Besser leben mit der Krankheit

Das Leben mit Brustkrebs meistern

Ernährung, Bewegung, Hautpflege: Es gibt viele Möglichkeiten, das Leben mit Brustkrebs zu verbessern und die Folgen von Krankheit und Therapie zu mildern. Wichtig ist, sich Unterstützung zu holen – von Freund:innen, aber auch von Fachkräften.

Von Julia Brandt 10.10.2024
Eine Frau bei einer Wanderung. | © AdobeStock_25617736
Eine Frau bei einer Wanderung. Copyright: AdobeStock_25617736

Das Leben mit Brustkrebs (Mammakarzinom) bringt viele Herausforderungen: Sie müssen die Krankheit, aber auch die Nebenwirkungen der Therapien körperlich verkraften. Zudem haben Brustkrebs bei der Frau und beim Mann sowie die Behandlung der Krebserkrankung Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden – und das Berufs- und Privatleben. Die gute Nachricht ist: Als Brustkrebspatient:in können Sie einiges dafür tun, Ihre Prognose und Ihre Lebensqualität zu verbessern. 

Wie gehe ich mit Schmerzen um? 

Einige Patient:innen leiden nach der Therapie unter Schmerzen, zum Beispiel unter Kopf- oder Gelenkschmerzen oder auch unter Schmerzen infolge der OP. Damit sie besser mit dem Brustkrebs leben können, kommen Schmerzmedikamente zum Einsatz. Auch Bewegung und Akupunktur verschaffen vielen Betroffenen Erleichterung.

Wie bewältige ich den Hormonentzug? 

Einige Brustkrebstumoren werden durch Botenstoffe angefeuert, wie zum Beispiel durch das Sexualhormon Östrogen. Teil der Therapie sind dann Medikamente, die die Ausschüttung dieser Botenstoffe drosseln. 

Nachteil dieser Antihormontherapie sind typische Wechseljahresbeschwerden, zum Beispiel Hitzewallungen, Schweißausbrüche oder ein geringes sexuelles Verlangen. In vielen Fällen verringern sich die Nebenwirkungen der Antihormontherapie durch gesunde Ernährung und Sport.

Da Östrogen eine wichtige Rolle für starke und gesunde Knochen spielt, besteht die Gefahr, dass die Knochendichte abnimmt und die Knochen brüchiger werden. Um einer Osteoporose vorzubeugen, empfehlen Fachleute neben Sport eine nährstoffreiche Ernährung mit ausreichend Kalzium und Vitamin D.

Wie bekomme ich Hautprobleme nach der Bestrahlung in den Griff? 

Eine Strahlentherapie, aber auch verschiedene Krebsmedikamente können zu Hautproblemen führen: Die Haut schuppt und rötet sich, verhornt, reißt ein und manchmal bildet sich ein unangenehmer Ausschlag. Wichtig ist, die Haut gut zu pflegen, regelmäßig einzucremen und sich nicht zu kratzen. Die meisten Hautsymptome verschwinden einige Zeit nach Ende der Therapie. 

Wie kann man einem Lymphödem vorbeugen und es behandeln? 

Bei einer Brustkrebs-Operation werden meist auch einer oder mehrere Lymphknoten entfernt. Das kann dazu führen, dass der Lymphfluss beeinträchtigt ist und sich Lymphflüssigkeit im Gewebe von Brust, Arm, Hand und Fingern der betroffenen Körperseite staut. Einige Frauen entwickeln dadurch Schwellungen in diesem Bereich, ein sogenanntes Lymphödem.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Lymphödem zu behandeln: die manuelle Lymphdrainage, Kompression mithilfe eines Kompressionsstrumpfes für den Arm sowie bei manchen Betroffenen eine Operation. Der Arzt oder die Ärztin wägt ab, welche Behandlungsmethode im individuellen Fall sinnvoll ist. Sie selbst können dazu beitragen, ein Lymphödem zu vermeiden oder seine Behandlung zu verbessern:

  • Schonen Sie den betroffenen Arm nicht (außer in der ersten Zeit nach der OP), sondern belasten Sie ihn ganz normal weiter im Rahmen Ihrer alltäglichen Tätigkeiten.
  • Spezielle Bewegungsübungen unterstützen den Rückfluss der Lymphe. Achten Sie jedoch darauf, die betroffene Region nicht zu überlasten. Das Körpergefühl zählt: Spüren Sie, dass eine bestimmte Bewegung die Schwellung verstärkt, dann setzen Sie sie aus.
  • Wenn Sie einen Kompressionsstrumpf tragen, pflegen Sie die Haut mit Cremes, die zum Beispiel den Wirkstoff Urea enthalten.

Wie kann ich mit anderen Nebenwirkungen von Therapie und Krankheit umgehen? 

Fachleute empfehlen für das Leben mit Brustkrebs einen aktiven Lebensstil mit viel Sport und gesunder Ernährung, um mit den Nebenwirkungen der Erkrankung und der Therapien besser zurechtzukommen. Bei Beschwerden wie Übelkeit, Gelenkschmerzen, Hitzewallungen, Ängsten, Depressionen oder Müdigkeit (Fatigue) kann auch Akupunktur ein wirksames Mittel sein.

Welche Ernährung ist sinnvoll bei Brustkrebs? 

