Beschwerden bei Prostatakrebs-Therapie

Nebenwirkungen der Prostatakrebs-Behandlung lindern

Erektionsstörungen, Müdigkeit, Inkontinenz: Die Therapie von Prostatakrebs bringt eine Reihe möglicher Nebenwirkungen mit sich. Es gibt jedoch Möglichkeiten, diese Beschwerden zu lindern.

Von Julia Brandt 06.12.2023 · 10:00 Uhr
Ein Mann macht Übungen, um Nebenwirkungen der Prostatakrebs-Behandlung zu lindern | © AdobeStock_417799840
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Es gibt viele gute Optionen, um Prostatakrebs zu behandeln. Die verschiedenen Therapiemethoden ziehen jedoch häufig auch Nebenwirkungen nach sich. Manche dieser Beschwerden treten nur vorübergehend auf, andere bestehen langfristig. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es auch zahlreiche Möglichkeiten gibt, die Nebenwirkungen einer Prostatakrebs-Therapie zu behandeln. 

Harninkontinenz bei Prostatakrebs-Therapie 

„Nicht zu stark lachen, sonst geht das in die Hose.“ Viele Männer leiden im Anschluss an die Prostatakrebs-Behandlung unter Harninkontinenz. Den Urin nicht mehr zuverlässig halten zu können, kommt insbesondere als Folge einer Prostata-Operation vor, im Rahmen derer das Schließmuskelsystem der Harnröhre häufig geschwächt oder sogar verletzt wird.

Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, etwa beim Lachen, Husten oder Niesen den Urin zu halten, oder haben das Gefühl, ständig auf die Toilette gehen zu müssen.

In der Regel ist die Inkontinenz als Nebenwirkung einer Prostatakrebs-Therapie kurz nach der Behandlung am stärksten ausgeprägt. Bei vielen Patienten bessert sie sich mit der Zeit und es gelingt ihnen zunehmend besser, den Urin zu halten. Andere haben dauerhaft Probleme und sind auf Hilfsmittel wie Einlagen angewiesen.

Inkontinenz in den Griff bekommen 

Die gute Nachricht ist, dass Sie selbst etwas dazu beitragen können, die Kontinenz zu verbessern. Regelmäßige Beckenbodenübungen und spezielle Kontinenztrainings stärken das Schließmuskel-System und können helfen, den Urinabgang wieder besser zu kontrollieren. Diese Trainings führen Sie sowohl unter professioneller Anleitung als auch für sich zu Hause durch.

Je nachdem, wie schwer die Inkontinenz als Nebenwirkung der Prostatakrebs-Therapie ausgeprägt ist, kommen möglicherweise auch operative Eingriffe infrage, damit Betroffene den Urin wieder besser halten können.

Dazu gehören zum Beispiel Maßnahmen wie eine Unterspritzung der Harnröhrenwand oder Ballons, die eingesetzt werden, um die Harnröhre einzuengen. Bänder und Schlingen geben der Harnröhre wieder mehr Halt nach einer Prostataentfernung. Auch künstliche Schließmuskeln werden bei einigen Betroffenen eingesetzt, um ungewollten Urinabgang zu verhindern.

Potenzstörungen nach Prostatakrebs-Therapie 

Eine sehr häufige und belastende Nebenwirkung der Prostatakrebs-Behandlung ist die sexuelle Funktionsstörung, auch sexuelle Dysfunktion genannt. Sie kommt als Folge einer Prostatakrebs-Operation, Bestrahlung oder Antihormontherapie vor.

Zwischen 29 und 30 Prozent aller Männer, bei denen die Prostata aufgrund eines Tumors entfernt werden musste, können nach der Operation keine Erektion mehr bekommen oder diese nicht halten. Selbst bei nervenschonenden Operationen leidet jeder dritte Mann im Anschluss an den Eingriff unter erektiler Dysfunktion.

Impotenz ist für viele Männer belastend. Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Erektionsfähigkeit wieder herzustellen, sodass die Betroffenen auch wieder Sex haben können. Hierfür gibt es zum Beispiel Medikamente, entweder in Form von Tabletten oder als Injektion, die der Mann selbst in den Schwellkörper spritzt.

Eine weitere Methode, die der Erektion auf die Sprünge hilft, ist eine Vakuumpumpe: Der Mann setzt sie auf den Penis. Die Pumpe erzeugt ein Vakuum, das bewirkt, dass sich das Blut im Penis staut – er schwillt an. Damit die Erektion auch bis zum Ende des Geschlechtsverkehrs hält, bringt der Mann dann einen Gummiring am Schaft an, der verhindert, dass das Blut vorzeitig wieder aus dem Penis fließt und der Penis erschlafft.

Sollten diese Methoden nicht funktionieren, kommen bei manchen Prostatakrebs-Patienten Schwellkörper-Implantate zum Einsatz, die eine Erektion ermöglichen. Diese sollten jedoch frühestens ein Jahr nach der Prostatakrebs-Operation eingesetzt werden.

Die Fruchtbarkeit ist aufgrund der Prostatakrebs-Therapie nicht zwangsläufig eingeschränkt – sie kann aber vorübergehend oder auch dauerhaft eingeschränkt sein. Männer mit Prostatakrebs, die noch Kinder bekommen möchten, können vor Einsetzen der Behandlung ein Spermiendepot anlegen, das später zur Verfügung steht, um einen Kinderwunsch zu verwirklichen.

