Je zielgerichteter die Behandlung von Analkrebs ist, desto besser sind die Aussichten auf Heilung oder zumindest ein längeres Überleben – und desto verträglicher ist oft die Therapie. Mehrere neue Krebsmedikamente sind aktuell in der Erprobung. Auch in der Bestrahlung hat die Medizin große Fortschritte gemacht. Heute wird in vielen Zentren bereits eine intensitätsmodulierte Strahlentherapie bei Analkarzinomen eingesetzt.
Analkrebs: intensitätsmodulierte Strahlentherapie
Die Analregion ist aufgrund ihrer anatomischen Lage und der unmittelbaren Nähe zu empfindlichen Organen mit konventionellen Methoden schwierig zu behandeln. Strahlentherapeut:innen stehen bei solchen Tumoren vor einem besonderen Problem, das sie bisher meist mit einem Kompromiss zu lösen versuchten: Um wichtige Organe in der Umgebung des Tumors zu schonen, reduzierten sie die Strahlendosis. Das Potenzial der Strahlenwirkung auf die Krebszellen wurde damit nicht voll ausgeschöpft.
Die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) macht sich einen altbekannten Trick zunutze, verfeinert diesen aber durch neue Technik: Bestrahlt man einen Tumor aus verschiedenen Richtungen, addiert sich die Strahlung aus allen Richtungen im Tumor, das umliegende Gewebe bekommt aber jeweils nur eine Teildosis ab. Bei der neuen Technik wird noch präziser berechnet, wo eine hohe Strahlendosis erforderlich ist und wo möglichst wenig Strahlung hingelangen soll. Bestrahlungen aus noch mehr Richtungen und spezielle Abblendtechniken ermöglichen eine sehr zielgenaue Bestrahlung, was sich vor allem bei unregelmäßig geformten Tumoren und solchen an ungünstigen Stellen, wie dem Analkarzinom, auszahlt.
Die Hoffnung: Eine Bestrahlung, die besser an die Form des Tumors angepasst ist, führt zu einer Verbesserung der klinischen Ergebnisse. Tatsächlich hat sich diese Erwartung bereits vielfach erfüllt. Bleibende Funktionseinschränkungen sind seltener, die Lebensqualität ist gesteigert.
In Studien konnten dadurch bei bestimmten Tumorarten deutlich bessere Behandlungsergebnisse erzielt werden – bei weniger Nebenwirkungen als mit dem herkömmlichen Verfahren. Auch Patient:innen mit Analkarzinomen könnten von der ausgefeilten Technik profitieren, wenn die präzise Steuerung der Strahlungswirkung hohe Dosen im Analkarzinom sicherstellt, während Dünndarm, Harnblase, umliegende Haut und Genitalorgane nur wenig Strahlung abbekommen. Die Bestrahlung ist allerdings sehr aufwendig und die Sitzungen dauern länger als bei der üblichen Technik.
Auch die intensitätsmodulierte Strahlentherapie ist allerdings nicht vollkommen nebenwirkungsfrei. Unerwünschte Wirkungen zeigen sich in erster Linie als Durchfall und Beschwerden beim Wasserlassen.
Neue Medikamente gegen Analkrebs?
Die Behandlungsergebnisse beim fortgeschrittenen Analkrebs gelten bisher als verbesserungswürdig; die Radiochemotherapie zeigt nur unzureichende Erfolge. Da die weit überwiegende Zahl der Analkarzinome auf eine Infektion mit Humanen Papillomviren zurückzuführen ist, liegt das Augenmerk der Forschung mittlerweile verstärkt auf modernen Immuntherapien.
Mehrere Forschungsgruppen arbeiten an der Entwicklung von PD-1-Inhibitoren, also speziellen Molekülen, die Stoffwechselschritte in Krebszellen hemmen.
So behandelten Forscher:innen in einer Studie Patient:innen mit Analkarzinom im fortgeschrittenen Stadium mit dem monoklonalen Antikörper Pembrolizumab. Dieser Antikörper blockiert den PD1-Rezeptor. Manche Krebsarten produzieren das Protein PD-L1, das die körpereigenen Immunzellen daran hindert, den Tumor zu erkennen und effektiv zu bekämpfen.
Wird der PD-1-Rezeptor blockiert, kann PD-L1 die Immunzellen nicht mehr behindern. Die Krebszellen werden so für das Immunsystem sichtbar, das sie dann bekämpfen kann. Bei Patient:innen mit Lungenkrebs und Hautkrebs wiesen Forscher:innen nach, dass diese mit einer Pembrolizumab-Behandlung länger lebten, bevor sich ihr Zustand verschlechterte.
Ähnliche Ergebnisse liefert eine jüngere Studie, in die Patient:innen mit Analkarzinom eingeschlossen wurden. Diese Patient:innen bekamen als Monotherapie ebenfalls Pembrolizumab.
Die Studienautor:innen folgern aus ihren Ergebnissen, dass die Behandlung mit Pembrolizumab eine Behandlungsoption ist, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten nicht erfolgreich waren. Derzeit ist Pembrolizumab für die Behandlung von Analkarzinomen allerdings noch nicht zugelassen.
In einer weiteren Studie testen US-amerikanische Forscher:innen den PD-1-Antikörper Nivolumab. Auch deren Forschungsergebnisse wecken Hoffnung für Patient:innen mit fortgeschrittenem Analkarzinom. Doch auch hier sind weitere Studien erforderlich, um die Ergebnisse zu erhärten.