Neustart im Job

Nach einer Krebserkrankung eine Umschulung wagen

Der Wiedereinstieg in den Beruf ist für viele Menschen ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen den Krebs. Doch mitunter ist es körperlich nicht möglich, den alten Job weiterhin auszuüben. Eine Umschulung nach einer Krebserkrankung kann eine neue berufliche Perspektive bieten.

Von Julia Brandt 03.12.2024 · 11 Uhr
Weiterbildung in einem Seminar | © AdobeStock-169701748
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Eine gefestigte Position, viele bekannte Gesichter, eine eingespielte Arbeitsroutine – all diese Dinge sprechen dafür, nach der Krebserkrankung wieder in den alten Job einzusteigen. Doch irgendwie fühlen Sie sich nicht fit genug? Keine Sorge, falls Sie im Anschluss an die Krankheit und die Therapie nicht mehr in der Lage sind, die Aufgaben Ihrer alten Arbeitsstelle zu erfüllen, bedeutet das noch nicht, dass Sie sich sofort einen neuen Job suchen müssen.

Oft ist es möglich, die Arbeitsaufgaben oder das Arbeitspensum so anzupassen, dass eine völlige Neuorientierung, also eine Umschulung nach Krebserkrankung, nicht notwendig ist. In enger Absprache mit dem:der Arbeitgeber:in versuchen viele Berufsrückkehrer zunächst den Arbeitsplatz an die neuen Bedürfnisse anzupassen. Wenn dies nicht geht, besteht vielleicht die Möglichkeit, eine andere Tätigkeit innerhalb des Unternehmens auszuüben.

In diesen Fällen macht eine Umschulung Sinn

Egal, ob in Ihrem alten Betrieb oder einem neuen Unternehmen: Vielleicht reichen Ihr Wissen oder Ihre Qualifikationen nicht aus, um eine neue Arbeitsaufgabe zu erfüllen. Durch eine entsprechende Weiterbildung wäre es Ihnen jedoch möglich, einen Job auszuüben, der in Ihrem bisherigen Berufsfeld liegt und gleichzeitig Ihre körperlichen Kapazitäten nach der Krebserkrankung berücksichtigt.

Auch der Einstieg in einen völlig neuen Beruf ist denkbar – oder vielleicht sogar notwendig, wenn Sie zum Beispiel vor Ihrer Krebserkrankung in einem körperlich anstrengenden Beruf gearbeitet haben und eine „Light-Version” an diesem Arbeitsplatz nicht umsetzbar ist.

Eine solche Umschulung nach einer Krebserkrankung bedeutet in der Regel, eine reguläre Ausbildung oder ein Studium mit einem qualifizierenden Abschluss zu absolvieren.

Die Bundesagentur für Arbeit bietet eine Orientierungshilfe für Umschüler:innen, um herauszufinden, welcher Beruf zu den eigenen Fähigkeiten und Interessen passt:

https://www.arbeitsagentur.de/karriere-und-weiterbildung/beruf-wechseln

Die Rentenversicherung zahlt die Umschulung bei Krebs

Eine Umschulung nach einer Krebserkrankung wird ebenso wie Weiterbildungen sowie andere Maßnahmen zur beruflichen Rehabilitation von der Deutschen Rentenversicherung unterstützt und finanziert.

Hierfür gibt es eine Reihe von Voraussetzungen, die der jeweilige Rentenversicherungsträger prüft. So fördert die Rentenversicherung eine Umschulung nach einer Krebserkrankung zum Beispiel nur, wenn keine Aussicht auf Besserung besteht, die es begründet, den bisherigen Arbeitsplatz zu erhalten.

Weitere Voraussetzungen sind zum Beispiel, dass Ihnen ohne die finanzierte Umschulung eine Erwerbsminderungsrente gezahlt werden müsste und Sie zum Zeitpunkt der Umschulung bereits mindestens 15 Jahre gesetzlich rentenversichert sind.

Was wird bei einer Umschulung durch die Rentenversicherung bezahlt?

Seminare, Materialien, Zug- oder Busfahrt: Eine Umschulung kostet Geld. Sie müssen dies in der Regel jedoch nicht bezahlen. Die Kosten, die mit einer beruflichen Rehabilitation wie etwa einer Umschulung nach einer Krebserkrankung einhergehen, übernimmt der Rentenversicherungsträger.

Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass andere Leistungen finanziert werden, die notwendig sind, um an der Umschulung teilzunehmen. So übernimmt der Rentenversicherungsträger auf Antrag zum Beispiel auch Reisekosten, zahlt eine Haushaltshilfe oder die Kinderbetreuung.

Grundsätzlich gilt: Die Rentenversicherung übernimmt die Kosten für die Umschulung nach einer Krebserkrankung so lange, wie es dauert, die Qualifizierung zu erreichen. In der Regel ist die Förderung von ganztägigen Weiterbildungsmaßnahmen auf zwei Jahre begrenzt. Nach Absprache finanziert der Versicherungsträger jedoch auch Umschulungen, die länger dauern.

Zudem sind Sie während der Umschulung nach einer Krebserkrankung rentenversichert. Der Rentenversicherungsträger übernimmt die Beiträge zur Rentenversicherung und ebenso die für die Kranken-, Pflege- und Unfallversicherung.

So wird das Übergangsgeld bei einer Umschulung berechnet

Auch während der Umschulung muss Ihr Lebensunterhalt gesichert sein. Daher bekommen Sie, während Sie an einer Umschulungsmaßnahme teilnehmen, sogenanntes Übergangsgeld gezahlt. So viel Übergangsgeld bekommen Sie bei einer Umschulung von der Rentenversicherung:

  • Wenn Sie keine Kinder haben, erhalten Sie 68 Prozent Ihres letzten Nettogehalts.
  • Haben Sie Kinder und Anspruch auf Kindergeld, bekommen Sie 75 Prozent Ihres letzten Nettogehalts ausgezahlt.
  • Selbstständige erhalten 80 Prozent des Einkommens, das sie im letzten Kalenderjahr erzielt haben.

Die Deutsche Rentenversicherung finanziert eine Umschulung nach Krebserkrankung auf Antrag. Hier finden Sie wichtige Formulare und Informationen zum Download.

Aus der Krankheit in die Selbstständigkeit

Eine Umschulung nach Krebserkrankung muss nicht zwangsläufig in ein Angestelltenverhältnis münden. Wenn Sie ein Unternehmen gründen oder sich als Freiberufler:in selbstständig machen möchten, erhalten Sie auch hierbei Unterstützung. Der sogenannte Gründungszuschuss ist eine Möglichkeit, der Arbeitslosigkeit nach dem Krebs zu entgehen und eine neue Existenz aufzubauen.

Zusammenfassung Eine Umschulung nach Krebserkrankung ergibt Sinn für Patient:innen, die es nicht mehr schaffen, in ihrem alten Job zu arbeiten. Die Deutsche Rentenversicherung fördert eine Umschulung zur beruflichen Rehabilitation. Sie finanziert die Umschulung, zahlt Überbrückungsgeld und in manchen Fällen auch Reise- oder Kinderbetreuungskosten. Unterstützung gibt es auch für den Sprung in die Selbstständigkeit.

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