DIE ERKRANKUNG VERSTEHEN

Analkrebs – alles Wichtige im Überblick

Analkrebs, auch Analkarzinom genannt, ist eine relativ seltene Krebserkrankung. Im Jahr 2020 sind in Deutschland 1.500 Frauen und 810 Männer neu erkrankt. In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der Analkrebserkrankungen allerdings kontinuierlich angestiegen. Hauptrisikofaktor ist eine Infektion mit dem Humanen Papillomvirus (HPV).

Von Nadine Eckert 11.04.2024 · 11:50 Uhr
Verdauungsbeschwerden können Symptome von Darmkrebs sein | © AdobeStock-213498116
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Was passiert bei Analkrebs im Körper? 

Der Anus, im allgemeinen Sprachgebrauch oft auch als After bezeichnet, ist der letzte Abschnitt des Verdauungstrakts und die Austrittsöffnung für den Darminhalt. Analkrebs entsteht in den Zellen des Analgewebes.

Durch Veränderungen in den Erbinformationen (Mutationen) beginnen die Zellen, sich unkontrolliert zu teilen. Es entsteht eine Geschwulst (ein Tumor). Man unterscheidet zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren. Bösartige Tumoren (Krebs) wachsen unkontrolliert, zerstören gesundes Nachbargewebe und können Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Gutartige Tumoren grenzen sich dagegen trotz ihres Wachstums noch vom umgebenden Gewebe ab und bilden keine Metastasen.

Bei Analkrebs unterscheiden Ärzt:innen zwischen Karzinomen des Analkanals und des Analrands.

Welche Risikofaktoren für Analkrebs gibt es? 

Der Hauptrisikofaktor für Analkrebs ist eine Infektion mit dem Humanen Papillomvirus (HPV). Die Übertragung dieser Viren erfolgt hauptsächlich durch sexuellen Kontakt. So gut wie jeder Erwachsene steckt sich im Lauf seines Lebens mit HPV an.

In den meisten Fällen heilen die Infektionen allerdings von selbst aus und haben keine Folgen. Aber bei einigen Menschen bleibt die Infektion bestehen – meist ohne Beschwerden zu verursachen. Man spricht dann von einer chronischen HPV-Infektion.

Doch selbst wenn eine Person dauerhaft mit HPV infiziert ist, entsteht daraus nur sehr selten Krebs. Warum einige Menschen mit einer chronischen HPV-Infektion Analkrebs entwickeln und andere nicht, ist unklar. Aber es gibt Faktoren, die die Entstehung einer Krebserkrankung begünstigen können:

  • Wiederholter Kontakt mit HPV, etwa durch häufig wechselnde Sexualpartner oder passiven Analsex
  • Geschwächtes Immunsystem, etwa durch eine HIV-Infektion, bestimmte Erkrankungen oder nach einer Organtransplantation
  • Auch Rauchen erhöht das Risiko für Analkrebs

Wie erkennt man Analkrebs?  

Es gibt keine eindeutigen Beschwerden, die auf Analkrebs hindeuten. Ein Analkarzinom kann lange bestehen, ohne dass die Betroffenen es bemerken. Beschwerden, die bei Analkrebs auftreten können, sind:

  • Tastbare Veränderungen am Anus
  • Blutungen am Anus oder beim Stuhlgang
  • Nicht abheilende Wunden am Anus
  • Brennen oder Schmerzen am Anus
  • Hautveränderungen, Juckreiz oder Ekzeme am Anus
  • Veränderungen beim Stuhlgang
  • Schmerzen in der Leiste
  • Tastbare Knoten in der Leiste

Diese Beschwerden müssen aber noch längst nicht heißen, dass eine Krebserkrankung vorliegt. Oft haben sie harmlose Ursachen. Dennoch ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen, wenn solche Symptome auftreten.

Häufig wird Analkrebs auch zufällig entdeckt, etwa bei einer gynäkologischen Untersuchung, einer Darmspiegelung oder Operationen im Bereich des Anus, etwa wegen Hämorrhoiden oder Fissuren.

Besteht der Verdacht auf Analkrebs, führen Ärzt:innen weitere Untersuchungen durch, um Krebs auszuschließen – oder zu bestätigen. Dazu können eine Tastuntersuchung des Analkanals und des Enddarms, eine Spiegelung vom Analkanal und (End)Darm, eine Spiegelung von Vagina und Muttermund und Ultraschalluntersuchungen gehören.

Deuten die Untersuchungen darauf hin, dass ein Analkrebs vorliegt, wird dies mit einer sogenannten Biopsie bestätigt. Dabei wird aus dem betroffenen Bereich eine kleine Gewebeprobe entnommen. Diese wird dann im Labor unter dem Mikroskop untersucht und beurteilt. So lässt sich bei den meisten Betroffenen eine eindeutige Diagnose stellen.

