behandlung von darmkrebs

Dickdarmkrebs: Welche Rolle spielt die Chemotherapie in der Behandlung?

Patient:innen mit Dickdarmkrebs erhalten im Anschluss an eine Operation oft eine Chemotherapie, um das Risiko für einen Rückfall zu verringern. Ist das Kolonkarzinom weiter fortgeschritten, können ebenfalls Chemotherapien zum Einsatz kommen.

Von Miriam Sonnet 12.03.2023 · 09 Uhr
Großaufnahme eines Infusionsschlauchs am Tropf. | © AdobeStock-214870803
Copyright: AdobeStock-214870803

Mediziner:innen unterscheiden beim kolorektalen Karzinom zwischen einem Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) und einem Rektumkarzinom (Krebs im Enddarm). Für die Therapie kommt es bei beiden unter anderem darauf an, in welchem Stadium der Tumor sich befindet – das heißt, wie groß er ist und ob er sich noch auf eine Stelle des Darms begrenzt oder sich schon ausgebreitet hat.

Wann kommt bei Dickdarmkrebs eine Operation infrage?

Patient:innen in den Stadien IIII – das heißt, es gibt keine Fernmetastasen  werden zunächst operiert. Ist der Dickdarmkrebs noch klein, passiert das in vielen Fällen endoskopisch. Dabei wird der Tumor über einen Schlauch, in dem sich alle notwendigen Instrumente befinden, entfernt. Bei größeren Tumoren ist meistens eine offene Operation notwendig. Die gute Nachricht: Kann das Kolonkarzinom vollständig entfernt werden, ist eine Heilung möglich.

An die Operation des Dickdarmkrebses schließen sich manchmal weitere Therapien an – je nach Krankheitsstadium, Präferenz des:der Betroffenen, Alter und eventuellen Begleiterkrankungen.

Wann wird eine Chemotherapie bei Dickdarmkrebs eingesetzt?

Häufig kommt nach der Operation von Dickdarmkrebs eine Chemotherapie zum Einsatz, um das Risiko zu verringern, dass der Tumor zurückkehrt. Ärzt:innen empfehlen die Chemotherapie meist bei Patient:innen mit einem größeren Tumor oder befallenen Lymphknoten. In diesen Situationen ist es wahrscheinlicher, dass einzelne Zellen im Gewebe zurückbleiben und später Lokalrezidive oder Metastasen bilden. Das Rückfallrisiko kann dann durch die Chemotherapie gesenkt werden.

Wie läuft die Chemotherapie bei Dickdarmkrebs ab?

Wie lange die Chemotherapie bei Dickdarmkrebs durchgeführt wird, hängt vor allem von den verwendeten Medikamenten ab. Mediziner:innen sprechen vom Chemotherapie-Schema: einer festen Kombination bestimmter Medikamente über einen festen Zeitraum, die in Studien erprobt wurde. Oft werden mehrere dieser Chemotherapie-Schemata nacheinander gegeben.

Insgesamt dauert eine Chemotherapie bei Dickdarmkrebs meist ungefähr sechs Monate. Chemotherapie erfolgt fast immer in sogenannten Zyklen  das heißt: Man bekommt die Medikamente in bestimmten Zeitabständen, zwischen denen mehrere Tage oder Wochen Pause liegen. In dieser Zeit soll der Körper sich von den Auswirkungen der Chemotherapie erholen. Meist wird die Chemotherapie als Infusion verabreicht, die (je nach Medikamenten und Therapieschema) von wenigen Stunden bis mehreren Tagen dauern kann.

Viele Chemotherapie-Wirkstoffe, die häufig bei Dickdarmkrebs eingesetzt werden, gehören zu den sogenannten Fluoropyrimidinen. Beispiele sind 5-Fluorouracil oder Capecitabin. Auch Oxaliplatin, das zur Gruppe der Platin-basierten Medikamente gehört, kann eingesetzt werden.

Wie wirkt eine Chemotherapie bei Dickdarmkrebs?

Bei der Chemotherapie werden Wirkstoffe eingesetzt, die das Wachstum von Zellen stoppen oder die Zellteilung verhindern. Diese sogenannten Zytostatika wirken deshalb vor allem auf Zellen, die schnell wachsen und sich oft teilen – wie Krebszellen.

Zytostatika können allerdings nicht unterscheiden zwischen bösartigen Krebszellen und gutartigen Körperzellen. Die Effekte betreffen deshalb auch andere Gewebe, die sich ständig erneuern, wie Schleimhäute, blutbildende Zellen und Haare. Die allermeisten Chemotherapie-Medikamente haben typische Nebenwirkungen an diesen Geweben. Die Krebszellen reagieren aber noch empfindlicher auf die Zellgifte; die meisten sterben ab, während sich die gesunden Körperzellen nach Ende der Chemotherapie größtenteils wieder erholen.

