Beratung bei Krebs

Ängste und Stress durch Krebs: So können Ihnen Psychoonkolog:innen helfen

Ängste und psychosozialer Stress sind typische Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung. Sie müssen damit nicht allein fertigwerden. Nehmen Sie die Unterstützung durch psychoonkologisch geschulte Fachkräfte in Anspruch. Angebote gibt es auch für Angehörige.

Von Thea Wittmann 19.03.2023 · 08:59 Uhr
Eine Frau mit Klemmbrett in der Hand sitzt auf einer Couch und hört einer anderen Frau zu. | © AdobeStock-250413530
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Eine psychologische Betreuung ist bei Krebs sinnvoll

Oft ist eine Krebserkrankung die erste schwerwiegende Krankheit, mit der Menschen konfrontiert sind. Die Diagnose kann das Leben auf ungeahnte Weise verändern. Die Behandlung, eingeschränkte oder unterbrochene Arbeitsfähigkeit, eventuell verbunden mit finanziellen Problemen, dazu die Sorgen und Ängste um die Krankheit selbst lösen psychosozialen Stress aus. Das zehrt an der Kraft und kann überfordern. Familie und Freunde sind meistens wichtige Anker, um die Erkrankung zu bewältigen. Doch auch diese sind häufig ratlos, wie sie mit dem emotionalen Druck und der Not des Erkrankten umgehen sollen. Dafür ist die Psychoonkologie da.

Sorgen, Ängste und Traurigkeit wirken sich auf Ihren Antrieb aus. Konzentrations- und Appetitverlust, schlaflose Nächte, Schmerzen, Übelkeit und Erschöpfung sind mögliche körperliche Auswirkungen. Doch besonders die Psyche leidet – laut Studien bei etwa einem Drittel aller Krebspatient:innen so stark, dass die Kriterien einer psychischen Störung, etwa einer Depression, erfüllt sind. Es ist extrem schwer, diesem Tief aus eigener Kraft zu entkommen. Fachleute empfehlen eine intensive Unterstützung und psychotherapeutische Begleitung.

Das bietet Ihnen die psychoonkologische Beratung

Psychoonkologen sind Ärzt:innen, Psycholog:innen, Pflegekräfte, Seelsorgende oder Sozialarbeiter:innen mit zusätzlicher Qualifikation für onkologische Psychologie. Diese Fachrichtung ist spezialisiert auf die Zusammenhänge zwischen psychischem Befinden, Krebsentstehung und Erkrankungsverlauf.

Eine psychoonkologische Betreuung zeigt Wege auf, wie Sie mit Ängsten umgehen können. Auch Strategien der Krankheitsbewältigung (Coping) gehören dazu. Sie unterstützt Sie im Umgang mit nahestehenden Personen und hilft Ihnen, besser mit der neuen Situation, dem Stress und der Ungewissheit zurechtzukommen. Sie hilft auch bei der Neuorientierung im Alltag und in der Auseinandersetzung mit den Themen Sterben und Tod.

Jede Krebsart bringt zudem eigene Prognosen und Ängste mit sich. Fachleute gehen davon aus, dass die Tumorart wie auch die Schwere der Erkrankung das Risiko für seelische Probleme bei Krebspatient:innen beeinflussen. Je schlimmer die Diagnose, desto größer ist die Angst. Das bringt für Menschen mit einer sehr guten Prognose oder einem sehr kleinen Tumor oft ein anderes Problem mit sich: Ihre Sorgen erscheinen ihnen unter Umständen unangebracht.

Vielleicht hören Sie in Gesprächen, dass Sie sich glücklich schätzen können, weil es doch viel schlimmer sein könnte. Oder Sie denken, im Vergleich zu anderen Betroffenen dürfe es Ihnen seelisch gar nicht schlecht gehen. Dieses Gefühl kann zusätzlichen Druck aufbauen. Nehmen Sie also Hilfe in Anspruch, wenn Sie merken, dass Sie mit der Situation allein nicht klarkommen. Sie haben jedes Recht dazu. Denn die Diagnose Krebs ist immer damit verbunden, dass Sie mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert werden, und das müssen Sie erst einmal verarbeiten, auch wenn es Ihnen körperlich verhältnismäßig gut gehen sollte.

Alarmsignale für äußerste Belastungsgrenzen

Wenn Sie unter starkem Druck stehen, das Gefühl haben, eine dunkle Wolke laste auf Ihnen, wenn Ihre Lebensqualität leidet, Ihnen nichts Freude bereiten kann, dann sollten Sie unbedingt das Gespräch mit psychoonkologisch geschulten Berater:innen suchen. Sie sind genau für Ihre Not ausgebildet und können Sie unterstützen.

Wenn der Lebensmut verloren geht, wenn Sie am liebsten aufgeben würden, wenn Sie an Selbstmord denken, ist es höchste Zeit! Falls Ihnen Alkohol oder Tabletten Entlastung vortäuschen oder Sie keinen Sinn darin sehen, notwendige Medikamente einzunehmen, vertrauen Sie sich unbedingt einem psychoonkologischen Team an. Dafür stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.

Psychosoziale Krebsberatungsstellen

  • Psychoonkologischer Dienst in der Klinik: Während des stationären Aufenthaltes können Sie sich vom psychoonkologischen Team in Gesprächen zum Umgang mit der Diagnose, den seelischen Belastungen der Behandlung und Ihren persönlichen und familiären Fragen und Problemen beraten und therapeutisch unterstützen lassen. Nicht in allen Krankenhäusern ist diese psychoonkologische Betreuung eingerichtet. Fragen Sie in Ihrer behandelnden Klinik nach.
  • Krebsinformationsdienst: Der Krebsinformationsdienst ist Ansprechpartner für Patient:innen, Angehörige und Ratsuchende mit allen Fragen rund um Krebs. Telefon: 0800 420 30 40, täglich von 8 bis 20 Uhr.
  • Deutsche Krebsgesellschaft: Es gibt in Deutschland 16 Landeskrebsgesellschaften mit 137 Krebs-Beratungsstellen unter dem Dach der Deutschen Krebsgesellschaft. Dort helfen Ihnen Psychoonkolog:innen weiter, ganz individuell.
  • INFONETZ KREBS: Die telefonische Beratung des Infonetz' Krebs ist kostenfrei unter Telefon 0800 80 70 88 77 erreichbar, montags bis freitags, zwischen 8 und 17 Uhr.

Psychoonkolog:innen

  • Soziale Träger wie zum Beispiel Tumorzentren, die Arbeiterwohlfahrt, der Caritasverband, das Diakonische Werk und das Deutsche Rote Kreuz bieten psychoonkologische Beratungen an.
  • Im Verzeichnis des Krebsinformationsdienstes können Sie über eine Umkreissuche spezialisierte Psychoonkolog:innen in Ihrer Nähe finden.

Psychotherapien in ambulanten psychologischen Praxen

Wenn Sie sich längerfristige Begleitung wünschen, ist der beste Weg eine Psychotherapie bei einer Krebserkrankung. Vertrauen Sie sich psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeut:innen an.

Zusammenfassung Ballast abzuwerfen und sich einer speziell für Krebspatient:innen psychologisch geschulten Person anvertrauen zu können: Das gibt Sicherheit und hilft, den Alltag nicht völlig der Erkrankung unterzuordnen. Manchen Menschen reicht schon eine einzige Beratung, um eine Perspektive zu entwickeln oder neuen Lebensmut zu schöpfen. Sie können sich aber auch langfristig begleiten lassen. Scheuen Sie sich nicht, sich Unterstützung zu suchen!

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