Die Möglichkeiten im Überblick

Nach Brustkrebs: Wiederaufbau der Brust

Muss wegen einer Krebserkrankung eine Brust entfernt werden, kann anschließend ein Wiederaufbau der Brust mit einem Implantat oder mit Eigengewebe erfolgen. Wie unterscheiden sich die Verfahren – und was sollten Sie wissen, um sich zu entscheiden? Wer übernimmt die Kosten? Mehr dazu im Beitrag. 

Von Michael van den Heuvel 10.10.2024
Eine Frau zeigt ein Brustimplantat. | © AdobeStock_429164914
Eine Frau zeigt ein Brustimplantat. Copyright: AdobeStock_429164914

Wann ist bei Brustkrebs ein Wiederaufbau der Brust nicht zwingend erforderlich? 

Vorweg: Der Wiederaufbau der Brust ist eine kosmetische Maßnahme. Medizinisch erforderlich ist er nicht. Sie bestimmen selbst, ob die Brust wiederaufgebaut werden soll. Manche Frauen entscheiden sich auch dafür, die Brust nach der Entfernung des Tumors so zu lassen, wie sie ist. 

Damit Sie diese Entscheidung für sich treffen können, sollten Sie alle Fakten kennen. Als Erstes: Kann Ihr Tumor brusterhaltend entfernt werden oder muss das komplette Drüsengewebe der Brust entfernt werden (Mastektomie)? 

Bei rund drei von vier Frauen mit Brustkrebs (Mammakarzinom) ist eine brusterhaltende Operation möglich. Ärztinnen und Ärzte entfernen im Rahmen einer sogenannten Lumpektomie den Tumor und etwas benachbartes Gewebe. Das umliegende Brustgewebe wird oft angepasst, um die Brustform so gut wie möglich zu bewahren. Brusterhaltende Operationen dieser Art sind möglich, falls der Tumor im Verhältnis zur Brust nicht zu groß und gut zugänglich ist. Nach dem Eingriff wird die Brust in der Regel bestrahlt, um eventuell verbliebene Krebszellen zu zerstören. 

Eine brusterhaltende OP – soweit sie machbar und medizinisch sinnvoll ist – hat zahlreiche Vorteile. Patientinnen erholen sich schneller von dem Eingriff; weitere OPs sind meist nicht erforderlich. Die natürliche Form der Brust und das Empfinden bleiben meist erhalten. Und die meisten Frauen können nach einer Schwangerschaft normal stillen. 

Dem steht als Nachteil gegenüber, dass – im Vergleich zur kompletten Brustamputation (Mastektomie) – möglicherweise noch Tumorzellen in der Brust verblieben sind. Auch die Bestrahlung nach einer brusterhaltenden OP kann zu Nebenwirkungen führen, etwa zu einer Verhärtung des Gewebes. Und nicht zuletzt sind auch bei brusterhaltenden OPs manchmal Folgeeingriffe notwendig, etwa, um einen Größenunterschied der Brüste zu korrigieren. 

Die Techniken zum Wiederaufbau der Brust wurden in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt. Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, welche Möglichkeiten es für Sie gibt.  

Wann ist der Wiederaufbau der Brust sinnvoll? 

Viele Patientinnen fragen sich, wann der beste Zeitpunkt für einen Wiederaufbau der Brust nach Brustkrebs ist. Neben medizinischen Fakten spielen persönliche Präferenzen eine wichtige Rolle. Manche Frauen bevorzugen eine möglichst schnelle Rekonstruktion, andere wollen sich mit dem Thema erst gründlich beschäftigen: 

  • Ein Brustaufbau kann bereits während der Mastektomie beziehungsweise – seltener – der brusterhaltenden OP durchgeführt werden. Vorteil: Sie werden nicht mehrmals operiert. Außerdem verringert sich die psychische Belastung durch die frühe Rekonstruktion.  
  • Der Wiederaufbau der Brust ist auch Monate bis Jahre nach dem ersten Eingriff möglich. Dies kann sinnvoll sein, um sicherzustellen, dass die Brustregion gut verheilt ist und alle notwendigen Behandlungen abgeschlossen sind. 