Typische Nebenwirkungen von Fluoropyrimidinen sind zum Beispiel Hautausschläge und schmerzhafte Rötungen und Schwellungen an den Handflächen und Fußsohlen. Nebenwirkungen von Platinverbindungen wie Oxaliplatin umfassen unter anderem Nieren- und Nervenschäden sowie ein beeinträchtigtes Hörvermögen.

Was passiert, wenn der Dickdarmkrebs weiter fortgeschritten ist?

Früher wurden Patient:innen mit einem Kolonkarzinom im fortgeschrittenen Stadium (Stadium IV) palliativ behandelt. Eine Heilung der Erkrankung galt als unmöglich und die Therapie diente vor allem dazu, die Lebensqualität möglichst lange aufrechtzuerhalten. Heute weiß man, dass bei bis zu 25 Prozent der Betroffenen mit kolorektalem Karzinom, die Lebermetastasen haben, ein Potenzial zu einer Heilung besteht. Auch Menschen mit einem Krankheitsrückfall in der Leber oder mit Lungenmetastasen können in manchen Fällen noch geheilt werden.

Ist der Dickdarmkrebs weiter fortgeschritten, kann man auch hier versuchen, die Metastasen durch eine Operation zu entfernen. Alternativ kommt das Chemotherapie-Schema FOLFOX über drei Monate hinweg zum Einsatz. Das Kürzel leitet sich aus den Wirkstoffen Folinsäure, Fluorouracil und Oxaliplatin ab. Daran kann sich eine Operation anschließen. FOLFOX setzen Ärzt:innen häufig auch nach einer Operation bei Dickdarmkrebs in diesem Stadium ein.

Kommt eine Operation des Kolonkarzinoms nicht infrage, weil der Tumor zu groß ist, werden die Patient:innen zunächst mit Medikamenten behandelt. Das führt in manchen Fällen dazu, dass der Tumor sich so verkleinert, dass er doch noch operiert werden kann. Für die medikamentöse Behandlung kommen verschiedene Substanzen zum Einsatz: unter anderem eine Immuntherapie oder zielgerichtete Medikamente, die eine ganz bestimmte Veränderung im Tumor angreifen, oder auch eine Chemotherapie.

Neue Medikamente für Dickdarmkrebs

Die Krebsforschung schreitet stets voran und bringt immer weitere Medikamente (auch) für das Kolonkarzinom auf den Markt. Ein Beispiel sind die bereits erwähnten Immuntherapeutika und zielgerichteten Substanzen. Aber auch in Sachen Chemotherapie bei Dickdarmkrebs tut sich etwas: Neu ist zum Beispiel ein Medikament mit dem Wirkstoff „TAS-102“, das in ersten Studien bereits zu vielversprechenden Ergebnissen führte. Auch die Substanz „S1“ ist neu und seit 2022 zugelassen. Sie kommt zum Beispiel in Kombination mit anderen Medikamenten infrage, wenn das kolorektale Karzinom bereits Metastasen gebildet hat und Patient:innen Fluoropyrimidine nicht vertragen.

Zusammenfassung Die Chemotherapie ist eine wichtige Säule in der Behandlung von Dickdarmkrebs. Sie kommt unter anderem nach einer Operation zum Einsatz oder auch dann, wenn eine chirurgische Entfernung des Tumors oder der Metastasen nicht möglich ist. Verschiedene Medikamente stehen zur Verfügung. Im Zuge einer Chemotherapie kann es bei Dickdarmkrebs-Patient:innen zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen.

Artikelempfehlungen

Nahaufnahme von mit sterilen Handschuhen, die ein laparoskopisches Instrument halten. | © AdobeStock-236325708
behandlung von darmkrebs

Dickdarmkrebs-Therapie: Wann wird operiert und was erwartet mich dabei?

Nach der Diagnose fragen Sie sich vielleicht, welchen Stellenwert die Chirurgie in der Behandlung des Dickdarmkrebs hat – ob ein Eingriff bei Ihnen sinnvoll ist, wie er stattfindet und was er mit sich bringt.

von Katarina Flanagan
Jemand hält die Hand eines Patienten | © AdobeStock-14977790
Fortgeschrittener Darmkrebs

Welche Therapien setzen Ärzt:innen bei fortgeschrittenem Dickdarmkrebs ein?

Sie leiden an Dickdarmkrebs? Heute gelingt es Ärzt:innen, Tumoren in fortgeschrittenen Stadien zu heilen. Selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, hilft Ihnen die palliative Therapie dabei, Ihre Lebensqualität zu verbessern. Dabei unterstützen Sie auch Psychoonkolog:innen.

von Katarina Flanagan
Geschwächte Immunabwehr: Ihr Risiko bei Krebs

Warum Sie an Gürtelrose denken sollten

Menschen mit Krebs können von verschiedenen Beschwerden betroffen sein, die nicht immer mit der Krebserkrankung selbst zu tun haben müssen. Es können auch andere Krankheiten auftreten - wie zum Beispiel Gürtelrose. Erfahren Sie, wodurch das Gürtelrose-Risiko erhöht wird.

Anzeige