Die Behandlung von Analkrebs hängt davon ab, wo sich der Tumor befindet. Ärzt:innen unterscheiden zwischen Analrandkarzinomen (am Übergang zur Außenhaut) und Analkanalkarzinomen (weiter innen)
Sitz des Karzinoms bestimmt Behandlung
Beim Analrandkarzinom ist die Prognose insgesamt günstiger. Wird der Tumor im Frühstadium entdeckt, kann er oft allein durch eine Operation vollständig entfernt werden. Die Patient:innen gelten dann als geheilt. Dies gilt allerdings nur für Analrandkarzinome mit einem Durchmesser bis zwei Zentimeter Größe ohne Lymphknotenbeteiligung und ohne Fernmetastasen (Stadium I). Fortgeschrittenere Analrandkarzinome werden meist mit einer Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie behandelt.
Bei einem Analkanalkarzinom erfolgt in der Regel eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie – unabhängig davon, in welchem Stadium sich der Tumor befindet. Je nach Situation kann aber auch eine Operation eine Alternative sein. Eine Ausnahme bilden Patient:innen mit bestimmten Vorerkrankungen oder im höheren Alter. Bei ihnen erwägen Ärzt:innen manchmal, die Tumore nur zu bestrahlen.
Was passiert bei der Strahlentherapie?
Bei der Strahlentherapie werden Strahlen mit hoher Energie (Photonenstrahlen) direkt auf das Tumorgewebe gerichtet. Sind auch Lymphknoten im Bereich der Leisten oder des Beckens befallen, werden diese neben dem eigentlichen Tumorgebiet mitbestrahlt. Die Strahlung schädigt die Krebszellen, sodass sie sich nicht mehr teilen können oder bei der Teilung Fehler einbauen – und schließlich absterben.
Die Strahlung wirkt aber nicht nur auf Krebszellen, sondern auch auf gesunde Zellen. Krebszentren führen deshalb heute häufig eine intensitätsmodulierte Strahlentherapie durch. Bei dieser Therapiemethode kann die Bestrahlung präziser erfolgen.
Nicht vom Tumor betroffene Organe wie Dünndarm, Harnblase und Haut in den umliegenden Regionen werden besser geschont, während die Strahlendosis im Tumorgewebe höher ist. Nach aktueller Studienlage sind bleibende Folgeschäden bei dieser Methode seltener, die Lebensqualität ist höher.
Nebenwirkungen der Strahlentherapie
Bei der Strahlentherapie treten Nebenwirkungen auf. Zu den häufigsten akuten Folgen der Bestrahlung von Analkarzinomen zählen Durchfall und Beschwerden beim Wasserlassen. Die Haut kann sich entzünden, brennen, jucken oder sich röten. In sehr seltenen schweren Fällen können sich Blasen und schwer abheilende Wunden bilden.
Die Entzündung kann chronisch werden, in den meisten Fällen heilen aber auch stärkere Hautentzündungen wieder ab. Auch der Enddarm kann sich infolge der Strahlentherapie beim Analkarzinom schmerzhaft entzünden. Ist die Schleimhaut in diesem Bereich betroffen, können häufige Stuhlgänge bis hin zu Durchfall, Schleimabgänge, Schmerzen und Blutungen auftreten.
Häufige Spätreaktionen auf die Strahlentherapie bei Analkarzinom sind narbige Gewebeveränderungen im bestrahlten Gewebe. Dadurch kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden und eine Analstenose kann auftreten.
Diese Verengung beeinträchtigt möglicherweise die Stuhlentleerung und/oder Sexualität. Bei Frauen kann sich als Nebenwirkung eine Vaginalstenose zeigen: eine Verengung der Scheide mit trockener Schleimhaut und Beeinträchtigungen beim Geschlechtsverkehr.
Was passiert bei der Chemotherapie?
Bei der Chemotherapie erhalten die Patient:innen Wirkstoffe, die den Tumor in seinem Wachstum hemmen, sogenannte Zytostatika. Sie werden meist in Form von Infusionen verabreicht, einige Zytostatika können aber auch als Tabletten eingenommen werden.
Bei der Behandlung von Analkrebs haben sich folgende Wirkstoffe bewährt: Mitomycin C, 5-Fluorouracil, Capecitabin und Cisplatin. Die Chemotherapie besteht aus mehreren Zyklen: Die Zytostatika werden in bestimmten Abständen wiederholt verabreicht. Dazwischen gibt es Pausen, in denen sich der Körper erholen kann.
Nebenwirkungen der Chemotherapie
Die Chemotherapie wirkt auf den gesamten Körper, nicht nur auf den Tumor im Analbereich. Nebenwirkungen treten vor allem dort auf, wo sich schnell teilende Körperzellen befinden. Dazu gehören unter anderem Schleimhautzellen im Darm, Haarzellen und die blutbildenden Zellen im Knochenmark.
Welche Nebenwirkungen eine Chemotherapie hat, hängt auch davon ab, welche Wirkstoffe eingesetzt werden. Viele Patient:innen leiden während der Behandlung unter Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Auch Haarausfall, Hautprobleme und Entzündungen der Mundschleimhaut sind häufig. Veränderungen im Blutbild können zu Blutarmut, Leistungsschwäche und einer gestörten Immunabwehr mit mehr Infektionen und Fieber führen. Das oft bei Analkrebs eingesetzte 5-Fluoruracil kann bleibende Schäden an Herz und Nerven hinterlassen.
Wie sind die Erfolgschancen der Behandlung?
Die Dauer einer Radiochemotherapie beträgt in der Regel fünf bis sieben Wochen. Die Ergebnisse der Radiochemotherapie beim Analkarzinom sind gut. Bei etwa 70 bis 80 von 100 Patient:innen, die eine Radiochemotherapie erhalten, ist nach der Behandlung kein Tumor im Körper mehr nachweisbar.
Die Fünf-Jahres-Überlebensrate, eine wichtige Messgröße bei der Beurteilung des Erfolgs einer Krebstherapie, beträgt 72 Prozent für Frauen und 63 Prozent für Männer.
Gut zu wissen: Analkarzinome bilden sich oft nur langsam zurück. Wie gut die Radiochemotherapie beim Analkarzinom angeschlagen hat, zeigt sich deshalb erst etwa zwei bis drei Monate nach Therapieende.
Was passiert, wenn die Therapie keinen Erfolg hat?
Sind nach der Radiochemotherapie noch Reste des Tumors vorhanden oder tritt die Krebserkrankung erneut auf (Rezidiv), wird das Tumorgewebe meist operativ entfernt.
Das Ausmaß der Operation hängt davon ab, wie groß der Tumor ist und ob der Anus oder die Lymphknoten betroffen sind. Bei umfangreichen Operationen, bei denen Enddarm, Analkanal und Schließmuskelapparat entfernt werden, muss ein künstlicher Darmausgang angelegt werden.
Metastasen bei Analkrebs – was nun?
Lösen sich einzelne Zellen aus dem Tumor, können sie sich über die Lymphgefäße oder die Blutbahn in Lymphknoten oder anderen Organen ansiedeln und dort Metastasen bilden. Hat das Analkarzinom metastasiert, hängt die weitere Behandlung vor allem davon ab, wo die Metastasen sitzen.
Krebsabsiedlungen in regionalen Lymphknoten und im Beckenbereich können mit einer Radiochemotherapie behandelt werden. Fernmetastasen in anderen Organen lassen sich unter Umständen operativ entfernen. Als palliative Behandlung bei unheilbarer Erkrankung kann eine Chemotherapie erfolgen.