kolleg:innen anderer Fachbereiche sowie bei Bedarf mit physio- oder psychotherapeutischen Fachkräften.
Der wichtigste Teil der Brustkrebs-Nachsorge sind regelmäßige Kontrolltermine in Ihrer begleitenden Praxis. Dabei geht es vor allem um ein ausführliches Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt inklusive Beratung und einer körperlichen Untersuchung. In bestimmten Abständen finden auch bildgebende Untersuchungen der Brust (wie Mammographien) statt.
Die Fachgesellschaften empfehlen bei Brustkrebs gestaffelte Nachsorge-Intervalle:
- Im 1. bis 3. Jahr: alle drei Monate ein Nachsorge-Gespräch plus körperliche Untersuchung; mindestens einmal pro Jahr eine Mammographie (nach Brusterhaltung) beider Brüste und eine Ultraschall-Untersuchung beider Brüste
- Im 4. bis 5. Jahr: alle sechs Monate ein Nachsorge-Gespräch plus körperliche Untersuchung; einmal pro Jahr Mammographie und Ultraschall beider Brüste
- Ab dem 6. Jahr: einmal im Jahr ein Nachsorge-Gespräch plus körperliche Untersuchung; Mammographie und Ultraschall-Untersuchung
- Generell und im Rahmen der dargestellten Nachsorge-Intervalle auch andere bildgebende Verfahren und Blutuntersuchungen nur bei Verdacht auf einen Rückfall und/oder Metastasen
Was ist bei der Brustkrebs-Nachsorge zu beachten?
Viele Frauen erhalten nach einer Brustkrebs-Erkrankung eine antihormonelle Behandlung (endokrine Therapie) oder eine zielgerichtete Therapie. Diese Therapien sind längerfristig angelegt und dauern oft Jahre. Sie sollen verhindern, dass eventuell verbliebene Tumorzellen wachsen können. Schon aus diesem Grund ist es wichtig, regelmäßige Kontrolltermine zur Brustkrebs-Nachsorge zu vereinbaren, Folgerezepte abzuholen und eventuelle Nebenwirkungen der Therapien zu besprechen.
Bei etwa einer von fünf Frauen kommt der Brustkrebs wieder, zumeist in den ersten Jahren nach der Ersterkrankung. Kümmern Sie sich daher gut um Ihre Gesundheit und nehmen Sie Ihre Kontrolltermine wahr! Haben Sie keine Scheu, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt im Rahmen der Brustkrebs-Nachsorge auf eventuelle Schwierigkeiten in Sachen Ernährung, Bewegung oder psychische Probleme anzusprechen. Sie sind mit Ihrem Problem nicht allein und haben jedes Recht auf Unterstützung!
Wie gestaltet sich bei Brustkrebs die Reha?
Eine besondere Form der Brustkrebs-Nachsorge stellen Maßnahmen der Rehabilitation („Reha“) dar. Grundsätzlich stehen Ihnen als Brustkrebs-Betroffene oder -Betroffener folgende Formen der Reha offen:
- Die sogenannte Anschlussrehabilitation (AHB), (früher: Anschlussheilbehandlung, AHB), beginnt nach Abschluss der eigentlichen Therapie. Sie schließt sich meistens direkt an den Klinikaufenthalt an. Patient:innen können eine Anschlussrehabilitation auch dann starten, wenn sie weiter bestimmte Medikamente einnehmen müssen – zum Beispiel im Rahmen einer antihormonellen Therapie.
- Wer sich direkt nach Therapieende noch nicht fit geung fühlt für eine Anschlussrehabilitation oder aus anderen Gründen nicht teilnehmen kann oder möchte, für den bietet sich eine onkologische Rehabilitation an. Diese ist normalerweise innerhalb eines Jahres nach Behandlungsende möglich.
- Wer wieder gut in den Job einsteigen möchte, für den empfiehlt sich eine berufliche Rehabilitation. Eine mögliche Variante ist das sogenannte Hamburger Modell, das eine stufenweise Wiedereingliederung am Arbeitsplatz vorsieht. Patient:innen können sich im Rahmen der beruflichen Reha auch aus- und weiterbilden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, technische Hilfen und Hilfsmittel zu beantragen.
Meistens nehmen die Patient:innen die Anschlussrehabilitation in Anspruch, die Sie binnen zwei Wochen nach Ende der Erstbehandlung antreten. Aber auch ein etwas späterer Start ist oftmals möglich. Ziel der Reha nach einer Brustkrebs-Erkrankung ist, dass Sie sich körperlich und seelisch erholen und stabilisieren, sodass Sie gestärkt in Ihren Alltag, das Familien- und Berufsleben zurückkehren können.
