Brustkrebs-Rezidiv – welche Arten gibt es?
Ihre Ärzt:innen untersuchen Sie mit verschiedenen Verfahren, um herauszufinden, wo sich möglicherweise ein Rezidiv befindet – und wie weit der Krebs fortgeschritten ist. Zur Beschreibung verwenden sie folgende Begriffe:
- Ein lokales Rezidiv tritt in der Nähe des ursprünglichen Tumors oder des Operationsbereichs auf. Es kann auf die Brust oder die Brustwand beschränkt sein.
- Beim regionalen Rezidiv tritt der Brustkrebs in den Lymphknoten der Achselhöhle oder anderen Lymphknotenregionen nahe der ursprünglich behandelten Brust auf.
- Von einem fernen Brustkrebs-Rezidiv sprechen Mediziner:innen, wenn der Brustkrebs in entfernten Organen oder Geweben auftritt, etwa in den Knochen, der Leber, der Lunge oder dem Gehirn. Es handelt sich um Metastasen.
Wie häufig ist ein Brustkrebs-Rezidiv?
Die Erkrankung Brustkrebs unterscheidet sich von Frau zu Frau erheblich. Sprechen Sie bei Fragen deshalb unbedingt Ihre Ärztin oder Ihren Arzt an. Als grobe Einschätzung: Nach einer brusterhaltenden Operation tritt bei rund fünf bis zehn von 100 Frauen die Erkrankung innerhalb von zehn Jahren nach der ersten Therapie wieder auf.
Die Zahlen beziehen sich auf lokale oder regionale Rezidive. Haben Ärzt:innen die Brust zu Behandlungsbeginn komplett entfernt, kommt es bei vier bis 20 von 100 Patientinnen innerhalb eines Jahrzehnts zum Brustkrebs-Rezidiv.
Wie wird ein lokales oder regionales Brustkrebs-Rezidiv behandelt?
Vor der Therapie wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt klären, ob es sich tatsächlich um ein lokales oder regionales Brustkrebs-Rezidiv handelt. Dafür kommt bildgebende Diagnostik zum Einsatz; unter anderen Mammographie, Sonographie, Kernspin- oder Computertomographie und möglicherweise auch Knochenszintigraphie.
Steht fest, dass sich ein Mammakarzinom-Rezidiv auf den Bereich der Brust und der regionalen Lymphknoten beschränkt, wird die Therapie eingeleitet. Sie unterscheidet sich nicht grundlegend von Ihrer ersten Brustkrebs-Behandlung.
- Nach Möglichkeit versuchen Ärzt:innen, den Tumor vollständig zu entfernen.
- Wurden Patientinnen zu Therapiebeginn brusterhaltend operiert, fällt beim Rezidiv die Entscheidung häufiger – aber nicht generell – zugunsten der Mastektomie, also der vollständigen Entfernung der Brustdrüse.
- Frauen, die bereits eine Mastektomie hatten, werden erneut operiert. Auch hier lautet das Ziel, den Tumor vollständig zu entfernen. Fand zu Beginn keine Bestrahlung statt, wird jetzt in der Regel dazu geraten.
- Wurden beim ersten Eingriff Lymphknoten entfernt, wird dies bei der zweiten OP nur noch durchgeführt, wenn sich die Lymphknoten vergrößert haben.
- Je nach der individuellen Situation sind Bestrahlungen, Chemotherapien, zielgerichtete Therapien und/oder Antihormontherapien möglich.
Wie ist die Prognose beim lokalen oder regionalen Brustkrebs-Rezidiv?
Die Prognose bei einem lokalen oder regionalen Brustkrebs-Rezidiv hängt unter anderem von der Größe des Tumors, vom Zeitpunkt des Rezidivs nach der ersten Behandlung und von den biologischen Eigenschaften des Mammakarzinoms ab. Eine besonders gute Prognose haben Patientinnen…
- mit einem kleinen Tumor,
- mit einem Tumor, dessen Zellen sich nur wenig vom gesunden Gewebe unterscheiden,
- mit einem Tumor, der mehr als zwei Jahre nach der initialen Therapie aufgetreten ist.
Zahlen lassen sich an dieser Stelle nicht angeben; sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf die Prognose an.
Wie wird ein fernes Brustkrebs-Rezidiv behandelt?
