Darmkrebs gilt mittlerweile als recht gut heilbare Erkrankung, vor allem, wenn sie früh erkannt wird. Zu den wichtigsten Behandlungen zählt eine Operation, bei der Ärzt:innen den Tumor und befallene Teile des Darms bzw. der betroffenen Lymphknoten entfernen. Ergänzend (adjuvant) erhalten Patientinnen und Patienten eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie. Wie die meisten Heilmethoden haben auch diese Therapien verschiedene Wirkungen. Worauf sollten Sie sich einstellen?
Generelle Nebenwirkungen
Eine häufige Nebenwirkung ist die tumorbedingte Fatigue. Dieses Erschöpfungssyndrom hat verschiedene, noch nicht genau bekannte Ursachen. Hier spielen die körperlichen und seelischen Auswirkungen der Krebserkrankung eine Rolle, aber auch die allgemeinen Auswirkungen der verschiedenen Therapien auf Körper und Psyche.
Betroffene Krebspatient:innen sind ständig müde und erschöpft; bereits kleinste Anstrengungen sind für sie zu anstrengend. Die Konzentration leidet, aber Schlaf bringt nur wenig Erholung.
Um die Fatigue in den Griff zu bekommen, funktioniert eine Kombination von Therapieansätzen am besten: Sport und viel Bewegung auf der einen Seite, Entspannungsübungen und Achtsamkeit auf der anderen. Psychosoziale Unterstützung durch in Psychoonkologie geschulte Therapeut:innen hilft gegen die Dauererschöpfung. Unter Umständen profitieren Erkrankte von einer Ernährungsberatung, die bei Darmkrebs ohnehin ratsam ist.
Nebenwirkungen der OP
Andere Nebenwirkungen lassen sich direkt auf bestimmte Therapien zurückführen. Eine Darmkrebs-Operation ist ein schwerer Eingriff mit dem Ziel, die Tumoren vollständig zu entfernen. Oft müssen Chriurg:innen größere Teile des Darms und eventuell befallene Lymphknoten entfernen.
Unmittelbare Nebenwirkungen einer Operation sind meist Schmerzen und Erschöpfung. Längere Folgen hängen von der Art des Eingriffs ab. Ist etwa ein künstlicher Darmausgang vorübergehend oder dauerhaft angelegt worden, müssen die Betroffenen den Umgang damit lernen.
Auch Verdauungsstörungen wie Durchfall oder Verstopfung sind nach einer Operation bei kolorektalen Karzinomen häufig. Viele dieser Auswirkungen legen sich nach einiger Zeit wieder oder lassen sich mit Reha-Maßnahmen oder einer Ernährungsumstellung lindern.
Nebenwirkungen klassischer Chemotherapien
Eine adjuvante Chemotherapie wird bei Darmkrebs nach der Operation – manchmal auch bereits davor – häufig verabreicht. Sie führt je nach Art der Medikamente zu unterschiedlichen Nebenwirkungen. Die Beschwerden sind von Person zu Person unterschiedlich. Am besten besprechen Sie sie mit Ihren Ärzt:innen.
Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen
Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind platinhaltige Mittel und 5-Floururacil und chemisch verwandte Verbindungen. Diese Zytostatika wirken recht unspezifisch auf alle schnell wachsenden Zellen im Körper. Neben den Tumorzellen schädigen sie damit zum Beispiel auch Schleimhautzellen, blutbildende Zellen des Knochemarks oder Zellen in den Haarwurzeln.
Nebenwirkungen einer adjuvanten Chemotherapie bei Darmkrebs sind deshalb Haarausfall sowie Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit. Die Auswirkungen auf die Schleimhäute äußern sich etwa mit Durchfällen oder Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis).
Störung der Blutbildung
Durch die Beeinträchtigung der Blutbildung kann es zu einer Abnahme der roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen kommen. Symptome können Müdigkeit und Kraftlosigkeit sein sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit. Seltener sind Blutgerinnungsstörungen.
Besonders der Wirkstoff 5-Fluoruracil und ähnliche Medikamente haben weitere Nebenwirkungen. Dazu gehören etwa das Hand-Fuß-Syndrom, bei dem es zu Taubheitsgefühl, Schwellungen, Rötungen, Blasenbildungen oder auch starken Schmerzen an Händen und Füßen kommen kann. Bekannt sind auch Nervenschädigungen oder Bindehautentzündungen.
Nebenwirkungen bessern sich oft von selbst
In den meisten Fällen bessern sich die Symptome nach Abschluss der Behandlung. Auch während der Therapie lassen sich viele Symptome gezielt durch Gegenmaßnahmen bekämpfen – das Hand-Fuß-Syndrom etwa, indem die Betroffenen in Absprache mit dem Arzt Vitamin B6 zusätzlich nehmen. Mundschleimhautentzündungen lassen sich durch angepasste und gründliche Mundhygiene lindern. Und gegen Übelkeit helfen entsprechende Mittel.
Nebenwirkungen neuerer Therapien
Im weitesten Sinn umfasst der Begriff Chemotherapie auch moderne Behandlungen wie die Immuntherapie oder die zielgerichtete Therapie. Dazu zählen Arzneimittel, die aus Proteinen oder Antikörpern bestehen. Sie wirken zielgerichtet gegen bestimmte Strukturen von Krebszellen.
Die unerwünschten Wirkungen treten deutlich seltener auf als bei Zytostatika. Trotzdem wirken auch manche der immunbasierten Arzneimittel unerwünscht an anderen Stellen im Körper und können etwa Bluthochdruck verursachen, Ausschläge oder auch sehr selten Blutungen oder Thrombosen.
Nebenwirkung der Strahlentherapie
Besonders bei Mastdarmkrebs setzen Ärzt:innen neben Operation und Chemotherapie oft auf eine Strahlentherapie. Strahlung verursacht Schäden am Erbgut, die Tumorzellen schwerer reparieren können als gesunde Zellen. Sie sterben dadurch eher ab. Allerdings hat auch eine Strahlentherapie gegen Darmkrebs oft Nebenwirkungen.
Dazu gehören etwa Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Durchfall oder Entzündungen rund um den After. Durch die Bestrahlung des Beckenbereichs sind auch oft Blase oder Nieren in Mitleidenschaft gezogen. Brennen beim Wasserlassen oder Nieren- oder Blasenentzündungen sind eine mögliche unerwünschte Folge dieser Darmkrebs-Therapie.
In der Regel lassen sich alle Nebenwirkungen aber mit Arzneimitteln gut behandeln und klingen auch nach dem Ende der Therapie ab. Außerdem versuchen Ärzt:innen, die bestrahlten Bereiche möglichst klein zu halten und präzise nur die Tumore oder den Bereich des entfernten Tumors zu treffen.
Sport gegen Nebenwirkungen
Sport und Bewegung sind gut bei allen Krebserkrankungen – besonders gegen Fatigue. Auch die Lebensqualität verbessert sich in vielen Fällen. Ob, wie viel und welcher Sport individuell möglich ist, sollten Sie immer mit den behandelnden Ärzt:innen besprechen.