Welche Möglichkeiten des Wiederaufbaus der Brust nach Brustkrebs gibt es?  

Nach einer brusterhaltenden Operation (Lumpektomie) oder einer Mastektomie gibt es verschiedene Möglichkeiten des Brustaufbaus. Das hängt einerseits von Ihren Präferenzen, andererseits von der Art der ursprünglichen Operation und von weiteren medizinischen Faktoren ab. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird mit Ihnen die Vorteile oder Nachteile einzelner Verfahren besprechen.  

Diese Möglichkeiten gibt es:  

  • Meist werden Silikon- oder Kochsalzimplantate in die Brust eingesetzt, um Volumen und Form wiederherzustellen.  
  • Beim autologen Gewebeaufbau wird körpereigenes Gewebe vom Bauch, Gesäß oder Rücken entnommen und zur Rekonstruktion der Brust verwendet.  
  • Brustprothesen werden nur in den BH eingesetzt – eine Möglichkeit, auf OPs zu verzichten. 

Was sollten Sie zum Wiederaufbau der Brust mit einem Implantat wissen? 

Zum Wiederaufbau der Brust setzen Ärzt:innen bei 70 bis 80 Prozent aller Frauen Implantate ein, die mit Silikon oder mit Kochsalz-Lösung gefüllt sind. Die OP erfolgt unter Vollnarkose; Sie haben keine Schmerzen.  

Zu Beginn macht die Chirurgin oder der Chirurg einen Hautschnitt, meist in der Brustfalte, um die Brustwarze herum oder in der Achselhöhle – damit der Schnitt später möglichst wenig sichtbar ist. Das Implantat wird entweder unter dem Brustmuskel oder über dem Brustmuskel platziert. Die Entscheidung hängt unter anderem von der Beschaffenheit des Gewebes und der Größe des Implantats ab. Nach dem Einsetzen des Implantats wird der Schnitt vernäht. Sie werden in den Aufwachraum gefahren und weiter engmaschig überwacht.  

Einige Besonderheiten:  

  • Manchmal ist nach der Entfernung der Brust nicht mehr genügend Haut vorhanden, um sofort ein großes Implantat einzusetzen. Dann wird zuerst ein sogenannter Gewebeexpander eingesetzt. Er wird schrittweise mit Kochsalzlösung gefüllt, um die Haut und das Gewebe zu dehnen und so Platz für das endgültige Implantat zu schaffen. 
  • Beim netzgestützten Wiederaufbau arbeiten Ärzt:innen mit einem Netz aus Kunststoff oder aus tierischem Gewebe, um den Brustmuskel zu stabilisieren und ein Absacken des Implantats zu verhindern. 

In den ersten Tagen nach der Operation können Schmerzen, Schwellungen und Blutergüsse auftreten. Je nach individuellem Heilungsverlauf bleiben Sie meist fünf bis sieben Tage im Krankenhaus. In den ersten Wochen nach der Operation sollten Sie körperliche Anstrengungen, schweres Heben und übermäßige Bewegung (vor allem der Arme) vermeiden. Die meisten Patientinnen bekommen für diese Zeit einen Kompressions-BH, der das frisch operierte Gewebe stützt, bis es fest genug ist. Die vollständige Heilung kann mehrere Monate in Anspruch nehmen. Während dieser Zeit verschwinden Schwellungen und Blutergüsse allmählich, und die Brust nimmt ihre neue Form an. 

Moderne Implantate halten laut Herstellerangaben ein Leben lang; Daten dazu gibt es aber noch nicht.  

Wichtig zu wissen: Die neue Brust sieht wahrscheinlich nicht aus wie Ihre frühere Brust – und auch nicht wie ein Busen nach einer Brustvergrößerung, da ja kein natürliches Brustdrüsengewebe mehr vorhanden ist. Weil ein Implantat anders beschaffen ist als normales Brustgewebe, werden beide Brüste nach dem Eingriff außerdem unterschiedlich aussehen und sich auch unterschiedlich anfühlen. Manche Frauen brauchen einige Zeit, um die neue Brust anzunehmen. 

Was passiert beim Wiederaufbau der Brust mit Eigengewebe? 

