Krebs bei kindern

Krebskranke Kinder und Jugendliche begleiten

Das eigene Kind hat Krebs – für Eltern ist die Diagnose bestürzend. Wie geht es jetzt weiter? Wie Sie Kindern und Jugendlichen mit allen Fragen, Ängsten und in der Phase der Behandlung beistehen können und wo Sie bei dieser schweren Aufgabe Hilfe finden.

Von Thea Wittmann 15.06.2023 · 14 Uhr
Ein Kind schläft auf dem Schoß einer Frau. | © AdobeStock-230609079
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Die Diagnose Krebs versetzt Ihr Kind in eine Ausnahmesituation, körperlich und seelisch. Der gewohnte Alltag ist auf den Kopf gestellt. Häufig bleibt kaum Zeit zum Nachdenken: Die ambulante oder stationäre Behandlung muss rasch beginnen. Sie trennt Ihr Kind – zumindest zeitweise – von Freund:innen, Familie, von seinen Hobbys, vom Sport und von der Schule. Für Eltern krebskranker Kinder ist das eine emotional belastende und kräftezehrende Zeit.

Wie Sie mit Kindern über Krebs sprechen

Erwachsene sind oft verunsichert, wenn sie Kindern Krebs erklären müssen. Krebskranke Kinder haben eine Menge Fragen. Diese sollten sie ohne Einschränkung stellen dürfen – und ehrliche Antworten bekommen. Unausgesprochenes verängstigt. Denn Kinder füllen die Ungewissheit mit ihrer Fantasie und malen sich oft das Leben mit der Krankheit schlimmer aus, als die Wirklichkeit ist. Über Krebs Bescheid zu wissen, gibt Sicherheit. Es fällt leichter, mit Krebs zu leben und einen guten Umgang mit der neuen Situation zu finden, wenn Ihr Kind offen darüber sprechen darf.

Was ist das überhaupt – Krebs? Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Erklärung und gehen Sie schrittweise vor. Auf der Internetseite der Deutschen Krebshilfe gibt es zahlreiche Erklärvideos für Kinder mit Krebs. Auch Bücher oder Broschüren bieten einen guten Einstieg.

Sie können erklären, dass es verschiedene Krebsarten gibt und dass die Krankheit Krebs für jeden Menschen unterschiedlich schlimm ist. Manche brauchen eine lange Therapie, andere werden mit der richtigen Behandlung schnell wieder gesund. Machen Sie klar, dass Krebs nicht ansteckend ist und dass Ihr Kind keine Schuld an seiner Erkrankung trägt.

Das Behandlungsteam wird Sie über alle nötigen Schritte informieren. Bleiben Sie ehrlich, beziehen Sie Ihr Kind mit ein. Auch wenn die Therapie aggressiv ist, wenn es Ihrem Kind schlecht geht: Sagen Sie ihm, wie wichtig es ist, die Krebszellen zu finden und schnell wieder loszuwerden.

Umgang mit krebskranken Kindern: Das hilft

  • Ermöglichen Sie Ihrem kleinen oder jugendlichen Kind so viel Normalität wie möglich.
  • Lassen Sie den Schrecken nicht die Oberhand gewinnen: Machen Sie Ihrem Kind und sich selbst Mut. Schüren Sie keine Ängste.
  • Nehmen Sie trotz aller emotionalen Belastung Ihre Elternrolle wahr. Umsorgen Sie Ihr Kind liebevoll, aber lassen Sie ihm nicht alles durchgehen.
  • Krebs bei Jugendlichen: Akzeptieren Sie, dass Jugendliche Freiräume brauchen, auch wenn engmaschige Kontrollen nötig sind.

Wie Sie krebskranken Kindern während der Behandlung beistehen

Eltern sind für Kinder und Jugendliche die wichtigsten Bezugspersonen. Über die körperlichen Beschwerden hinaus erleben Kinder vor allem die Trennung von Familie, Freunden und der gewohnten Umgebung als belastend. So unterstützen Sie Ihre Kinder in der schwierigen Phase:

