Wie kann Lungenkrebs frühzeitig erkannt werden?
Bei Lungenkrebs ist – wie bei vielen Krebserkrankungen – eine frühzeitige Diagnose wichtig. Je früher er erkannt wird, desto besser kann er behandelt werden und desto höher sind die Überlebenschancen. Aber es gibt keine Symptome und Anzeichen, an denen Betroffene ein Lungenkarzinom im Frühstadium erkennen könnten. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Beschwerden wie (blutiger) Husten und Atemnot auf.
Ein geregeltes Früherkennungsprogramm, wie etwa für Brustkrebs oder Darmkrebs, gibt es für Lungenkrebs bislang in Deutschland nicht. Aber wissenschaftliche Studien zeigen: Ein Screeningprogramm könnte auch bei Lungenkrebs dazu beitragen, die Sterblichkeit zu senken – insbesondere bei starken Raucherinnen und Rauchern. Fachleute prüfen deshalb derzeit, unter welchen Voraussetzungen ein Lungenkrebs-Früherkennungsprogramm für Risikopersonen sinnvoll ist.
Für das Screening von Risikopersonen auf Lungenkrebs kommt eine strahlungsarme Computertomografie infrage. Sie wird auch als Niedrigdosis-CT bezeichnet. Sie wird voraussichtlich beschwerdefreien starken Raucherinnen und Rauchern im Alter zwischen 50 und 75 Jahren angeboten werden.
Es wurden auch andere Verfahren zur Früherkennung von Lungenkrebs erprobt, etwa Röntgenuntersuchungen des Brustraums, mikroskopische Untersuchungen von abgehustetem Schleim, Lungenspiegelungen oder die Bestimmung bestimmter Laborwerte (Tumormarker). Diese haben sich allerdings als nicht ausreichend zuverlässig erwiesen und werden von Fachleuten nicht empfohlen.
Wer könnte von einer Lungenkrebs-Früherkennung profitieren?
Eine Untersuchung zur Früherkennung von Lungenkrebs ist nur bei Personen mit einem erhöhten Risiko für die Erkrankung sinnvoll. Bei allen anderen Menschen tritt Lungenkrebs so selten auf, dass Nachteile und Risiken der Untersuchung deren Nutzen überwiegen würden.
Ein hohes Risiko für Lungenkrebs haben vor allem starke Raucherinnen und Raucher im höheren Lebensalter (50 bis 75 Jahre). Dabei spielt es nicht nur eine Rolle, wie viele Zigaretten man pro Tag raucht, sondern auch seit wie vielen Jahren man bereits raucht.
Fachleute gehen davon aus, dass sich eine Früherkennungsuntersuchung auf Lungenkrebs unter folgenden Voraussetzungen lohnt:
- Mindestens 15 Zigaretten pro Tag seit mindestens 25 Jahren oder
- Mindestens 10 Zigaretten pro Tag seit mindestens 30 Jahren.
Auch bei ehemaligen Raucherinnen und Rauchern ist das Lungenkrebs-Risiko noch erhöht. Hier zählt die Zeit, seit der Zigarettenkonsum aufgegeben wurde: Liegt das Rauchen weniger als zehn Jahre zurück, kann eine Früherkennung sinnvoll sein.
Wie läuft die Früherkennung von Lungenkrebs ab?
Für die Früherkennung von Lungenkrebs wird eine strahlungsarme Computertomografie (Niedrigdosis-CT) durchgeführt. Die Computertomografie (CT) ist ein Röntgenverfahren, mit dem Querschnittbilder des menschlichen Körpers erstellt werden.
Anders als beim herkömmlichen Röntgen lassen sich mittels CT nicht nur grobe Strukturen und die Knochen erkennen, sondern auch Weichteilgewebe wie die Lunge. Das für die Früherkennung von Lungenkrebs eingesetzte Niedrigdosis-CT arbeitet mit einer niedrigeren Dosis an Röntgenstrahlung als die Standard-CT.
Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten. Auf den bei der Niedrigdosis-CT erstellten Querschnittbildern der Lunge können Ärzt:innen Lungenkrebs bereits in frühen Stadien der Erkrankung erkennen.
Welche Vorteile und Nachteile hat eine Lungenkrebs-Früherkennung mit Niedrigdosis-CT?
Die Früherkennung von Lungenkrebs mit strahlungsarmer Computertomografie (Niedrigdosis-CT) hat verschiedene Vorteile:
- Bessere Behandlungsmöglichkeiten: Die Niedrigdosis-CT erkennt Lungenkarzinome schon in frühen Stadien, in denen mehr Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen. Kleine Tumoren können dann beispielsweise bei einer Operation entfernt werden.
- Bessere Überlebenschancen: Je früher Lungenkrebs entdeckt wird, desto erfolgreicher ist die Behandlung. Durch eine Lungenkrebs-Früherkennung mit Niedrigdosis-CT sterben weniger Menschen an Lungenkrebs.
Die Lungenkrebs-Früherkennung mit Niedrigdosis-CT kann aber auch Nachteile beziehungsweise Risiken haben.
- Unnötige Therapien: Bei der Untersuchung werden auch Tumoren gefunden, die vielleicht nie auffällig geworden wären und auch das Leben nicht verkürzt hätten. Fachleute sprechen hier von einer Überdiagnose. Werden diese Tumoren dann behandelt, handelt es sich um eine Übertherapie – denn die Patient:innen unterziehen sich zum Beispiel einer Operation oder einer anderen Krebstherapie, die gar nicht nötig gewesen wäre.
- Falsch positive Befunde: Mit einer Niedrigdosis-CT kann man in der Lunge alle möglichen Arten von auffälligen Veränderungen finden, die letztlich gar kein Lungenkrebs sind. Die Früherkennungsuntersuchung ist dann fälschlicherweise positiv ausgefallen. Um sicherzugehen, dass es sich nicht um Lungenkrebs handelt, sind in solchen Fällen weitere, eingreifendere Untersuchungen nötig, etwa die Entnahme einer Gewebeprobe aus der Lunge (Biopsie).
- Strahlenbelastung: Die Belastung mit Röntgenstrahlung beträgt bei der Niedrigdosis-CT nur etwa ein Fünftel bis ein Viertel der normalen CT-Dosis, ist aber immer noch um ein Vielfaches höher als bei einer einfachen Röntgenaufnahme. Und: Alle Röntgenstrahlen verursachen langfristig ein erhöhtes Krebsrisiko.
- Falsches Sicherheitsgefühl: Eine Niedrigdosis-CT kann Lungenkrebs im Frühstadium erkennen. Sie schützt aber nicht vor Lungenkrebs. Nach einer Früherkennungsuntersuchung kann ein Lungenkarzinom jederzeit neu entstehen.