Nebenwirkungen der Melanom-Therapie lindern
Sobald ein schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) streut, wird eine erfolgreiche Operation schwierig. Dann treten andere Behandlungen in den Vordergrund: heute immer häufiger Immuntherapie (mit Pembrolizumab oder Nivolumab) und zielgerichtete Therapie, aber oft auch eine klassische Chemotherapie und Strahlentherapie – häufig kombiniert.
Gerade systemische Medikamente, zum Einnehmen oder als Infusion, wirken selten so spezifisch, dass sie keine Nebenwirkungen auf andere Körperfunktionen haben. Sie helfen aber, das Krebswachstum aufzuhalten, verschaffen oft mehr Lebenszeit und verbessern die Lebensqualität. Dieser Nutzen der Therapie überwiegt meist die Nachteile. Im Einzelfall sollten immer beide gegeneinander abgewogen und Therapieentscheidungen gemeinsam von Behandlungsteam und Patien:in getroffen werden.
Wichtig zu wissen: Nicht jede Nebenwirkung tritt bei jeder Patien:in ein. Einige unerwünschte Wirkungen sind nur mild, andere kurzzeitig. Und: Ärzt:innen können die Beschwerden oft gut behandeln. Nebenwirkungsmanagement, auch supportive Therapie genannt, ist ein wichtiger Teil moderner Krebstherapie.
Melanom-Therapie – allgemeine Nebenwirkungen
Manche Symptome können sowohl Folge der Therapie als auch der Krebserkrankung selbst sein. Einige sind typisch für bestimmte Verfahren oder Substanzen, andere können bei jeder Strategie vorkommen. Die Behandlung orientiert sich meist an den Symptomen – wie bei den folgenden Beispielen:
- Erschöpfung (Fatigue), akut oder chronisch. Wegen der vielschichtigen Ursachen ist die Fatigue-Behandlung sehr individuell: Körperliche und geistige Aktivität, bewusste Erholung, ausgewogene Ernährung und familiärer Rückhalt können nachweislich hilfreiche Energien freisetzen. Medikamente spielen nur eine Nebenrolle.
- Blutbildveränderungen: Transfusionen bei Blutarmut, Antibiotika bei Infektionen und Fieber, stimulierende Wirkstoffe zur Bildung weißer Blutkörperchen
- Appetitlosigkeit und starker Gewichtsverlust: Kortikosteroide, Hormone, Dronabinol (THC aus Cannabis)
- Magen-Darm-Probleme, Verstopfung oder Durchfall: Abführmittel (Laxanzien), Mittel gegen Durchfall (zum Beispiel Loperamid)
- Übelkeit und Erbrechen: Metoclopramid und andere Medikamente gegen Übelkeit, Dronabinol (THC aus Cannabis)
- Wunden und Entzündungen im Mund: schmerzlindernde Mundspülungen, Nystatin bei Candida-Pilzinfektion
- Veränderungen an Haut, Haaren und Nägeln (Ausschlag, Trockenheit, Juckreiz, Entzündungen, Haarausfall, brüchige Nägel, Rötungen an Händen und Füßen): allgemeine Hautpflege mit pH-neutralen Ölen, harnstoffhaltigen Cremes, Perücken, ansonsten symptombezogen mit Arzneimitteln
- Schmerzen, die unbehandelt chronisch werden können: Dagegen sind anfangs klassische, nicht-steroidale Schmerzmittel möglich, sonst Opioide in kontrollierter Dosierung, bei Nervenschmerzen Gabapentin.
- Depression kann Krebsfolge, Nebenwirkung, aber auch psychische Reaktion auf Nebenwirkungen sein: Psychoonkologische Unterstützung, Psychotherapie und eventuell auch Antidepressiva helfen, den Teufelskreis aus Angst und Traurigkeit zu durchbrechen.
Schwarzer Hautkrebs – Operation: Nebenwirkungen und deren Behandlung
Die moderne Chirurgie entfernt so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Dies gilt auch, wenn außer dem Tumor ein oder mehrere Lymphknoten herauszuoperieren sind. Größere Hautwunden lassen sich meist durch ein körpereigenes Hauttransplantat überbrücken. Mögliche Nebenwirkungen und ihre Behandlung:
- straffe, ziehende Narbe: Narbenpflegemittel helfen.
- Gewebeschwellung durch Lymphstau (Lymphödem) nach Lymphknoten-Entnahme: Manuelle Lymphdrainage und Kompression (Verband, Strumpf) entstauen das Gewebe und halten es, zusammen mit Übungen und Hautpflege, intakt.