Studien belegen, dass eine gesunde Ernährung nicht nur dazu beitragen kann, das Brustkrebsrisiko zu verringern, sondern auch die Prognose beim Leben mit Brustkrebs möglicherweise verbessert. Diese Tipps helfen dabei:

  • Essen Sie überwiegend ballaststoffreiche Lebensmittel, also viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukte.
  • Vermeiden Sie einen zu hohen Fettanteil in der Nahrung – vor allem verringern Sie den Anteil tierischer und gesättigter Fettsäuren. Gesund sind aber ungesättigte Fettsäuren, zum Beispiel aus Avocados, Nüssen oder Olivenöl.
  • Verzichten Sie möglichst auf das Rauchen und trinken Sie Alkohol nur in Maßen.

Welche Rolle spielen Bewegung und Sport? 

Es lohnt sich, das Leben mit Brustkrebs aktiv zu gestalten. Denn Sport und Bewegung haben viele positive Effekte, von denen Brustkrebs-Patient:innen profitieren: 

  • Bewegung trainiert das Herz-Kreislauf-System und macht es belastbarer.
  • Durch Sport lassen sich Nebenwirkungen der Chemotherapie, wie zum Beispiel chronische Erschöpfung (Fatigue), abmildern.
  • Betroffene, die regelmäßig Sport treiben, können voraussichtlich länger krankheitsfrei mit Brustkrebs leben. Denn Sport senkt das Risiko für ein Rezidiv.

Für den optimalen Effekt absolvieren Sie am besten drei- bis fünfmal pro Woche für eine halbe bis ganze Stunde moderates Ausdauertraining. Besonders geeignet sind Sportarten wie Schwimmen, Nordic Walking oder Radfahren. Auch Kraft- und Dehnübungen sind sinnvoll. Passen Sie die Trainingsintensität Ihrer individuellen Belastbarkeit und Tagesform an.

Wie finde ich zurück in den Arbeitsalltag? 

Viele Patient:innen möchten nach ihrer akuten Brustkrebserkrankung wieder schnell in den Beruf einsteigen – sind aber möglicherweise nicht so belastbar wie vor dem Leben mit Brustkrebs. Ein betriebliches Eingliederungsmanagement nach dem sogenannten Hamburger Modell hilft Ihnen dabei, wieder ins Berufsleben zurückzufinden. Je nach individueller Belastbarkeit starten die Beschäftigten zunächst mit ein paar Stunden in der Woche oder am Tag. Die Dauer wird dann stufenweise gesteigert, bis sie – wenn alles gut läuft– ihren Job wieder in Vollzeit ausüben können.

Partnerschaft, Sexualität und Kinderwusch: Wie geht es weiter? 

Das Leben mit Brustkrebs hat auch Auswirkungen auf die Partnerschaft. Symptome wie Depressionen und ständige Erschöpfung schränken bei vielen Betroffenen die früher gemeinsam erlebten Freizeitaktivitäten ein. Auch das Sexualleben ist oft gedrosselt. Wichtig ist dann eine offene Kommunikation zwischen den Partner:innen über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Möglicherweise ist eine unterstützende Paartherapie sinnvoll.

Auch das Thema Kinderwunsch spielt eine wichtige Rolle im Leben mit Brustkrebs. Eine Chemo- oder Strahlentherapie kann die Eizellen einer Frau angreifen. Es ist wichtig, sich vor der Behandlung damit auseinanderzusetzen. Das Einfrieren von Eizellen oder Eierstockgewebe im Vorfeld einer Therapie sind Möglichkeiten, die Fruchtbarkeit zu erhalten.

Wie kann ich mental mit Brustkrebs umgehen? 

Mit Brustkrebs zu leben, bedeutet eine große seelische Belastung. Um diese zu verringern, sollten Sie sich mit Menschen umgeben, die Ihnen Halt geben. Sprechen Sie mit ihnen über Ihre Sorgen und Ängste. Schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe an, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Versuchen Sie, eine positive Perspektive für die Zukunft zu finden. Und vor allem: Seien Sie geduldig mit sich und geben Sie Ihrem Körper Zeit, zu heilen.

Was tun bei fortgeschrittenem Brustkrebs? 

Wenn die Krebserkrankung so weit fortgeschritten ist, dass keine Heilung mehr möglich ist, ist dies für Krebspatient:innen und Angehörige eine besondere Herausforderung. Allerdings bedeutet das nicht immer, dass das Ende kurz bevorsteht; auch Krebskranke mit Metastasen leben dank moderner Therapiemöglichkeiten oft noch Jahre. In manchen Fällen schreitet die Krankheit aber weiter fort und die Betroffenen und ihre Angehörigen müssen sich darauf einstellen, dass die zur Verfügung stehende Zeit begrenzt ist. 

Brustkrebs im Endstadium geht mit Symptomen wie starken Schmerzen, aber auch psychischen Ängsten einher. Dann ist es wichtig, sich Unterstützung zu holen, zum Beispiel durch auf Palliativmedizin spezialisierte Onkolog:innen, Physiotherapeut:innen, Pflegedienste und psychotherapeutische Fachkräfte. Sie begleiten Betroffene und Angehörige durch diese schwere letzte Phase im Leben mit Brustkrebs.

Zusammenfassung Das Leben mit Brustkrebs bringt viele körperliche und psychische Herausforderungen. Betroffene können aber selbst viel tun, um die Prognose und die Lebensqualität zu verbessern. Nicht zuletzt gibt es viel Unterstützung durch geschulte Fachkräfte in vielen Bereichen.

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