Eine Krebsdiagnose und auch die anschließende Therapie sind für eine Partnerschaft Belastung und Herausforderung zugleich. Gegenseitige Sorge und Fürsorge bestimmen den gemeinsamen Alltag, der sich durch die Erkrankung verändert. Was vorher wichtig war, rückt nun womöglich in den Hintergrund. Die Beziehung wird auf die Probe gestellt, und beide fragen sich, ob die Partnerschaft diese große Herausforderung aushält. Wichtig ist jetzt, dass Sie einerseits auf sich selbst achten, andererseits aber auch Ihre:n Partner:in nicht aus den Augen verlieren.
Wie verändert Krebs die Partnerschaft?
Krebs stellt eine Partnerschaft auf die Probe. Beide Partner:innen fühlen sich insbesondere zu Beginn der Erkrankung meist hilflos, haben Ängste. Nicht jeder möchte diese ansprechen, aus Sorge, den Partner oder die Partnerin emotional zu sehr zu belasten. Schwierige Themen macht in einem solchen Fall jeder mit sich selbst aus, wodurch oft Enttäuschung und Konflikte programmiert werden. Anstatt gemeinsam durch diese schwierige Zeit zu gehen, kann es passieren, dass sich Paare emotional voneinander entfernen. Hinzu kommen mögliche Nebenwirkungen einer Therapie, die das Bedürfnis nach körperlicher Nähe mitunter schwinden lassen und die Partnerschaft zusätzlich belasten.
Der Umgang mit Krebs ist auch für die Angehörigen von Erkrankten schwierig. Sie befinden sich in einer Doppelrolle, die den Umgang mit der Krankheit erschwert: Einerseits wollen sie ihre:n Partner:in unterstützen. Andererseits ist die Krebsdiagnose auch für sie selbst ein Schock und eine große Belastung. Sie fragen sich: Wie gehe ich am besten mit den eigenen Gefühlen und denen meines Partners oder meiner Partnerin um?
Offen über Ängste und Sorgen sprechen
Nach einer Krebsdiagnose drehen sich zunächst alle Gedanken um den gesundheitlichen Zustand der betroffenen Person. Dazu gehören auch körperliche Veränderungen, die je nach Tumorart sehr unterschiedlich sind und Unsicherheiten bei Betroffenen und Partner:innen hervorrufen. Eine Situation, die emotional sehr belastet und manchmal zu Beziehungsproblemen nach einer Krebserkrankung führt.
Auch finanzielle Sorgen, die in Zusammenhang mit dem Krebs stehen, bringen das Gleichgewicht einer Beziehung oft durcheinander. Für Sie ist nun folgendes wichtig: Unterdrücken Sie Ihre Ängste nicht, sondern lassen Sie diese zu. Wut, Enttäuschung und Angst sind in dieser Situation ganz normal. Sprechen Sie mit Ihrem:r Partner:in über das gegenseitige Befinden. Behandeln Sie sich weiterhin mit Respekt und haben Sie auch Verständnis für die Situation des anderen.
Das wohl wichtigste Mittel für eine verständnisvolle und glückliche Beziehung sind regelmäßige, offene Gespräche über das gegenseitige Befinden. Auch wenn Sie vielleicht denken, Sie würden Ihre:n Partner:in belasten, sollten Sie das Gespräch suchen. Denn oftmals lassen sich dadurch Missverständnisse aus dem Weg räumen, die durch Zurückhaltung und Schweigen schnell entstehen. Erst durch ein gemeinsames Gespräch entwickeln beide Partner:innen Verständnis füreinander.
Hinzu kommt: Immer wieder müssen Entscheidungen getroffen werden – sei es finanzieller Art, wer welche Aufgaben übernimmt oder über mögliche Hilfen von außen. Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie die täglichen Herausforderungen am besten meistern. Das stärkt das Wir-Gefühl.
Das eigene Ich nicht vergessen
Sie wollen jederzeit für Ihre:n Partner:in da sein. Doch vergessen Sie dabei auf keinen Fall Ihre eigenen Bedürfnisse und Ihr Wohlbefinden. Auch wenn es anfangs schwerfällt, sich selbst etwas Gutes zu tun, obwohl der geliebte Mensch schwer krank ist, sollten Sie sich unbedingt auch um sich selbst kümmern: Ein Treffen mit Freunden, das Hobby oder ein Besuch beim Friseur schenken Ihnen wieder ein Stück Kraft, die Sie für die alltäglichen Herausforderungen brauchen. Fragen Sie bei Bekannten, Freunden oder Nachbarn nach, ob sie Ihnen im Alltag helfen können. Schon Kleinigkeiten entlasten und geben etwas Freiheit wieder.
Wenn Sie merken, dass Sie die Krankheit Ihres Partners oder Ihrer Partnerin zu sehr belastet, nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Psychoonkologen, Krebsberatungsstellen, Selbsthilfegruppen für Angehörige oder Sozialverbände sind Anlaufstellen, die Ihnen je nach Themengebiet professionelle Unterstützung im Alltag bieten.
Nähe und Sexualität trotz Krebs
Nähe, Zärtlichkeit und Sexualität sind für die meisten Menschen essenzieller Teil einer Liebesbeziehung. Doch mit einer Krebserkrankung und der damit verbundenen Therapie verändern sich Körper und Wohlbefinden. Einerseits bringt eine Therapie verschiedene Nebenwirkungen mit sich: Die Betroffenen fühlen sich oft erschöpft und müde. Das Bedürfnis nach Zärtlichkeiten und vor allem das sexuelle Verlangen lassen nach. Andererseits ist es für beide oftmals nicht leicht, mit den körperlichen Veränderungen umzugehen.
Nach einer Therapie haben manche Betroffene zudem Selbstzweifel und fühlen sich nicht attraktiv. Die veränderte Eigenwahrnehmung hemmt manchmal die Sexualität oder macht sie sogar unmöglich. Und auch Ihr:e Partner:in ist vielleicht durch die körperlichen Veränderungen verunsichert. Sprechen Sie daher gemeinsam über Bedürfnisse und Bedenken. Schämen Sie sich nicht, intime Dinge anzusprechen. Letzten Endes kann es auch darum gehen, Sexualität füreinander neu zu definieren.