Malignes Melanom und Chemotherapie: Nebenwirkungen
Gewebe, die sich kontinuierlich erneuern, reagieren auf Zytostatika empfindlicher – so wie Haut, Schleimhaut oder Blutzellen. Einige Wirkstoffe reizen außerdem bei Kontakt die Haut oder während der Infusion Gefäßwände. Solche Nebenwirkungen sind „Chemo“-typisch:
- Hautveränderungen, Schleimhautentzündungen, Haarausfall
- Venenschmerzen durch Entzündungen
- Blutbildveränderungen (Neutropenie, Anämie)
- Wunden und Entzündungen im Mund
- Übelkeit und Erbrechen
- Nervenschäden
Strahlentherapie bei malignem Melanom: Hilfe gegen Nebenwirkungen
Schäden an benachbartem Gewebe sind abhängig von der Gesamt-Strahlendosis, der Eindringtiefe (Bestrahlungsenergie) und der Lage des Melanoms:
- Strahlenbrand (Radiodermatitis, ähnlich wie Sonnenbrand): Verschiedene Salben, kalte Umschläge und kurzzeitig kortikoidhaltige Cremes lindern Hautreizung und Verbrennungen.
- Mundtrockenheit, wenn Speicheldrüsen Schaden genommen haben: Pilocarpin kann den Speichelfluss wieder anregen.
- Enddarmentzündung (radiogene Proktitis) nach Bestrahlung im Beckenbereich: Lokale Mittel helfen gegen Schmerzen und Entzündungen.
Immuntherapie: Nebenwirkungen von Nivolumab, Pembrolizumab und Ipilimumab
Checkpoint-Hemmer (Nivolumab, Pembrolizumab und Co) aktivieren das Immunsystem gegen den Krebs. Die Immunreaktion kann dabei überschießen – das macht sich dann mit Entzündungszeichen in unterschiedlichen Organen bemerkbar, ähnlich wie bei einer Autoimmunkrankheit. Immuntherapie bei schwarzem Hautkrebs bringt deshalb häufiger diese Nebenwirkungen mit sich:
- Darmentzündung (Colitis) mit Durchfall
- Leberentzündung (Hepatitis), die Sie nicht spüren – deshalb sind regelmäßige Kontrollen angezeigt
- Lungenentzündungen
- Hormondrüsenentzündungen (zum Beispiel der Schilddrüse): Dann ist oft eine Hormongabe erforderlich.
Behandlungspausen, eventuell auch Kortikosteroide („Kortison“) oder andere Immunsuppressiva sind Gegenmittel gegen die überschießende Reaktion des Immunsystems.
Zielgerichtete Therapie mit BRAF- und MEK-Blockern – typische Nebenwirkungen
Nahezu jede dieser hochwirksamen Antikörper-Substanzen birgt eigene Risiken und kann Laborkontrollen erfordern. Gehäuft treten folgende Nebenwirkungen auf:
- Haut-, Haar- und Nagelveränderungen, selten schwerwiegend
- Magen-Darm-Beschwerden
- Übelkeit und Erbrechen
- Leberentzündung (Hepatitis): Therapiepause und Kontrollen, bis die Leberwerte sich erholen
- Herzbeschwerden, die auch ein Absetzen der Medikamente notwendig machen können
Trotz Nebenwirkungen gemeinsam dranbleiben
Die Therapie des malignen Melanoms kann Patient:innen also eine Menge zumuten. Sie sind aber mit diesen Problemen nicht allein! Viele andere Patient:innen haben ähnliche Erfahrungen gemacht – und die Spezialist:innen haben deshalb viel Erfahrung im Umgang mit den leidvollen Nebenwirkungen.
Die meisten können gut behandelt werden. In einigen Fällen können die unerwünschten Wirkungen allerdings auch so gravierend sein, dass die Therapie unterbrochen werden muss. Für beide Fälle gilt: Ihr fachärztliches Team sollte immer schnellstmöglich erfahren, wenn Ihnen Änderungen auffallen. Es hat das Wissen und die Erfahrung, mit Ihnen zu besprechen, welche Schritte helfen.
Auch wenn gelegentlich eine Therapie wegen starker Nebenwirkungen abgebrochen werden muss: Tun Sie das immer nur in Rücksprache mit Ihrem Behandlungsteam! Oft gibt es doch Möglichkeiten, die Symptome zu lindern, oder eine Therapie-Alternative.
Und: Sie können selbst viel dazu beitragen, gut durch diese herausfordernde Zeit zu kommen: aktiv sein, statt sich zu schonen, Sport treiben (so gut es der aktuelle Zustand erlaubt), gut und gesund essen, am Leben teilhaben, die Zeit nutzen für Dinge, die Ihnen Spaß machen und guttun.