In der Regel entscheiden sich die Betroffenen hier für einen stationären Aufenthalt in einer qualifizierten Reha-Klinik nach der Brustkrebs-Therapie. Das ist oft hilfreich, um etwas Abstand vom Alltag zu gewinnen und sich auf die eigene Gesundheit zu konzentrieren. Alternativ ist in vielen Fällen auch eine ambulante Reha zur Brustkrebs-Nachsorge möglich, bei der die Teilnehmenden am Abend wieder nach Hause fahren.
In einer Reha-Klinik für Brustkrebs-Betroffene arbeiten Mediziner:innen und Pflege-Fachkräfte, Physio-, Ergo- und Sporttherapeut:innen sowie Fachleute für soziale und psychologische Fragen. Hier können Sie bei Bedarf weiter medizinisch behandelt werden (z. B. mit Infusionen), erhalten aber vor allem theoretische und praktische Hilfe, um so gut wie möglich zu genesen. Mögliche Inhalte einer Reha nach Brustkrebs sind:
- Sportangebote und Bewegungstherapie
- Behandlung von Schwellungen durch Lymphflüssigkeit (Ödeme)
- Informationen und Schulungen zum Mammakarzinom sowie zur Brustkrebs-Nachsorge
- Beratung rund um Ernährung und Sport bei Brustkrebs
- Beratung zu sozialrechtlichen Fragen infolge der Krebserkrankung
- Psychotherapeutische Einzelgespräche und Gruppenangebote, etwa Musik- und Gestaltungs-Therapien
Wo kann ich die Reha nach Brustkrebs beantragen?
Grundsätzlich haben Sie als Patientin oder Patient mit einer Brustkrebs-Erkrankung Anspruch auf eine onkologische Rehabilitation. Diese dauert normalerweise drei Wochen, bei Bedarf ist aber auch eine Verlängerung möglich. Den Antrag für eine Reha nach Brustkrebs stellen Sie am besten gemeinsam mit Ihrem behandelnden ärztlichen Team. Wenn Sie gesetzlich versichert sind, übernimmt in der Regel die Rentenversicherung die Reha-Kosten. Bei Privatversicherten und in bestimmten Sonderfällen kann auch die Krankenversicherung zuständig sein. In jedem Fall müssen Sie aber mit privaten Zuzahlungen rechnen, die unterschiedlich hoch ausfallen können.
Hilfe für Ihren Reha-Antrag erhalten Sie unter anderem noch während eines Klinikaufenthalts beim Sozialdienst in Ihrem Krankenhaus, bei Pflege-Expert:innen für Brustkrebs (Breast Care Nurses oder „Brustschwestern“) sowie bei regionalen Krebsberatungsstellen. Sie können darüber hinaus direkt die Renten- oder Krankenversicherung zu Reha-Fragen kontaktieren.
Was kann ich selbst zur Brustkrebs-Nachsorge tun?
Auch nach der Reha und abseits der ärztlichen Kontrolltermine können Sie selbst in Sachen Brustkrebs-Nachsorge aktiv werden. So helfen zum Beispiel Bewegung und Sport auch bei Brustkrebs dabei, dass Sie Ihre körperliche Fitness wieder aufbauen, das Herz-Kreislauf-System stärken und sich körperlich und psychisch insgesamt besser fühlen. Wichtig dafür ist, dass Sie sich nicht überfordern und gegebenenfalls sanfte Formen der Bewegung suchen, die sich für Sie persönlich gut anfühlen – zum Beispiel Schwimmen, Radfahren, Tanzen oder Gymnastik. Manchmal hilft es, sich einer Gruppe oder einem Verein anzuschließen. Möglicherweise gibt es in Ihrer Nähe auch Angebote für speziellen Reha-Sport bei Brustkrebs.
Zu Ihrer persönlichen Brustkrebs-Nachsorge gehört im Optimalfall auch, Stress zu vermeiden und immer wieder in die Entspannung zu finden. Oft bieten Reha-Zentren und -Kliniken Kurse an, in denen Sie bewährte Entspannungstechniken lernen können (beispielsweise Progressive Muskelentspannung nach Jacobson). Entscheidend ist, dass Sie diese Techniken zu Hause im Alltag auch regelmäßig anwenden. Das gilt ebenso für eine gesunde, frische und abwechslungsreiche Ernährung während und nach der Brustkrebs-Therapie.