Prostatakrebs ist – wie andere Krebserkrankungen auch – sehr komplex. Verschiedene Risikofaktoren spielen bei der Kanzerogenese, also bei der Entstehung von Krebs, eine Rolle. Manche Ursachen von Prostatakrebs lassen sich beeinflussen, andere sind nicht beeinflussbar.
Wichtig: Auch alle bekannten Risikofaktoren zusammengenommen können nicht hinreichend erklären, warum ein Mann Prostatakrebs bekommt und ein anderer nicht – es geht immer nur um eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit, zu erkranken.
Die wichtigsten bekannten Risikofaktoren im Überblick.
Prostatakrebs: Risikofaktor Alter
Vor dem 50. Lebensjahr tritt Prostatakrebs nur selten auf. Das Erkrankungsalter liegt im Mittel bei 72 Jahren. Das hat mehrere Gründe: Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit genetischer Veränderungen in den Zellen, die zur Entstehung von Krebs beitragen können. Gleichzeitig sinkt die Fähigkeit der Zellen, Schäden im Erbgut selbst zu reparieren.
Prostatakrebs: Risikofaktor Gene
Viele Patient:innen fragen sich, ob Prostatakrebs familiär vererbbar ist. Tatsächlich tritt Prostatakrebs in einigen Familien gehäuft auf, was darauf schließen lässt, dass es einen vererbbaren Faktor geben könnte. Wenn der Vater oder ein Bruder an Prostatakrebs erkrankt ist, ist das Risiko eines Mannes mehr als doppelt so hoch, verglichen mit Männern ohne nahe Verwandte mit Prostatakarzinom.
Bei Männern mit mehreren erkrankten Verwandten ist das Risiko deutlich höher, vor allem wenn die Verwandten jung waren, als der Krebs diagnostiziert wurde. Wichtig zu wissen: Rund einer von elf Patienten mit Prostatakrebs hat ein erblich bedingtes Prostatakarzinom. Die meisten Prostatakrebs-Fälle treten also bei Männern ohne familiäre Vorbelastung auf.
Was die Forschung bislang weiß: Vererbte Mutationen der BRCA1- oder BRCA2-Gene, die mit einem erhöhten Risiko für Brust- und Eierstockkrebs in Verbindung gebracht werden, können auch das Prostatakrebsrisiko bei Männern erhöhen.
Prostatakrebs: Risikofaktor Herkunft
Beim Prostatakarzinom gibt es auch regionale Unterschiede: Prostatakrebs ist am häufigsten in Nordamerika, Nordwesteuropa, Australien und auf den karibischen Inseln. In Asien, Afrika, Mittelamerika und Südamerika ist die Erkrankung weniger verbreitet.
Die Gründe sind derzeit unklar. Wahrscheinlich erklärt die intensivere Früherkennung von Prostatakrebs in zahlreichen Industrieländern einen Teil des Unterschieds; sie führt möglicherweise dazu, dass die Krankheit häufiger diagnostiziert wird. Aber auch der Lebensstil, beispielsweise die Ernährung, könnte von Bedeutung sein.
Prostatakrebs: Risikofaktor Ethnie
Prostatakrebs tritt bei afroamerikanischen Männern und bei karibischen Männern afrikanischer Abstammung häufiger auf als bei Männern anderer Ethnien. Diese Männer erkranken meist in jüngeren Jahren. Bei asiatisch-amerikanischen, hispanischen und lateinamerikanischen Männern ist Prostatakrebs seltener als bei nicht-hispanischen weißen Männern. Die Gründe sind unklar.
Prostatakrebs: Risikofaktor Lebensstil
Wie der Lebensstil das Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, beeinflusst, ist nach wie vor ein Thema der Forschung. Der World Cancer Research Fund (WCRF) stuft Übergewicht, speziell Adipositas, und einen hohen Konsum von rotem Fleisch als Risikofaktoren ein.
Prostatakrebs: Risikofaktoren Alkohol und Rauchen
Alkohol und Rauchen sind Risikofaktoren für eine Vielzahl an Krebserkrankungen. Manche Untersuchungen haben einen Zusammenhang festgestellt zwischen Rauchen und einem möglicherweise geringfügig erhöhten Risiko, an Prostatakrebs zu sterben. Andere Studien haben dies nicht bestätigt. Dennoch lohnt es sich, auf Alkohol und Nikotin zu verzichten.
Prostatakrebs: Risikofaktor zu wenig Bewegung
Körperliche Aktivität scheint das Risiko für zahlreiche Krebserkrankungen zu verringern, auch für Prostatakrebs. Die biologischen Mechanismen sind unbekannt. Forschende vermuten jedoch, dass Sport zur Ausschüttung zahlreicher Moleküle führt, die das Krebsrisiko verringern. Die Ausrede, keine Zeit zu haben, zählt nicht: Bereits wenige Minuten körperliche Aktivität pro Tag verringern zahlreiche Krebsrisiken.
Prostatakrebs: Risikofaktor Entzündung der Prostata
Einige Studien liefern auch Hinweise darauf, dass eine Prostatitis (Entzündung der Prostata) mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs verbunden sein könnte. Andere Studien konnten den Zusammenhang jedoch nicht bestätigen. Ärzt:innen weisen Entzündungen häufig in Proben von Prostatagewebe nach, in denen auch Krebs vorkommt. Mögliche Zusammenhänge müssen weiter erforscht werden.
Prostatakrebs: Risikofaktor falsche Ernährung
Die genaue Rolle der Ernährung bei Prostatakrebs ist ebenfalls ein Thema der Wissenschaft. Einige Studien liefern Hinweise auf mögliche Risikofaktoren, wenn auch mit großer Unsicherheit. So scheinen Männer, die viele Milchprodukte konsumieren, ein etwas höheres Risiko zu haben, an Prostatakrebs zu erkranken.
Andere Studien deuten darauf hin, dass Männer, die viel Kalzium über Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, häufiger an einem Prostatakarzinom erkranken. Die meisten Arbeiten haben jedoch keinen Zusammenhang mit Kalzium in der normalen Ernährung festgestellt.
Prostatakrebs: Risikofaktor sexuell übertragbare Infektionen
Forschende haben zudem untersucht, ob sexuell übertragbare Infektionen wie Gonorrhö (Tripper) oder Chlamydien das Risiko für Prostatakrebs erhöhen. Sie sind bislang zu keinem klaren Ergebnis gekommen. Unabhängig davon sind sexuell übertragbare Infektionen eine Gefahr für die Gesundheit.
Prostatakrebs: Risikofaktor Vasektomien
Einige Studien deuten darauf hin, dass Männer, die sich einer Vasektomie (einem chirurgischen Eingriff, der Männer unfruchtbar macht) unterzogen haben, ein leicht erhöhtes Risiko für Prostatakrebs haben. Aber andere Studien haben dies nicht belegt. Die Forschung ist noch im Gange.
Prostatakrebs: Das sind nachweislich keine Risikofaktoren
Wissenschaftliche Studien belegen, dass manche Erkrankungen nicht mit einem höheren Risiko für Prostatakrebs in Verbindung stehen. Dazu zählen
Infektionen mit dem Humanen Papillomvirus (HPV), gutartige Prostatavergrößerungen (benigne Prostatahyperplasien), Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und ärztlich verordnetes Testosteron.