Darmprobleme und Durchfall behandeln 

Für einige Patienten ist eine Strahlentherapie die beste Möglichkeit zur Behandlung des Prostatakarzinoms. Dabei zerstören hochenergetische Strahlen das Krebsgewebe. Auch wenn sich moderne Bestrahlungsgeräte so gut einstellen lassen, dass sie gesundes Gewebe möglichst schonen, wird immer auch umliegendes Gewebe mitbestrahlt.

Bei einem Teil der Patienten tritt als Nebenwirkung der Prostatakrebs-Behandlung chronischer Durchfall (Diarrhö) auf – was für viele belastend ist.

Durchfall kann jedoch nicht nur Folge einer Bestrahlung, sondern auch Nebenwirkung einer Chemo- oder Immuntherapie sein. Um Diarrhö im Rahmen einer Prostatakrebs-Therapie zu behandeln, kommen Medikamente wie Loperamid zum Einsatz, die die Darmmuskulatur entspannen. In schweren Fällen verschreiben Ärzt*innen eine Opiumtinktur.

Was Sie bei Durchfall selbst tun können 

Nicht immer sind Darmprobleme und Durchfall so stark, dass sie medikamentös behandelt werden müssen. Oft lassen sich die Beschwerden mit einer darmfreundlichen Ernährung eindämmen: 

  • Setzen Sie vermehrt leicht verdauliche Lebensmittel auf den Speiseplan, zum Beispiel Haferflocken, Weißbrot, Brühe oder geschälte Äpfel. Vollkornbrot, Milchprodukte sowie fettige, scharfe oder blähende Speisen sollten Sie vermeiden. 
  • Essen Sie am besten mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt. 
  • Trinken Sie ausreichend, etwa zwei bis vier Liter am Tag. Bei Durchfall verliert der Körper neben Flüssigkeit auch Salz und Elektrolyte. Daher sind Mineralwasser, Brühe und Kräutertees sinnvolle Durstlöscher.

Übelkeit und Erbrechen nach einer Chemotherapie 

In manchen Fällen wird ein Prostatakarzinom mit einer Chemotherapie behandelt. Hierbei ist Übelkeit eine häufige Nebenwirkung – manche Betroffene müssen auch öfter erbrechen. Es gibt Medikamente, die die Übelkeit lindern; sogenannte Antiemetika.

Essen Sie, was Ihnen schmeckt und was Sie gut vertragen. Bei Übelkeit hilft es zudem oft, mehrere kleinere Portionen statt große Mahlzeiten zu essen. Kauen Sie die Nahrung gut, damit sie leichter verdaut werden kann. Ist der Magen unruhig und will nicht so richtig etwas bei sich behalten, versuchen Sie trockene Lebensmittel, zum Beispiel Knäckebrot, Zwieback oder Toast.

[H3] Müdigkeit bei Prostatakrebs überwinden 

Viele Patienten mit Krebs, auch mit Prostatakrebs, leiden unter extremer Erschöpfung und Müdigkeit. Fachleute beschreiben dieses Phänomen als „Fatigue“. Nicht in jedem Fall ist klar, ob diese Müdigkeit als Nebenwirkung der Prostatakrebs-Therapie oder als Folge der fortschreitenden Erkrankung auftritt.

Die Müdigkeit wird von den Betroffenen unterschiedlich empfunden, und auch die Mittel, sie zu verringern, sind von Fall zu Fall verschieden. Um Fatigue zu lindern, empfehlen Ärztinnen und Ärzte grundsätzlich,  

  • Begleiterkrankungen zu behandeln, 
  • körperliche Beschwerden wie Schmerzen zu lindern, 
  • auf ausreichenden und qualitativ guten Schlaf zu achten, 
  • leichte Bewegung, die den Körper in Schwung bringt, sowie 
  • sich seelische Unterstützung zu holen, zum Beispiel durch Psychotherapeut:innen, Selbsthilfegruppen oder Seelsorgende.

Falls diese Mittel nicht ausreichen, können Ärztinnen und Ärzte Medikamente aus der Gruppe der Psychostimulanzien verschreiben. Diese sind jedoch nur das letzte Mittel – grundsätzlich wird Müdigkeit als Nebenwirkung der Prostatakrebs-Therapie eher mit den oben genannten anderen Maßnahmen behandelt.

Folgen der Hormontherapie abmildern 

Ein Baustein der Prostatakrebs-Therapie besteht bei vielen Patienten darin, dem Körper den Botenstoff Testosteron zu entziehen oder seine Wirkung in der Prostata abzuschwächen. In manchen Fällen ist die Hormonentzugstherapie die einzige Behandlung. 

Durch den Hormonentzug treten oft Nebenwirkungen wie zum Beispiel Hitzewallungen oder ein Verlust der Libido auf. Hitzewallungen können mit Medikamenten wie dem Wirkstoff Cyproteronacetat behandelt werden.

Gegen sexuelle Unlust gibt es bisher keine wirksame Therapie. Fachleute empfehlen, dieses Problem mit dem Partner oder der Partnerin zu besprechen und die Hilfe von Sexualtherapeut:innen oder einer Selbsthilfegruppe in Anspruch zu nehmen.

Zusammenfassung Die Therapie von Prostatakrebs bringt eine Reihe möglicher Nebenwirkungen mit sich. Dazu gehören Impotenz, sexuelle Unlust, Müdigkeit, Inkontinenz, Diarrhö und in manchen Fällen auch Unfruchtbarkeit. Verschiedene Maßnahmen helfen, diese Nebenwirkungen einzudämmen.

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