Beim Wiederaufbau der Brust nach einer Brustkrebsoperation kann Gewebe von einer anderen Stelle des Körpers auf die Brust übertragen werden. Ärzt:innen sprechen vom autologen Gewebeaufbau. Der Brustaufbau mit Eigengewebe ist aufwendiger, das Ergebnis ist aber meist besser als nach einem Wiederaufbau mit einem Implantat. Allerdings ist die Nachformung einer natürlichen Brustform nach einer Krebs-OP anspruchsvoll und gelingt auch erfahrenen OP-Teams nicht immer optimal. 

So gehen Chirurginnen und Chirurgen dabei vor: Auch hier befinden sich Patientinnen in Vollnarkose; sie haben keine Schmerzen während des Eingriffs. Körpereigenes Gewebe wird aus der Bauch-, Rücken- oder Gesäß-Region entnommen, auf die Brust verlagert und chirurgisch befestigt. Je nach OP-Verfahren kann das Gewebe gestielt (mit einer Blutgefäßverbindung) oder als freier Lappen (ohne Blutgefäßverbindung) verwendet werden. Die Chirurgin bzw. der Chirurg formt das transplantierte Gewebe, um eine möglichst natürliche Brustform zu erreichen. Nach dem Aufbau der Brust werden alle Schnitte vernäht. 

Nach dem Eingriff kommt es vorübergehend zu Schmerzen, Schwellungen und Beeinträchtigung bei Bewegungen. Probleme kann es auch an den Stellen geben, an denen Gewebe für die Rekonstruktion entnommen wurde. Meist verheilen diese aber gut. Ein Krankenhausaufenthalt von etwa sechs bis zehn Tagen ist erforderlich. 

In den ersten Wochen nach der Operation sollten Sie körperliche Anstrengungen, schweres Heben und übermäßig starke Bewegungen vermeiden. Die vollständige Heilung kann auch hier mehrere Monate dauern. In dem Zeitraum nimmt die rekonstruierte Brust ihre endgültige Form an.  

Wie gelingt die Rekonstruktion der Brustwarze? 

Wurde bei der Mastektomie auch die Brustwarze (Mamille) entfernt, wird sie beim Wiederaufbau oft rekonstruiert (Mastilloplastik), um der Brust ein natürliches Aussehen zu verleihen. Dieser Schritt ist jedoch erst sinnvoll, wenn die Brust ausreichend Zeit hatte, nach vorherigen Operationen komplett zu heilen, was mehrere Monate dauern kann.  

Um die Brustwarze zu rekonstruieren, arbeiten Ärzt:innen mit Haut und Knorpelgewebe aus anderen Körperbereichen, um eine Erhebung zu schaffen. Dafür kann entweder etwas dunklere Haut (zum Beispiel aus dem Genitalbereich) verwendet werden oder im nächsten Schritt eine medizinische Tätowierung durchgeführt werden, um die Pigmentierung der Brustwarze und des Warzenhofs nachzuahmen. Dies verleiht der rekonstruierten Brustwarze ein weitgehend natürliches Aussehen. 

Welche Kosten kommen beim Wiederaufbau der Brust nach Brustkrebs auf Sie zu?  

Die Kosten für die grundlegende Brustrekonstruktion, sei es mit Implantaten oder autologem Gewebe, werden normalerweise von den Krankenkassen übernommen. Als Patientin sollten Sie – oder Ihre Ärztin beziehungsweise Ihr Arzt – jedoch vorab die Kostenübernahme klären. Denn bestimmte Leistungen, die über den reinen Aufbau der Brust hinausgehen, etwa die Tätowierung der Brustwarze oder die Anpassung der anderen Brust, bezahlen nicht alle Krankenkassen.

Zusammenfassung Nach Brustkrebs ist ein Wiederaufbau der Brust erforderlich, falls Ärzt:innen außer dem Tumor selbst viel Gewebe – oder die gesamte Brust – entfernen mussten. Zu den wichtigsten Verfahren, um eine Brust zu rekonstruieren, gehören Implantate oder die Transplantation von Eigengewebe. Krankenkassen übernehmen die meisten Kosten.

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