behandlung von hautkrebs

Schwarzer Hautkrebs: Wie sieht die Therapie beim fortgeschrittenen Melanom aus?

Schwarzer Hautkrebs lässt sich gut therapieren, wenn ihn Ärzt:innen früh entdecken. Ein malignes Melanom im fortgeschrittenen Stadium ist in der Regel nicht mehr vollständig heilbar. Erkrankte profitieren von modernen Wirkstoffen oder einer palliativen Behandlung.

Von Ines Klawonn 08.09.2024
Jemand hält die Hand eines Patienten | © AdobeStock-232954750
Copyright: AdobeStock-232954750

Schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) in fortgeschrittenen Stadien lässt sich nur noch in Ausnahmefällen heilen. Doch seit der Einführung von neuen Therapien wie den Immuncheckpoint-Inhibitoren (siehe unten), haben sich die Überlebenschancen deutlich verbessert.

Schwarzer Hautkrebs: Wann die Heilung kaum mehr möglich ist

Zum Hintergrund: Anhand der Tumordicke, des Befalls von Lymphknoten und dem Vorhandensein von Fernmetastasen teilen Ärzt:innen Hautkrebs ein. Sie arbeiten mit der international gültigen TNM-Klassifikation: 

  • T: Tumor. Ausdehnung und Verhalten des ursprünglichen Tumors.
  • N = Nodus. Fehlen bzw. Vorhandensein von regionären Lymphknotenmetastasen (Nodus lymphoideus = Lymphknoten).
  • M = Metastasen, Fehlen bzw. Vorhandensein von Fernmetastasen

Die Klassifikation sieht vier verschiedene Stadien vor: Die Stadien I und II schließen alle lokalbegrenzten Melanome (ohne Metastasenbildung) ein. Stadium III bezieht sich auf Tumore, die nahe liegende Lymphknoten befallen haben. Stadium IV liegt vor, wenn der Tumor bereits in tiefer liegende Hautschichten vorgedrungen ist und der schwarze Hautkrebs Metastasen im ganzen Körper gebildet hat. Wenn das Stadium der Fernmetastasierung (IV) erreicht ist, sinken die Überlebenschancen der Patient:innen.

Behandlungsmöglichkeiten bei fortgeschrittenem Hautkrebs im Überblick

  • Tumorchirurgie: Grundsätzlich ist die operative Entfernung des Melanoms die effektivste Behandlungsmethode bei Hautkrebs (schwarz oder weiß). Sie ermöglicht im Frühstadium oft eine vollständige Heilung. Im fortgeschrittenen Stadium kann der Krankheitsverlauf durch die Tumorchirurgie in der Regel nicht aufgehalten werden. Jedoch kann die Entfernung einzelner Tumore zur Linderung von Beschwerden, zum Funktionserhalt oder zur Verbesserung der psychischen Befindlichkeit führen.
  • Strahlentherapie: Mithilfe der Strahlentherapie oder Radiotherapie sollen die Krebszellen im Körper so stark geschädigt werden, dass sie absterben. Durch eine effektive Symptombehandlung kann die lokale Strahlentherapie zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen. Da sich die Tumore immer gezielter behandeln lassen, sind die Nebenwirkungen bei einer Strahlentherapie vergleichsweise gering. Nach aktuellem Forschungsstand hat sie jedoch keinen oder nur sehr geringen Einfluss auf die Überlebensrate der Patient:innen.
  • Chemotherapie: Hierbei erhalten die Patient:innen Medikamente, sogenannte Zytostatika, die die Teilung und Vermehrung von Tumorzellen verlangsamen oder stoppen sollen. Da sich der Wirkstoff jedoch auch gegen gesunde Zellen richtet, gehen klassische Chemotherapien mit vielen Nebenwirkungen einher: Haarausfall, Beeinträchtigung der Blut- und Immunzellen sowie Hautreaktionen können die Folge sein. Da die Ansprechraten und die Auswirkungen auf die Überlebenszeit der Patient:innen bei relativ starken Nebenwirkungen eher gering sind, gilt es im Einzelfall zu entscheiden, ob eine Chemotherapie sinnvoll sein kann.
  • Zielgerichtete Therapie als Immuntherapie: Immuncheckpoint-Inhibitoren sind eine Form der Immuntherapie, die das Immunsystem dabei unterstützt, Krebszellen effektiver zu bekämpfen. Sie blockieren bestimmte Proteine, sogenannte „Checkpoints“, die normalerweise die Aktivität von T-Zellen bremsen. Krebszellen nutzen diese Checkpoints, um einer Immunantwort zu entgehen. Zu den Wirkstoffen gehören zum Beispiel die Wirkstoffe Ipilimumab und die PD-1-Blocker Nivolumab und Pembrolizumab.
  • Zielgerichtete Therapie mit Hemmstoffen: Oft haben Hautkrebs-Zellen Auffälligkeiten in ihrem Erbgut. Diese betreffen beispielsweise Signalwege für Zellwachstum oder Zellteilung. Sogenannte BRAF-Blocker (Encorafenib, Vemurafenib, Dabrafenib) und MEK-Blocker (Binimetinib, Trametinib, Cobimetinib) können diese Signalwege hemmen. BRAF und MEK sind spezielle Gene in Zellen. 

