Lungenkrebs entsteht meist durch krebserregende Substanzen, denen wir insbesondere beim Rauchen von Tabakprodukten ausgesetzt sind. Diese sogenannten Karzinogene oder Kanzerogene verändern Zellen der Lunge, was zu Krebs führen kann.
Es gibt chemische Kanzerogene, beispielsweise Inhaltsstoffe von Zigarettenrauch, physikalische Kanzerogene, etwa Radioaktivität, und biologische Kanzerogene, wozu manche Viren zählen. Bei Lungenkrebs sind chemische und physikalische Kanzerogene nach jetzigem Wissensstand als Risikofaktoren von Bedeutung. Aber auch das Erbgut spielt eine Rolle.
Wie verändern sich gesunde Zellen zu Lungenkrebs?
Damit aus einer gesunden Zelle eine Krebszelle wird, sind zahlreiche Schritte erforderlich; Forschende sprechen von der Kanzerogenese (Krebsentstehung). Treffen Umweltfaktoren wie Zigarettenrauch oder Radioaktivität mit genetischen Risikofaktoren, also Risikofaktoren im Erbgut, zusammen, kann sich Lungenkrebs entwickeln.
Das genetische Risiko ist nicht immer klar ersichtlich. Sind nahe Verwandte bereits an Lungenkrebs erkrankt, ist das zumindest ein Hinweis auf genetische Risiken. Sprechen Sie in diesem Fall mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt!
Treffen verschiedene Risikofaktoren aufeinander, beginnt ein komplexer Mechanismus, der zu Lungenkrebs führen kann:
- Bei der Initiation verändert sich das Erbgut einer Zelle. Davon sind meist Bereiche im Erbgut betroffen, die Zellwachstum, Zellteilung und Zelltod steuern.
- Daran schließt sich die Promotion an. In diesem Stadium verändern sich Zellen (zum Beispiel durch wiederholten Kontakt mit Chemikalien) weiter. Während der Promotionsphase kann sich eine Vorstufe von Krebs entwickeln, die Ärzt:innen als präkanzeröse Läsion bezeichnen.
- In der darauffolgenden Progression entwickeln sich präkanzeröse Läsionen zu bösartigen Tumoren. Dabei treten weitere genetische Veränderungen in den Zellen auf, die zu einer stärkeren Zellteilung (Proliferation), einer Unterdrückung des programmierten Zelltodes (Apoptose) und einem stärkeren Einwachsen in gesundes Gewebe führen können.
Warum löst Tabakrauch Lungenkrebs aus?
Die mit Abstand wichtigsten Karzinogene sind in Tabakrauch enthalten. Das gilt für Zigaretten, Zigarren, Pfeifen und andere Tabakprodukte gleichermaßen.
Tabakrauch enthält mehr als 7.000 Chemikalien, von denen mindestens 250 als schädlich und mindestens 69 als krebserregend eingestuft werden. Zu den Karzinogenen zählen unter anderem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Benzol, Formaldehyd, Arsen und Nitrosamine.
Viele der Inhaltsstoffe von Tabakrauch können direkt oder indirekt Schäden am Erbgut von Zellen in der Lunge verursachen. Außerdem lösen manche der Substanzen oxidativen Stress aus. Sogenannte freie Radikale, sprich extrem reaktive Moleküle, schädigen das Erbgut ebenfalls
Warum erkranken mitunter Nichtraucher an Lungenkrebs?
Rauchen ist zwar der wichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs. Nichtraucher:innen können aber – wenn auch deutlich seltener – ebenfalls erkranken. Das kann unter anderem am Passivrauchen liegen. Auch ohne selbst zu rauchen, atmen Menschen dabei krebserregende Moleküle ein. Ähnliche Risiken gehen von Asbest oder von Radon aus.
Einige Menschen können aufgrund genetischer Veranlagung ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs haben, unabhängig davon, ob sie geraucht haben oder nicht. Auch manche Lungenerkrankungen erhöhen die Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken.
Welche Rolle spielt Radon bei Lungenkrebs?
Eine erhöhte Konzentrationen an Radon in der Luft von Innenräumen führen zu einem höheren Lungenkrebs-Risiko. Zum Hintergrund: Radon ist ein radioaktives Gas, das beim Zerfall von Uran-238 entsteht. Uran-238, ein Isotop (eine Atomart) von Uran, ist vor allem im Bayerischen Wald, im Erzgebirge und im Schwarzwald im Boden zu finden.
Radon ist unsichtbar, geruchlos und geschmacklos. Es kann sich in Gebäuden ansammeln, speziell in Kellern. Von dort dringt es durch Ritzen bis in Wohnräume.
Als Gas gelangt es leicht in die Lunge und schädigt beim radioaktiven Zerfall das Erbgut. Solche Veränderungen können zu Lungenkrebs führen; Radon ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs.
Das Gas lässt sich mit speziellen Detektoren einfach in der Luft bestimmen; Informationen dazu finden Sie beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Ergibt die Messung erhöhte Werte, helfen regelmäßiges Lüften und – je nach Fall – spezielle Baumaßnahmen, die Konzentration des Gases zu verringern
Warum ist Asbest ein Risikofaktor für Lungenkrebs?
Auch Asbest, ein Mineral, kann Lungenkrebs auslösen. Asbestfasern sind lang, dünn und fein. Wenn sie eingeatmet werden, gelangen sie in die tiefen Bereiche der Lunge und bleiben dort. Das führt zu Entzündungen und Gewebeschäden. Besonders aggressive Moleküle (sogenannte freie Sauerstoffspezies oder auch „Sauerstoffradikale”) werden gebildet. Das alles kann zu Veränderungen im Erbgut und manchmal auch zu Lungenkrebs führen.
Asbest kann neben Lungenkrebs vor allem Mesotheliome verursachen. Diese seltenen Tumore gehen von den dünnen Häuten aus, die viele Organe bedecken. Am häufigsten ist das Pleuramesotheliom; ein besonders bösartiger Tumor des Lungenfells.
Welche Bedeutung haben Vorerkrankungen der Lunge?
Einige Lungenerkrankungen erhöhen das Risiko für Lungenkrebs durch Entzündungen oder durch die Schädigung von Lungengewebe. Die Wahrscheinlichkeit von Veränderungen im Erbgut – und damit von Lungenkrebs – steigt. Dazu zählen:
- die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD); eine Lungenerkrankung mit Entzündung der Atemwege und einer Blockierung des Luftstroms
- Lungenfibrose; eine Lungenerkrankung, bei der Lungengewebe vernarbt und seine Elastizität verliert
- chronische oder wiederkehrende Lungenentzündungen
- Tuberkulose (TBC); eine bakterielle Infektionskrankheit