Etwa bei jeder vierten Patientin mit einem Brustkrebs-Rezidiv finden sich Metastasen. Zwar ist das Risiko für metastasierten Brustkrebs in der Zeit direkt nach Erkrankungsbeginn am höchsten. Ein fernes Brustkrebs-Rezidiv kann aber auch noch nach Jahren auftreten. Am häufigsten sind Knochenmetastasen, Lebermetastasen und Lungenmetastasen. Seltener sind Hirnmetastasen zu finden, und sehr selten kommt es zu Hautmetastasen.
Anders als beim lokalen oder regionalen Brustkrebs-Rezidiv setzen Ärzt:innen bei metastasiertem Brustkrebs zuerst auf systemische Therapien, also auf Behandlungen, die im gesamten Körper wirken. Dazu gehören Chemotherapie, gezielte Therapie, Antihormontherapie und Immuntherapie, mitunter auch Strahlentherapie. Bei den eher seltenen Metastasen der Haut sind auch lokale Therapien möglich.
Chirurgische Eingriffe kommen je nach Situation ebenfalls infrage. Viele Metastasen lassen sich allerdings nicht einfach bergen, weil sie zu tief in den Organen sitzen – oder es gibt bereits zu viele Metastasen. Leiden Sie an Schmerzen, steht Ärztinnen und Ärzten eine große Palette an Schmerzmitteln (Analgetika) zur Verfügung. Speziell bei Knochenschmerzen erhalten Frauen sogenannte Bisphosphonate, um den Abbau des Knochens zu bremsen.
Wie ist die Prognose bei einem fernen Brustkrebs-Rezidiv?
Beim metastasierten Brustkrebs bestimmen zahlreiche Faktoren die Prognose: Wie gut sprechen Patientinnen auf die Therapien an? Wie weit ist die Erkrankung bereits fortgeschritten? Und wie ist der allgemeine Gesundheitszustand? Individuell gibt es dabei große Unterschiede.
Dennoch wünschen sich viele Patientinnen wenigstens Anhaltspunkte zur Orientierung. Im Durchschnitt liegt die Lebenserwartung zwischen zwei und vier Jahren, nachdem Fernmetastasen aufgetreten sind. Aber: Jede vierte Frau mit metastasiertem Brustkrebs überlebt mindestens fünf Jahre – und jede zehnte Patientin zehn oder mehr Jahre. Moderne Therapien haben die Prognose deutlich verbessert.
Was ist Palliativtherapie beim Brustkrebs-Rezidiv?
Ist eine Heilung nicht mehr möglich, setzen Ärztinnen und Ärzte auf eine Palliativtherapie. Ziel ist, die Lebensqualität von Patientinnen mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs zu verbessern, Symptome zu lindern und psychosoziale Unterstützung zu bieten. Wichtig: „Palliativ“ bezieht sich nur darauf, dass keine Heilung möglich ist – es bedeutet nicht zwangsläufig, dass es dem Lebensende zugeht. Einige Palliativpatient:innen leben viele Jahre mit ihrer Erkrankung.
Bei der Palliativversorgung arbeiten interdisziplinäre Teams von Onkolog:innen, Palliativmediziner:innen, Schmerzspezialist:innen, Psycholog:innen und Sozialarbeiter:innen engmaschig zusammen.
Was können Sie selbst unternehmen?
Wichtig ist, den Ratschlägen Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes zu folgen. Versuchen Sie außerdem, soweit möglich, Sport zu treiben; bewegen Sie sich regelmäßig. Studien belegen: Wer körperlich aktiv ist, verringert das Risiko eines Rezidivs und erhöht die Chancen auf eine Heilung. Auch gegen Fatigue hat sich Sport bewährt. Falls anstrengender Sport nicht möglich ist, sind auch Spaziergänge und andere leichte Bewegungsformen sehr hilfreich.
Von Entspannungstechniken, beispielsweise der progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson oder Meditation, profitieren Patientinnen ebenfalls.
Genauso wichtig ist, dass Sie sich gesund und abwechslungsreich ernähren. Spezielle „Krebs-Diäten“ gibt es aber nicht.
Wo finden Sie Rat und Hilfe?
Medizinischen Rat erhalten Sie bei Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Sie vermitteln weitere Kontakte, etwa zu Psychoonkolog:innen, zu Pflegediensten oder zu Palliativ-Netzwerken. Den Austausch mit anderen Patientinnen schätzen viele Betroffene ebenfalls; Adressen finden Sie etwa bei NAKOS.