Die Erkrankung möglichst heilen: Das ist das erste Ziel jeder Krebsbehandlung. Kurative Therapien sollen die Krebszellen dauerhaft ausmerzen und Rückfälle (Rezidive) verhindern. Auch beim Rektumkarzinom gelingt dies am besten über eine Operation, sofern sich alle bösartigen Zellen dabei restlos entfernen lassen. Ob das der Fall ist, hängt zum einen davon ab, was die erkrankte Person verkraften kann, zum anderen davon, wo der Tumor liegt und wie weit er fortgeschritten ist.
Rektumkarzinom und seine Stadien
Die Entwicklung von Krebs geben Fachleute nach den internationalen UICC-Stadien I bis IV an. Sie basieren auf der sogenannten TNM-Klassifikation, die die Ausbreitung des Tumors beschreibt. T steht dabei für die Tumorgröße und ‑ausdehnung, N (englisch: nodes) für die Anzahl befallener Lymphknoten und M (Metastasen) für fehlende (M0) oder vorhandene (M1) Fernmetastasen. Für das Rektumkarzinom sind die Stadien so eingeteilt:
- Stadium I heißt, der Tumor ist von der Darmschleimhaut aus schon tiefer vorgedrungen: bei T1 in die dünne Bindegewebsschicht zwischen Schleimhaut und Muskelschicht der Darmwand, bei T2 weiter in die Darmmuskulatur. Lymphknoten (N0) und andere Strukturen (M0) sind krebsfrei.
- Stadium II: Auch hier ist das Krebsgeschehen noch örtlich begrenzt (N0, M0), allerdings an (T3) oder außerhalb der Darmwand (T4) angelangt.
- Stadium III: Es sind bereits Lymphknoten betroffen (N1 oder N2), jedoch noch keine entfernteren Organe (M0).
- Stadium IV ist die Phase des streuenden (metastasierenden) Karzinoms (M1). Am häufigsten streut Enddarmkrebs in die Leber. Folgen darauf weitere Tochtertumoren, sitzen sie meist in den Lungen und schließlich auch im Bauchfell.
Besonderheiten bei der Enddarmkrebs-Operation
Eine offene Operation im sogenannten kleinen Becken ist anspruchsvoll: Der Enddarm ist umgeben von der Blase, den Geschlechtsorganen und den Beckenknochen. Zudem liegt er nahe am stark von Versorgungsbahnen durchzogenen Beckenboden und dem Schließmuskel des Afters. Gerade Operationen von Karzinomen im unteren Enddarm-Drittel bergen einige Risiken: Nerven der Blase oder der Genitalien, vor allem aber die After-Muskulatur, können eher Schaden nehmen.
Rektumkarzinome kehren außerdem häufiger zurück als Kolonkarzinome. Daher geht der Operation häufig eine Vorbehandlung voraus, meist eine neoadjuvante Strahlen-Chemotherapie, welche den Tumor zuvor verkleinern und außerdem Rückfallrisiken verringern soll.
Ablauf der Rektumkarzinom-OP, künstlicher Darmausgang & Co
Ist der Enddarmkrebs im frühen Stadium I, kann ein spezialisiertes Chirurgieteam das begrenzte Krebsgewebe womöglich minimalinvasiv (endoskopisch oder laparoskopisch) entfernen, die Regel ist jedoch eine offene OP mit Bauchdeckenschnitt.
Bei umfangreicheren Tumoren der Stadien II bis IV entfernen Operateur:innen das gesamte befallene Darmsegment (Rektumresektion). Mit Sicherheitsabstand schneiden sie auch umgebendes Gewebe heraus, eventuell vorhandene Lymphknotenmetastasen (radikale Rektumresektion) – und bei Stadium IV operierbare Fernmetastasen (Leber, Lunge). Sie prüfen zudem, ob sie weitere Veränderungen feststellen und entfernen können. Schließlich verbinden sie die beiden offenen Darmabschnitte über eine Rundum-Naht miteinander (Anastomose).
Leider ist es nicht immer möglich, alle Nerven im kleinen Becken zu schonen. Dann kann es sein, dass später längere Zeit Störungen der Blasenentleerung und/oder der Sexualität auftreten. Auch der After-Schließmuskel kommt bisweilen nicht ohne Verletzungen davon. Häufig ist es aber auch dann möglich, auf einen künstlichen Darmausgang zu verzichten.
Neben dem Schließmuskel am Darmausgang ist auch der untere Teil des Enddarms für die Stuhlkontrolle wichtig – die Ampulla recti. Die Ampulla ist sehr dehnbar und bildet so ein Reservoir für den Stuhl. Erst wenn sie gut gefüllt ist und die Darmwand in diesem Abschnitt dadurch gedehnt wird, spüren wir einen Stuhldrang. Sitzt der Tumor sehr weit unten im Enddarm, muss die Ampulla recti bei der Operation oft entfernt werden. Dann fehlt diese Funktion in der Regel – Patient:innen müssen dann sehr häufig auf die Toilette. Das kann unter Umständen vermieden werden, indem das Chirurgieteam eine neue Darmtasche (einen Pouch) bildet, die als (Ersatz-)Reservoir für den Stuhl dient. In der Praxis lässt sich damit oft erreichen, dass Betroffene weniger oft am Tag Stuhlgang haben und so ein normaleres Leben möglich ist.
Wenn der Schließmuskel insgesamt nicht zu retten ist – manchmal aber auch nur zeitweise, bis die Anastomose verheilt ist – erhalten Patient:innen einen künstlichen Darmausgang (Stoma, Anus praeter) in der Bauchdecke. Noch während der Tage bis wenigen Wochen im Krankenhaus lernen sie, damit umzugehen. Vorübergehende künstliche Darmausgänge machen die Ärzte und Ärztinnen in einem späteren Eingriff wieder rückgängig.