Die Diagnose Krebs ist immer ein Schock, obwohl manche:r schon mit einer Vorahnung ins Arztgespräch geht. Viele wollen es gar nicht wahrhaben oder fallen in ein tiefes Loch, andere passen direkt ihre Pläne an und schauen optimistisch in die Zukunft. Eine Krebsdiagnose ist ein Stressor, auf den jeder Mensch anders reagiert.
Der erste Schock nach der Krebsdiagnose
Eine Krebsdiagnose macht dünnhäutig. Seien Sie geduldig und behutsam mit sich selbst. Schock und Überforderung sind ganz normal. Das Begreifen dauert Tage bis Wochen. In den Phasen der Verarbeitung gehen zwei Bewältigungsmechanismen Hand in Hand.
Abwehr: In der akuten Stresssituation verdrängen oder verleugnen Menschen die Diagnose häufig, als sei sie ein böser Traum. Das Abwehrsystem der Seele wird aktiv. Etwas, das sie bedroht und zu stark belastet, darf nicht wahr sein. Das ist ein gesunder Schutzmechanismus der Psyche.
Coping: Damit ist die bewusste, aktive Verarbeitung gemeint. Patient:innen wollen die Diagnose verstehen, suchen nach Informationen und Antworten auf ihre Fragen. Wut, Angst und Trauer wechseln sich mit Zuversicht und Hoffnung ab.
Diagnose Krebs: Gefühle zulassen
Eine Krebsdiagnose ist mit Angst verbunden: vor der Behandlung und eventuellen Nebenwirkungen und natürlich vor dem Verlauf der Krankheit. Das kann lähmen und mutlos machen.
Positiv denken oder den Kopf in den Sand stecken? Beides ist nach einer Krebsdiagnose absolut zulässig. Der viel beschworene Kampfgeist, das Nicht-unterkriegen-lassen, kann ein Weg der Bewältigung sein. Er passt aber nicht für jede:n, zumindest nicht immer und kann sogar Druck erzeugen. Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass positives Denken eine Behandlung effektiver machen oder Rückfälle verhindern kann.
Wenn Sie es dennoch schaffen, aktiv zu sein, Hoffnung zu schöpfen und die notwendigen Schritte anzugehen, gibt Ihnen das vermutlich Kraft. Das Gefühl, der Krankheit nicht völlig ausgeliefert zu sein, tut vielen Menschen sehr gut. Falls Ihnen das gelingen sollte, gibt es keinen Grund, sich deswegen schlecht zu fühlen. Jeder Mensch ist anders. Sie werden Ihren eigenen Weg finden.
Eventuell möchten Sie sich zurückziehen, weil Sie sich erschöpft und leer fühlen, schlecht schlafen und das Gedankenkarussell nicht ausschalten können. Auch das ist eine natürliche Anpassungsreaktion auf eine stark belastende Situation. Die Verleugnung ist in bestimmten Phasen ebenfalls sinnvoll, wenn Angst oder Sorge sonst unerträglich werden.
Diagnose Krebs: Erste-Hilfe-Tipps gegen die Ohnmacht
Die Diagnose Krebs ist wie ein riesiger Berg. Es kann helfen, ihn in kleine Päckchen zu teilen und diese zu sortieren: Was muss ich direkt angehen? Was stelle ich zurück? Wo brauche ich Unterstützung? Woher bekomme ich Hilfe? So wird das Unfassbare greifbarer, die einzelnen Portionen sind leichter zu bewältigen.
Diese Strategien können Ihnen dabei helfen, einen eigenen Umgang mit der Krebsdiagnose zu finden:
Planen und handeln: Informieren Sie sich über Behandlungsmöglichkeiten: Welche Optionen gibt es? Fühlen Sie sich von Ihrem Behandlungsteam gut betreut? Brauchen Sie eine Zweitmeinung? Patient:innen, die auf die Erfordernisse einer Situation flexibel reagieren können, gelingt die Auseinandersetzung mit der Diagnose Krebs in der Regel besser.
Sie können in dieser ersten Phase noch nicht absehen, wie sich Ihr Leben womöglich verändern wird. Gehen Sie einen Schritt nach dem anderen an. Versuchen Sie, von Tag zu Tag leben und passen Sie Ihre Pläne an, wenn es erforderlich sein sollte.
Hoffnung schöpfen: Meist macht die Diagnose Krebs eine schnelle Behandlung erforderlich. Operation, Bestrahlung, Chemotherapie – das Nachdenken tritt in dieser Phase in den Hintergrund. Auch wenn die Therapie einschneidend und kräftezehrend sein kann: Mit der Behandlung ist auch immer die Aussicht auf Heilung verbunden. Versuchen Sie, das im Kopf zu behalten.
Recherchieren Sie mit Bedacht: Sie werden im Internet auf jede Frage zu Ihrer Krebsdiagnose eine vermeintliche Antwort finden. Doch nicht alles davon ist hilfreich. Wenn Ihnen die Infos Angst machen, hören Sie auf zu lesen. Jeder Verlauf ist individuell.
So sagen etwa Studien über ein Medikament nichts darüber aus, wie gut die Behandlung bei Ihnen persönlich anschlägt. Vertrauen Sie außerdem nur validen, wissenschaftlichen Quellen.
Sie finden alle wichtigen Informationen auf diesem Portal. Auch die Deutsche Krebsgesellschaft, der Krebsinformationsdienst und die Deutsche Krebshilfe stellen diese beispielsweise bereit.
Entlasten Sie sich: Achten Sie darauf, was Sie leisten können und wobei Sie Hilfe brauchen. Organisieren Sie Ihren Alltag um, binden Sie Ihr soziales Netz mit ein. Sprechen Sie über Ihre Krebsdiagnose, über die Ängste und Sorgen, die damit verbunden sind mit Ihrer Familie, mit Partner:in und Freund:innen.
Je konkreter diese wissen, was in Ihnen vorgeht und was sie Ihnen abnehmen können, desto leichter fällt die Unterstützung. Denken Sie daran: Auch die Menschen, die Ihnen nahestehen, müssen den Schock der Krebsdiagnose verarbeiten und fühlen sich womöglich hilflos. In der Regel sind sie froh, wenn sie konkret Hilfe leisten können.
Nutzen Sie Angebote zum Austausch: Der Austausch mit anderen Krebspatient:innen oder das Gespräch mit auf Krebs spezialisierten Therapeut:innen kann Ihnen helfen, mit der Krankheit umgehen zu lernen. Suchen Sie sich Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe (SHG), einer psychoonkologischen Praxis oder Krebsberatungsstelle. Sie – und auch Ihre Angehörigen – haben Anspruch auf professionelle Hilfe.
Tun Sie sich etwas Gutes: Achten Sie darauf, was Ihnen Spaß macht und Kraft gibt. Das können Hobbys sein, Naturerlebnisse oder ein Stadtbummel, Beschäftigungen, die Sie lieben, oder Menschen, mit denen Sie sich gern umgeben. Nehmen Sie Ihre Bedürfnisse und Wünsche ernst.
Nehmen Sie sich gegebenenfalls eine Auszeit, um sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können Ihnen dabei helfen, zur Ruhe zu kommen, Stress abzubauen und den Schock nach der Krebsdiagnose zu verdauen.