Wer eine Krebserkrankung überstanden hat, der hat auch den Schock nach der Diagnose hinter sich, viele Überlegungen zur Therapie, eine mitunter schwierige Behandlung mit vielen Nebenwirkungen und einen oftmals steinigen Weg zurück in den Alltag. Wer die Krebsdiagnose gerade erst erhalten hat, dem steht all das noch bevor. Dann ist es ein Glück, dass es ehemalige Krebspatient:innen und andere engagierte Menschen gibt, die all jenen helfen, die den weiten Weg noch vor sich haben – mit dem Wissen, dass sie sich über die Jahre im Leben mit der Erkrankung angeeignet haben.
Onkolots:innen sind speziell ausgebildete Begleitpersonen, die Krebspatient:innen und ihre Zugehörigen während der Behandlung und in der Nachsorge unterstützen. Der Begriff leitet sich von „Onko-“ für Onkologie (Lehre von Krebserkrankungen) und „Lotse“ ab. Ein Onkolotse oder eine Onkolotsin ist also eine Art „Krebs-Lotse,“ der Betroffenen dabei hilft, sich im komplexen Gesundheitssystem zurechtzufinden und ihnen bei medizinischen, organisatorischen und psychosozialen Fragen zur Seite steht.
Onkolots:innen fungieren als Schnittstelle zwischen Ärzt:innen, Pflegepersonal, Betroffenen und Zugehörigen. Sie geben Orientierung und entlasten emotional und praktisch. Eine solche Unterstützung umfasst zum Beispiel:
- Organisation: Hilfe bei der Koordination von Terminen und der Kommunikation mit Ärzt:innen und Krankenhäusern.
- Information: Bereitstellung verständlicher Informationen über die Erkrankung, Therapieoptionen und deren Auswirkungen.
- Emotionale Unterstützung: Einfühlsame Begleitung und Ansprechpartner:in für Ängste und Sorgen.
- Soziale Beratung: Hilfe bei Fragen zu Sozialleistungen, beruflicher Wiedereingliederung oder Rehabilitationsmaßnahmen.
Der emotionale Aspekt ist ein zentraler Bestandteil der Arbeit von Onkolots:innen. Krebsdiagnosen gehen oft mit großen und überwältigenden Gefühlen einher – von Angst und Verzweiflung über Unsicherheit bis hin zu quälender Einsamkeit. Onkolots:innen bieten genau dann eine entscheidende Unterstützung: Sie sind einfühlsame Begleiter, die sich Zeit nehmen, zuhören und emotional stabilisierend wirken.
Etwas, für das Ärzt:innen im meist hektischen Alltag der Kliniken kaum mehr Zeit finden. Sie konzentrieren sich daher auf die medizinischen und pflegerischen Aspekte. Onkolots:innen sind qualifiziert, auch auf die psychosozialen Bedürfnisse der Patient:innen einzugehen.
Dazu kann die Begleitung zu einem Arztbesuch zählen, aber auch die Unterstützung vor Ort bei der ersten Chemotherapie. Manchmal helfen Onkolots:innen bei der Beschaffung von Hilfsmitteln wie Rollatoren oder Pflegebetten, dann wieder bei rechtlichen und sozialen Angelegenheiten.
Sie „lotsen“ ihre Patient:innen im wahrsten Wortsinn durch den Dschungel des Gesundheits- und Pflegesystems. Denn dafür fehlt den Betroffenen in der Regel die Kraft und auch die mentale Wachheit, um alles zu organisieren was es in dieser herausfordernden Phase zu regeln gibt.
Diese emotionale Unterstützung endet nicht bei den Krebspatient:innen, sondern erstreckt sich auch auf die Zugehörigen, die oft selbst sehr belastet sind. Für viele Patient:innen ist es hilfreich, einen zusätzlichen Menschen an der Seite zu haben, der ihre Situation versteht und eine Brücke zwischen den notwendigen praktischen Anforderungen und der emotionalen Belastung baut. Dadurch helfen Onkolots:innen dabei, das gesamte soziale Umfeld der Betroffenen zu festigen.
Seit dem Start des Onkolotsen-Projektes in der Sächsischen Krebsgesellschaft im Jahr 2009 wurden mehr als 300 Onkolots:innen ausgebildet. Die Ausbildung ist oft eine Zusatzqualifikation und für Personen aus Gesundheitsberufen und Sozialberatungsberufen geeignet.
Einigen Projekten dieser Art liegt das Ziel zugrunde, Patient:innen längerfristig zu begleiten und damit die Lücke zwischen medizinischer Versorgung und persönlicher Unterstützung zu schließen. In Deutschland wird das Konzept bereits von verschiedenen Institutionen und Kliniken umgesetzt und bietet für viele Krebspatient:innen eine wertvolle Hilfestellung im Heilungsprozess.
Hinweis: Der nächste Präsenzkurs „Qualifizierung zum Onkolotsen“ findet in vier Modulen im Sommer 2025 in Burg auf Fehmarn statt. Die Kursleitung hat Ulrike Filippig, die selber freiberufllich als Onkolotsin tätig ist. Der nächste Online-Qualifizierungskurs findet bei der Sächsischen Krebsgesellschaft im Frühjahr 2025 statt.
Die Teilnahme an der Weiterbildung zur Onkolotsin / zum Onkolotsen kostet 2.915,50 Euro (inkl. 19% MwSt.) und umfasst vier Workshops mit insgesamt 16 Tagen und 130 Stunden (jeweils Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag). Die Qualifizierung wird dabei von ausgewiesenen Expert:innen des jeweiligen Fachgebietes durchgeführt. Mehr Informationen über die Kurse unter www.dein-onkolotse.deoder www.onkolotse.de
Sie suchen einen Onkolotsen oder eine Onkolotsin? Informationen dazu gibt es hier: www.onkolotse.de