Dünndarmkrebs (Dünndarmkarzinom) zählt zu den seltenen Krebserkrankungen: An bösartigen Tumoren des Dünndarms erkrankten laut Robert Koch-Institut (RKI) im Jahr 2018 bundesweit nur 2.680 Menschen.
Die Ursachen und Risikofaktoren sind noch weitestgehend unbekannt. Neben chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn können auch erbliche Erkrankungen wie das Lynch-Syndrom oder Mukoviszidose das Risiko für Dünndarmkrebs erhöhen. Allerdings ist nur ein sehr kleiner Teil dieser Krebsart auf eine erbliche Veranlagung zurückzuführen. Die wichtigsten Fakten auf einen Blick.
Symptome von Dünndarmkrebs
Patient:innen mit Dünndarmkrebs merken zunächst kaum etwas von ihrer Erkrankung. Neben Blutungen können unspezifische Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung oder Durchfall auftreten.
Im späteren Krankheitsverlauf vergrößert sich der Tumor, was zu Einengungen des Dünndarms führt. Anzeichen dafür sind Schmerzen in der betreffenden Region. Bei schwerem, fortgeschrittenem Krankheitsverlauf kann es zu einem lebensbedrohlichen Darmverschluss kommen. Dann ist eine sofortige Operation notwendig.
Dünndarmkrebs erkennen
Auch bei unspezifischen Beschwerden sollten Sie immer zu Ihrer Ärztin oder zu Ihrem Arzt gehen. Nach einer ausführlichen Anamnese wird eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel durchgeführt, um die Verdachtsdiagnose Dünndarmkrebs zu sichern.
Um anschließend zu prüfen, ob ein Tumor bereits andere Organe und Lymphknoten befallen hat, sind folgende Untersuchungsmethoden geeignet:
- Ultraschall (Sonografie)
- Computertomografie (CT)
- Magnetresonanztomografie (MRT)
- Laparoskopie (Bauchspiegelung)
Bei einer Magen-Darm-Spiegelung kann zudem ein Teil des Dünndarms mittels einer Kamera besser beurteilt werden. Zur genaueren Diagnose werden dabei häufig auch Gewebeproben entnommen. Als letzte Diagnosemöglichkeit kann eine explorative Laparotomie durchgeführt werden. Dabei wird die Bauchdecke eröffnet, um den Bauchraum genau zu beurteilen.
Dünndarmkrebs behandeln
Für die Entscheidung der richtigen Behandlungsmaßnahmen bei einem Tumor im Dünndarm sind immer mehrere Faktoren entscheidend:
- Wie groß ist das Karzinom?
- An welcher Stelle befindet sich der Dünndarmkrebs und sind möglicherweise weitere Organe betroffen?
- Hat das Karzinom bereits gestreut?
Operation
Bei Befall mit einem bösartigen Dünndarmtumor ist eine möglichst zügige Behandlung angezeigt. Die operative Entfernung ist hier die Behandlung der ersten Wahl. Um möglichst sicherzugehen, dass wirklich alle Tumorzellen sicher entfernt werden, schneidet der:die Operateur:in dabei neben dem Tumor auch einige Zentimeter des umliegenden Gewebes heraus.
Strahlentherapie und Chemotherapie
Daneben kommt unterstützend meist auch eine Strahlentherapie oder eine Chemotherapie zum Einsatz. Die Bestrahlung ist lokal begrenzt, sie wirkt lediglich auf die Tumorregion ein. Hat der Dünndarmkrebs bereits gestreut, bekämpft eine Chemotherapie alle Krebszellen im Körper. Welche Chemotherapie die richtige ist, ist im individuellen Fall zu entscheiden. Mit einer Strahlen- und Chemotherapie können auch weitere durch den Tumor ausgelöste Beschwerden therapiert werden.
Strategie bei gutartigen Dünndarmtumoren
Bei einem gutartigen Tumor im Bereich des Dünndarms kann in vielen Fällen zunächst abgewartet werden. Engmaschige Kontrollen sind dabei allerdings wichtig, um den Tumor im Auge zu behalten. So kann der:die behandelnde Ärzt:in rechtzeitig wichtige Behandlungsmaßnahmen einleiten, falls die Zellen entarten. Kommt es zu Symptomen wie einer Einengung des Dünndarms oder zu Blutungen, werden auch gutartige Dünndarmtumoren häufig operativ entfernt, selbst wenn sie nicht entartet sind.
Rehabilitation und Nachsorge
Nach der Behandlung von Dünndarmtumoren sind regelmäßige Untersuchungen zur Nachsorge angezeigt. Dies gilt besonders, wenn ein bösartiger Tumor überstanden wurde. Die Nachsorgeuntersuchungen, zum Beispiel die Ultraschalluntersuchung des Bauchraums, sind wichtig, um ein mögliches Wiederauftreten der Erkrankung frühzeitig zu erkennen und entsprechend behandeln zu können.
Je nach Schwere der Erkrankung und der individuellen Situation des:der Patient:in können nach der Behandlung im Einzelfall auch Rehabilitationsmaßnahmen sinnvoll sein. Dabei werden die Betroffenen unterstützt, wieder gestärkt in den Alltag zurückzufinden und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Komplikationen ohne Therapie
Für einen möglichst komplikationslosen Verlauf ist bei Dünndarmkrebs eine frühzeitige Diagnose von entscheidender Bedeutung. Wird der Tumor in einem frühen Krankheitsstadium entdeckt, kann er durch die Behandlungsmethoden in der Regel sehr gut behandelt werden. Je früher die Therapie einsetzt, desto größer sind die Überlebenschancen des:der Patient:in.
Metastasen
Solange ein Tumor unbehandelt bleibt, kann er ungebremst weiterwachsen. Dadurch können auch benachbarte Gewebe von den Krebszellen leichter befallen werden. Der Dünndarmkrebs kann sich im fortgeschrittenen Stadium zum Beispiel auch auf die Lunge und die Knochen ausweiten. Wenn das Bauchfell von den Tumorzellen besiedelt wird, kommt es zu starken Wasseransammlungen im Bauchraum.
Darmverschluss
Bleibt eine Behandlung bei Dünndarmkrebs zu lange aus, können auch lebensbedrohliche Komplikationen wie ein Darmverschluss auftreten. Zudem kann ein großer Tumor durch die Wand des Dünndarms brechen (Perforation) und eine Bauchfellentzündung hervorrufen. Kommt es zu solchen Notfallsituationen, sind Betroffene auf eine sofortige medizinische Versorgung angewiesen.
Prognose von Dünndarmkrebs
Für gutartige Darmtumore ist die Prognose meist sehr günstig. Zum Tod des:der Patient:in kommt es lediglich bei zu spät bemerkten, seltenen Komplikationen wie einem Dünndarmverschluss.
Bei bösartigen Dünndarmtumoren ist die Prognose ebenfalls häufig günstig, sofern die Behandlung rechtzeitig einsetzt. Entscheidend ist vor allem, ob sich bereits Metastasen in Lymphknoten und anderen Organen gebildet haben. Die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt bei bösartigem Dünndarmkrebs zwischen 60 und 65 Prozent, die Zehn-Jahres-Überlebensrate liegt bei 53-57 Prozent.