Bislang gibt es keine Therapie, die schwarzen Hautkrebs im fortgeschrittenen Stadium vollständig heilen kann. Seien Sie daher vorsichtig bei Therapieangeboten, die einen garantierten Erfolg versprechen. Beraten Sie sich im Zweifel immer mit Ihren behandelnden Ärzt:innen.

Prognosen bei fortgeschrittenem Melanom

Neben den chirurgischen, system- und strahlentherapeutischen Maßnahmen werden immer häufiger zielgerichtete Medikamente oder neue Immuntherapien – sogenannte adjuvante Therapien – bei der palliativen Behandlung von schwarzem Hautkrebs eingesetzt.

Dadurch hat sich die Überlebenszeit der Patient:innen mit einer fortgeschrittenen Melanom-Erkrankung deutlich verbessert. Das zeigen Daten von 2.490 Patient:innen. Vor Verfügbarkeit der Immuncheckpoint-Inhibitoren führten fortgeschrittene Melanome oft innerhalb eines Jahres zum Tode. Nach fünf Jahren waren im Durchschnitt nur zehn von 100 Personen am Leben.

Laut aktuellen Daten lebten nach drei Jahren noch 44 von 100 Patient:innen. Nach fünf Jahren sind es 36 von 100 Patient:innen.

Hilfsangebote und Unterstützung

Nicht alle Menschen mit fortgeschrittenem Melanom sprechen auf neue Therapien an. Krebs im Endstadium stellt für sie und ihre Angehörigen eine Ausnahmesituation dar.  Umso wichtiger ist es, dass Betroffene in dieser Zeit auf palliative Hilfsangebote zurückgreifen können. Neben Haus- und Fachärzt:innen unterstützen Krebsberatungsstellen, Selbsthilfegruppen und Psychoonkolog:innen Patient:innen und Angehörige bei physischen, psychischen und sozialen Problemen.

Generelle Ziele palliativer Therapien

Die Palliativmedizin zielt darauf ab, Beschwerden zu verringern und die Lebensqualität zu erhalten, beziehungsweise zu verbessern. Zentraler Bestandteil des Konzepts ist die Behandlung von belastenden Symptomen. Dazu gehören zum Beispiel Schmerzen, Müdigkeit, Energieverlust, Atemnot, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen.

Neben der Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens verfolgt die Palliativmedizin das Ziel, Patient:innen bei der Bewältigung psychischer Leiden zu helfen, die mit der Krankheit einhergehen. Vor allem die Angst vor dem Sterben ist für Erkrankte und Angehörige sehr belastend.

Für eine bestmögliche Symptomlinderung, eine interdisziplinäre Behandlung und eine optimale Betreuung sollte die Einbindung eines palliativmedizinischen Teams möglichst frühzeitig erfolgen.

Beratung und Betreuung

Auch bei der Begleitung und Pflege schwerkranker Krebspatienten werden Angehörige nicht allein gelassen. Bei der häuslichen Betreuung helfen beispielsweise mobile Pflegedienste oder die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). Zudem können Informations- und Beratungsangebote den Umgang mit der Erkrankung erleichtern.

Einen Überblick zu Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie auf der Webseite der Deutschen Krebsgesellschaft.

Zusammenfassung Schwarzer Hautkrebs im fortgeschrittenen Stadium (IV) ist in den meisten Fällen nicht mehr heilbar. Durch moderne Wirkstoffe hat sich die Lebenserwartung aber deutlich verbessert. Darüber hinaus setzen Ärzt:innen auf eine palliative – auf Linderung abzielende – Behandlung. Diese stützt sich auf die drei Säulen Tumorchirurgie, Chemo(immun)therapie und Strahlentherapie.

Artikelempfehlungen

Eine sitzende Frau stützt den Kopf in ihre linke Hand.  | © AdobeStock-226202366
behandlung von hautkrebs

Schwarzer Hautkrebs: So gehe ich mit Nebenwirkungen der Melanom-Therapie um

Neben der Krebserkrankung können auch die Therapien belasten. Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie, Immuntherapien und zielgerichtete Therapien verursachen unterschiedliche Nebenwirkungen. Welche Rolle spielen die Nebenwirkungen in der heutigen Melanom-Behandlung?

von Katarina Flanagan
Großaufnahme eines malignen Melanoms- | © AdobeStock-266671263
Behandlung von Hautkrebs

Schwarzer Hautkrebs: So geht es nach der Diagnose mit der Melanom-Therapie weiter

Je früher schwarzer Hautkrebs entdeckt und passend behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Was ist die erste Behandlungsmaßnahme und wovon hängt sie ab, welche Schritte folgen? So geht es nach der Diagnose malignes Melanom weiter.

von Ines Klawonn
Geschwächte Immunabwehr: Ihr Risiko bei Krebs

Warum Sie an Gürtelrose denken sollten

Menschen mit Krebs können von verschiedenen Beschwerden betroffen sein, die nicht immer mit der Krebserkrankung selbst zu tun haben müssen. Es können auch andere Krankheiten auftreten - wie zum Beispiel Gürtelrose. Erfahren Sie, wodurch das Gürtelrose-Risiko erhöht wird.

Anzeige