was ist darmkrebs?

Darmkrebs: Was man darunter versteht – und welche Arten es gibt

Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten. Doch was zählt eigentlich dazu? Erfahren Sie, wie der Darm aufgebaut ist, wie häufig Dickdarmkrebs, Enddarmkrebs und Dünndarmkrebs vorkommen, wie die Heilungschancen sind und worin sich die Darmtumoren unterscheiden.

Von Julia Brandt 16.09.2024 · 09 Uhr
Der Darm in einem Modell des menschlichen Körpers | © AdobeStock-443769038
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Der Darm besteht wie alle Organe des Körpers aus Zellen. Gelegentlich entarten diese Zellen: Sie verändern sich, vermehren sich ungebremst und zerstören umliegendes Gewebe. Mediziner:innen nennen die Wucherungen, die durch die entarteten Zellen entstehen, Tumore. Sie können verschiedene Abschnitte des Darms betreffen. Bei bösartigen Tumoren spricht man von Krebs.

Wie ist der Darm aufgebaut?

Nährstoffe, Vitamine, Flüssigkeit und andere Dinge sind für unseren Körper lebenswichtig. Essen und Trinken bedeuten für die allermeisten Menschen außerdem Genuss – und oft sind sie Anlass für geselliges Beisammensein.

Das alles funktioniert dank unseres Verdauungsapparats – dieses wunderbaren Schlauchsystems vom Mund bis zum Darmausgang. Der Darm ist mit fünfeinhalb bis siebeneinhalb Metern der längste Teil davon. Hier werden Nährstoffe aufgenommen und vor allem im Dickdarm Flüssigkeit und Salze. Was übrig bleibt, wird dann ausgeschieden.

Damit die vielen Meter Darm Platz in unserem Bauch finden, windet er sich in Schlingen, also quasi hübsch zusammengefaltet. Auch die Darmschleimhaut, die zuständig ist für die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser, nutzt ein Platzsparsystem: Sie ist in Falten und Zotten gelegt. So haben etwa 32 Quadratmeter Schleimhaut Platz in einigen Metern Darm.

Der Magen verdaut den Speisebrei vor. Von dort gelangt er in den Dünndarm. Hier wird der größte Teil der Nährstoffe resorbiert. Der Dünndarm geht in den Dickdarm über. Dieser Darmabschnitt sieht aus wie ein umgedrehtes “U”. Hier entzieht der Darm dem Nahrungsbrei Wasser und Salz, bevor die Nahrungsreste weiter in Richtung Enddarm und After geschleust werden.

Die Darmwand ist in Schichten aufgebaut: Unter der Schleimhaut liegt eine dünne Bindegewegsschicht mit feinen Blutgefäßen, Lymphgefäßen und Nervenenden. Eine Schicht weiter außen liegen Muskelfasern, die den Nahrungsbrei in wellenförmigen Bewegungen durch den Darm transportieren. Die Muskelschicht ist umgeben von einer weiteren Bindegewebsschicht.

Welche Darmkrebsarten gibt es?

Unterschieden werden, je nachdem, in welchem Abschnitt die Krebszellen wuchern:

Dick- und Enddarmkrebs

Wer von Darmkrebs spricht, meint in der Regel ein kolorektales Karzinom. Dieser Begriff beschreibt alle Krebswucherungen, die im Dickdarm (Kolon) oder Enddarm (Rektum) liegen. Der Dickdarm und der Enddarm, auch Mastdarm genannt, sind die Darmabschnitte, die besonders häufig von Krebs betroffen sind.

Rund 95 Prozent aller Darmtumoren finden sich im Dickdarm oder Enddarm. Bei Dickdarmkrebs sprechen Fachleute von einem Kolonkarzinom. Enddarmkrebs oder Mastdarmkrebs wird medizinisch Rektumkarzinom genannt. Diese Tumore gehen von der Darmschleimhaut aus.

Was sind die Anzeichen von Darmkrebs?

Darmkrebs entwickelt sich meist schleichend. Es dauert oft mehrere Jahre, bis die Tumoren so groß sind, dass sie sich in Form von Verstopfung oder Schmerzen bemerkbar machen.

In welchem Alter tritt Darmkrebs am häufigsten auf?

Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten. Schätzungen zufolge erkranken im Jahr 2022 mehr als 58.000 Menschen neu an Darmkrebs – die meisten jenseits des 70. Lebensjahres. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Frauen bei 75 Jahren, für Männer bei 72 Jahren. Insgesamt sind Männer häufiger von Darmkrebs betroffen als Frauen.

Wie viele Menschen sterben an Darmkrebs?

Im Jahr 2019 sind in Deutschland mehr als 24.000 Menschen an Darmkrebs gestorben. Pro 100.000 Menschen sterben jedes Jahr 26 Frauen und 31 Männer an Darmkrebs.

Wie sind die Heilungschancen bei Darmkrebs?

Wie bei allen Krebsarten hängt die Darmkrebs-Prognose vor allem vom Stadium der Erkrankung ab. In Fällen, in denen die Krebszellen auf die Darmschleimhaut beschränkt sind, überleben neun von zehn Menschen die nächsten zehn Jahre.

Dünndarmkrebs

Krebs im Dünndarm kommt viel seltener vor als Dickdarm- oder Enddarmkrebs. Dünndarmtumoren unterscheiden sich in ihrer Art häufig vom kolorektalen Karzinom.

Während im Dickdarm der Krebs meist von den Drüsen in der Schleimhaut ausgeht – Mediziner:innen sprechen dann von Adenokarzinomen –, entstehen im Dünndarm häufiger sogenannte neuroendokrine Tumore (NET) oder gastrointestinale Stromatumore (GIST). Manchmal entstehen an der Darmwand auch bösartige Wucherungen von lymphoidem Gewebe (MALT-Lymphom).

Expert:innen schätzen, dass im Jahr 2022 rund 1.500 Frauen und 1.900 Männer neu an Dünndarmkrebs erkranken. Die Zehn-Jahre-Überlebensrate für Dünndarmkrebs beträgt 41 Prozent.

Analkarzinome

Auch wenn der After das Ende des Verdauungstrakts darstellt, gehört Analkrebs im Grunde genommen nicht zu den Darmkrebsformen. Am häufigsten kommt am Anus das Plattenepithelkarzinom vor, das zu den Hautkrebs-Arten zählt. Schätzungen zufolge erkranken im Jahr 2022 1.700 Frauen und 900 Männer neu an Analkarzinomen.

Zusammenfassung Darmkrebs tritt in vielen Formen auf: Enddarm-, Dickdarm- und Dünndarmkrebs. Häufig kommt es erst spät zu Symptomen. Darmkrebs wird in der Regel erst bei älteren Menschen diagnostiziert. Die Heilungschancen hängen vom Stadium der Erkrankung ab.

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