Unerträglich scharf, ekelhaft bitter, völlig versalzen oder geschmacklos und fad: So
beschreiben viele Betroffene, wie ihnen während der Therapie das Essen schmeckt. Laut einer aktuellen Querschnitt-Studie1 mit 120 Krebspatient:innen unter Chemotherapie, sind ganze 98% von Geschmacksveränderungen betroffen. Doch woher kommt diese Begleiterscheinung, und was kannst Du tun, wenn Du selbst betroffen bist?
Geschmacksveränderungen haben vielfältige Ursachen
So individuell wie unser Geschmack ist, so können auch Geschmacksveränderungen von Mensch zu Mensch stark variieren. Steht eine große Schüssel Spaghetti Bolognese auf dem Tisch, empfindest Du das Aroma der Tomaten oder die Menge an Salz unter Umständen ganz anders als Familie, Freunde oder auch andere Betroffene.
Die Gründe für einen veränderten Geschmack können ebenfalls ganz unterschiedlich sein. Einige Medikamente, die während der Chemotherapie eingesetzt werden, können direkt Veränderungen des Geschmackssinns hervorrufen. Besonders häufig sind das platinhaltige Chemotherapeutika. Sie können einen negativen Einfluss auf die Geschmacksknospen haben und erzeugen deshalb oft einen metallischen oder anders unangenehmen Nachgeschmack.
Eine Chemotherapie greift nämlich im Körper alle Zellen an, die sich schnell teilen. Dazu zählen leider auch gesunde Zellen, wie die der Schleimhäute. Entsprechend kann es zu schmerzhaften Entzündungen im Mundbereich kommen, die Betroffenen nicht nur die Lust auf das Essen nehmen, sondern auch unangenehme Geschmacksveränderungen mit sich bringen können.
Findet eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung im Bereich von Kopf oder Hals statt, kann dies auch die Funktion der Speicheldrüsen stören. Eine Folge davon ist zum Beispiel Mundtrockenheit, welche nicht nur das Essen an sich erschweren, sondern auch das Geschmacksempfinden beeinträchtigen kann.
Nicht selten treten während einer Krebstherapie zudem Veränderungen des Geruchssinns auf und können durch ihre enge Verknüpfung mit dem Geschmackssinn zu den beschriebenen Veränderungen führen.
Appetitlosigkeit sollte man ernst nehmen
Es ist nachvollziehbar, dass Betroffenen mit diesen Beschwerden buchstäblich der Appetit vergeht und sie nichts oder kaum mehr essen mögen. Bei gesunden Menschen wäre eine kurzfristige Appetitlosigkeit in den meisten Fällen unproblematisch. Bei Krebspatient:innen kann dies jedoch gefährliche Folgen haben.
Denn wer auf Dauer zu wenig isst, nimmt nicht einfach nur ab. Der Körper erhält auch zu wenig Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe. Passiert das über mehrere Wochen hinweg, kann eine Mangelernährung die Folge sein. Auf der körperlichen Ebene zeigt sich eine Mangelernährung zum Beispiel in nachlassender Muskelstärke und einem geschwächten Immunsystem. Oft verliert man ungewollt an Gewicht und die Kleidung wird zu weit.