Wie wird die Ausbreitung von Analkrebs beurteilt? 

Um die genaue Ausbreitung des Tumors zu untersuchen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Das können eine Magnetresonanztomografie (MRT), eine Computertomografie (CT), eine kombinierte Positronenemissionstomografie-Computertomografie (PET-CT) und/oder weitere Ultraschalluntersuchungen sein.

Welche Stadien gibt es bei Analkrebs? 

Analkrebs kann in unterschiedlichen Stadien entdeckt werden. Das Tumorstadium beschreibt, wie weit sich der Analkrebs ausgebreitet hat, ob auch die umliegenden Lymphknoten befallen sind und ob der Krebs bereits Metastasen in anderen Organen gebildet hat. Das hat nicht zuletzt Einfluss darauf, wie die Krebserkrankung behandelt wird.

Ärzt:innen nutzen zur Unterscheidung der verschiedenen Stadien von Analkrebs zwei verschiedene Klassifikationssysteme, die sich ergänzen: die TNM-Klassifikation und die AJCC-Klassifikation. Bei der TNM-Klassifikation steht „T“ steht für die Größe und Ausbreitung des Tumors, „N“ für den Befall von Lymphknoten und „M“ für Metastasen.

Das TNM-System wird für alle Krebsarten verwendet. Die AJCC-Klassifikation wurde dagegen von einer Expert:innengruppe in den USA, dem American Joint Committee on Cancer (AJCC) speziell für Analkrebs entwickelt. Die AJCC-Klassifikation baut auf der TNM-Klassifikation auf, um den Analkrebs in 7 Stadien einzuteilen (I, IIA, IIB, IIIA, IIIB, IIIC, IV).

Wie wird Analkrebs behandelt?

Befindet sich der Analkrebs bei der Diagnose noch in einem frühen Stadium, kann er manchmal durch eine Operation vollständig entfernt werden. Bei vielen Patient:innen wird Analkrebs aber mit einer Radiochemotherapie behandelt. Sie besteht aus einer Bestrahlung (Radiotherapie) des Tumors im Analbereich und einer Chemotherapie.

Bei der Chemotherapie erhalten die Patient:innen Wirkstoffe, die den Tumor in seinem Wachstum hemmen; sogenannte Zytostatika. Diese werden meist in Form von Infusionen verabreicht, manche können auch als Tabletten eingenommen werden.

Bei bis zu 80 Prozent der Betroffenen ist nach der Behandlung kein Tumor mehr nachweisbar. Ist nach der Radiochemotherapie noch Resttumorgewebe vorhanden, wird dieses in der Regel operativ entfernt.

Wie ist die Prognose bei Analkrebs?  

Viele Patientinnen und Patienten fragen sich, wie ihre Lebenserwartung bei Analkrebs ist. In Deutschland beträgt die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Analkrebs 72 Prozent für Frauen und 63 Prozent für Männer.

Die relative Zehn-Jahres-Überlebensrate liegt bei 68 Prozent für Frauen und 60 Prozent für Männer. Die relative Überlebensrate gibt an, wie viele Menschen einen Zeitraum von fünf beziehungsweise zehn Jahren nach der Diagnose überleben. Sie berücksichtigt auch andere Todesursachen als den Analkrebs.

Wichtig zu wissen: Bei den genannten Zahlen handelt es sich um statistische Werte – nicht um eine exakte Prognose für einen einzelnen Betroffenen. Diese wird durch viele Faktoren beeinflusst. Es hat zum Beispiel erheblichen Einfluss auf die Lebenserwartung, in welchem Stadium ein Analkrebs entdeckt wird.

Ist der Tumor bei der Diagnose noch klein und hat sich noch nicht auf andere Körperregionen ausgebreitet, ist die Überlebensrate höher. Wird er dagegen erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt und hat bereits Metastasen gebildet, ist die Prognose schlechter.

Auch das Alter und das Vorliegen anderer Erkrankungen haben Einfluss auf die Lebenserwartung bei Analkrebs.

Sprechen Sie bei Fragen zu Ihrer individuellen Prognose deshalb mit Ihrer Ärztin oder mit Ihrem Arzt.

Zusammenfassung Analkrebs ist eine relativ seltene Krebserkrankung. Es gibt keine eindeutigen Beschwerden, die auf Analkrebs hindeuten, oft wird er zufällig entdeckt. In einem frühen Stadium kann er manchmal durch eine Operation vollständig entfernt werden, viele Patient:innen erhalten aber zusätzlich eine Radiochemotherapie. Die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei 72 Prozent für Frauen und 63 Prozent für Männer.

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