  • Seien Sie zugewandt und liebevoll. Machen Sie Ihrem Kind Mut. Strahlen Sie Hoffnung aus.
  • Besuchen Sie Ihr Kind regelmäßig in der Klinik. Wenn die Zeit knapp ist, weil Sie sich beispielsweise um Geschwister kümmern müssen, machen Sie lieber kürzere und häufigere Stippvisiten als seltene, längere Besuche.
  • In der akuten Behandlungsphase tut es Kindern gut, wenn Sie auch nachts in der Klinik bleiben.
  • Wenn die Therapie nicht am Wohnort stattfindet, fragen Sie nach Elternhäusern und -wohnungen der Stiftung Deutsche Kinderkrebshilfe. Dort können Sie für die Zeit der Behandlung unterkommen. Auch lokale Initiativen wie Elternhilfe für krebskranke Kinder bieten Unterkünfte in vielen Städten an.
  • Lange Krankenhausaufenthalte bieten kaum Abwechslung. Vertreiben Sie die Langeweile: Spielen Sie gemeinsam, malen, basteln, rätseln Sie.
  • Ist Ihr Kind munter, dann fragen Sie es nach seinen Wünschen und erfüllen Sie sie, soweit das möglich ist. Geben Sie Trost und Zuwendung, wenn es Ihrem Kind schlecht geht: Beruhigen Sie es, streicheln Sie es, erzählen Sie ihm etwas Positives, Schönes.
  • Nehmen Sie Geschwisterkinder mit ins Krankenhaus. Die Kinderonkologie bietet Kindern und deren Geschwistern Betreuungs- und Beschäftigungsangebote, zum Beispiel ein gemeinsames Spielzimmer.

Wie gehe ich mit der Angst um mein Kind um?

Krebs bei Kindern macht hilflos. Wie können Sie möglichst unbeschwert gemeinsam Zeit verbringen, während Sie sich Sorgen um das Überleben des Kindes machen? In der akuten Situation ist das Beste, das Sie tun können, im Hier und Jetzt zu sein. Kindern fällt es leichter, Erwachsene tun sich damit schwer. Sie können nicht ändern, was war und nicht beeinflussen, was kommt oder wie die Erkrankung verlaufen wird. Lassen Sie sich auf den Augenblick ein, teilen Sie ihn mit Ihrem Kind. Und vergessen Sie dabei nicht, auf sich selbst zu achten:

Tanken Sie Kraft. Sie müssen für Ihr Kind stark sein. Das bedeutet aber auch, dass Sie sich Zeit für sich selbst nehmen – und das ist keinesfalls egoistisch. Ein Spaziergang, Entspannung, Sport, Freunde treffen – all das kann helfen, Stress abzubauen und lädt Ihre Batterien wieder auf.

Geben Sie Aufgaben ab. Wenn Freund:innen oder Nachbarn für Sie einkaufen, die Geschwisterkinder abholen, vielleicht sogar bekochen, verschafft Ihnen das wertvolle Zeit. Diese Verschnaufpausen tun gut.

Hilfsangebote für Eltern krebskranker Kinder

Ihr Kopf ist voll mit Sorge – da tut es gut, sich nicht um bürokratische Vorgänge kümmern zu müssen. Kinderonkologische Zentren bieten über einen psychosozialen Dienst sozialrechtliche Beratung an.

Mitarbeitende im Sozialdienst unterstützen Sie, sei es bei der Organisation einer Haushaltshilfe, bei Anträgen an die Krankenkassen, zum Beispiel für kurzzeitiges Kinderpflege-Krankengeld oder eine Arbeitsfreistellung, damit Sie den Kopf frei haben, sich um Ihr krebskrankes Kind zu kümmern. Die Profis helfen Ihnen auch, die Situation besser zu verkraften und bieten psychologische Unterstützung für alle Familienangehörigen. Bevor der Alltag und die Sorge Sie erdrücken: Nehmen Sie die Hilfe an.

Krebskranke Kinder: Verlieren Sie nicht den Mut!

Etwa 2.000 Kinder erkranken in Deutschland Jahr für Jahr an Krebs. Häufig an einer aggressiven Form, die schnelle und oft drastische Therapien erfordert. Doch die Chancen auf Heilung sind für Kinder und Jugendliche mit Krebs hoch: Vier von fünf besiegen den Krebs. Kinder sind kleine Kämpfer:innen, sie wollen gesund werden. Erwachsene können sich von ihrem Mut und ihrem Willen anstecken lassen.

Zusammenfassung Wenn ein Kind die Diagnose Krebs erhält, verändert sich alles: das Familiengefüge, der Alltag, Gefühle und Gedanken. Eltern krebskranker Kinder sind auf der einen Seite emotional stark belastet und haben auf der anderen Seite organisatorisch und zeitlich enorme Anforderungen zu meistern. Es gibt viele Angebote, die sie unterstützen. Wichtig ist: Stehen Sie Ihrem Kind bei. Ermöglichen Sie ihm so viel Normalität wie Sie können.

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