behandlung von darmkrebs

Was muss ich zu alternativen Heilmethoden bei Darmkrebs wissen?

Häufig sind Patient:innen verunsichert, ob sie mit der (schul)medizinischen Therapie alle Behandlungsoptionen bei Darmkrebs ausschöpfen. Viele sehen sich nach alternativen Angeboten um. Dabei sind einige Dinge zu beachten.

Von Julia Klinkusch 16.09.2024 · 09 Uhr
Eine Kanne und ein Glas mit Grüntee stehen auf einem Tisch. | © Katarzyna Krawiec – stock.adobe.com
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Operation, Chemotherapie und Bestrahlung sind große Eingriffe in den Körper. Viele Menschen mit Darmkrebs fragen sich, ob andere Verfahren ihnen vielleicht sanftere Wege zur Heilung eröffnen oder ihre Heilungschancen erhöhen.

Darmkrebs-Heilung ohne OP, vielleicht nur mit sanfter Kräutermedizin? Eine schöne Vorstellung. Studien belegen allerdings, dass die Operation nach wie vor das wichtigste Therapieverfahren beim kolorektalen Karzinom ist. Ihr Ziel ist, den Tumor und etwaige Tochtergeschwülste (Metastasen) vollständig zu entfernen. Das ist umso aussichtsreicher, je früher der Tumor erkannt und behandelt wurde. Eine Selbstheilung von Darmkrebs ist nicht möglich.

Wann keine Chemo bei Darmkrebs?

Ist Darmkrebs ohne Chemotherapie heilbar? Diese Frage lässt sich mit Ja beantworten – vorausgesetzt, der Tumor wurde früh genug erkannt, um operativ vollständig entfernt werden zu können. In Fällen, in denen der Krebs nicht über die Muskelschicht des Darms hinausgewachsen ist, kann bei erfolgreicher OP auf eine Chemotherapie verzichtet werden. Die Bewertung erfolgt jedoch individuell für den:die Patient:in und richtet sich auch nach dem individuellen Rückfallrisiko.

Und was ist die Alternative zu Chemotherapie bei Darmkrebs? In einigen Fällen setzen Ärzt:innen statt Chemo auf Strahlentherapie. Dies hängt von der Krebsart ab: So wird die Strahlentherapie beim Rektumkarzinom, das zu Lokalrezidiven neigt, eher eingesetzt als bei einem Tumor im Dickdarm (Kolonkarzinom). Letzterer neigt eher zu Fernmetastasen, die mit einer lokalen Bestrahlung nicht beeinflusst werden können.

Was ist eine komplementäre Behandlung?

Je schwerwiegender die Erkrankung und je schlechter die Prognose, desto eher setzen Betroffene Hoffnung in weitere Therapien. Wenn der Tumor zu weit fortgeschritten oder stark metastasiert ist, wird oft nicht mehr operiert. Gerade in solchen Situationen ist es verständlich, dass Patient:innen anderweitig nach Heilung suchen. Doch dabei ist Vorsicht geboten.

Was ist komplementäre Krebstherapie? Das Wort komplementär kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „ergänzend“. Darin drückt sich schon aus, dass solche Behandlungsmethoden die Schulmedizin unterstützen können. Aber: Die wenigsten von ihnen wurden in hochwertigen klinischen Studien auf Wirksamkeit überprüft. Dennoch können sie eingesetzt werden. Solange es ungefährlich ist, können Sie ausprobieren, was Ihnen guttut und vielleicht die Nebenwirkungen der schulmedizinischen Behandlung erträglicher macht.

Bei Darmkrebs werden oft Präparate aus der Pflanzenheilkunde wie die Misteltherapie, Grüntee-Extrakte oder andere pflanzliche Mittel empfohlen. Wichtig ist, dass Sie jede zusätzliche Therapie mit Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten absprechen, damit es nicht zu unerwünschten Wirkungen der Therapie kommt oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Im schlimmsten Fall kann die Wirksamkeit anderer Therapiemaßnahmen (zum Beispiel der Chemotherapie) durch die Komplementärbehandlung abgeschwächt werden. Das gilt auch für freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel aus dem Drogeriemarkt oder der Apotheke.

Bedenken Sie außerdem, dass Sie komplementäre Therapien in der Regel selbst bezahlen müssen.

Übrigens: Es gibt keine Belege für die Wirksamkeit von Homöopathie bei Darmkrebs.

Hyperthermie bei Krebs

Eine weitere komplementäre Methode ist die Hyperthermie (Überwärmung). Bei der Hyperthermie-Therapie werden einzelne Körperbereiche kontrolliert auf 43°C gebracht. Der Grund: Krebszellen reagieren in der Regel empfindlicher auf Wärme als gesunde Zellen. Bei wiederholter Erhitzung bilden sie sogenannte Stress-Eiweiße. Diese geben den Immunzellen des Körpers ein Signal, die mutierten Krebszellen abzubauen. Zusätzlich sorgt die Erwärmung für eine bessere Durchblutung des Tumorgewebes, sodass es für die Aufnahme von Medikamenten oder Strahlen sensibilisiert wird. Deshalb wird die Hyperthermie niemals allein angewendet, sondern immer in Kombination mit einer Chemo- oder Strahlentherapie, deren Wirkung sie verbessern kann.

Ob die Hyperthermie tatsächlich anschlägt, kann im Voraus nicht gesagt werden. Es kann Tage oder Wochen dauern, bis die Betroffenen eine Beschwerdelinderung verspüren. In Studien konnte die Hyperthermie das Tumorwachstum teilweise aufhalten, die Effekte waren jedoch nie von Dauer. Gut belegt ist der komplementäre Effekt für die Hyperthermie bei der Chemotherapie, allerdings nicht für alle Krebsarten. Vielversprechend sind die Daten aktuell bei Weichteilsarkomen sowie gynäkologischen Krebsarten.

Alternative Behandlungsformen bei Darmkrebs

Unter alternativen Heilmethoden versteht man solche, die die wissenschaftlich belegte und empfohlene Behandlung nicht ergänzen, sondern sie ersetzen – eben eine Alternative dazu sind. Dabei besteht die Gefahr, dass die Methode nicht nur unwirksam ist, sondern auch schweren Schaden anrichten kann. Dazu gehören beispielsweise die Behandlung mit dem Pseudovitamin B17 (Amygdalin, eine Blausäureverbindung aus Bittermandeln oder Aprikosenkernen), Eigenblutzytokine oder Ukrain, eine Mischung aus Schöllkrautextrakten, die in Deutschland nicht zugelassen ist. Gefährlich wird es auch dann, wenn die alternativen Behandlungsformen tatsächlich anstelle der empfohlenen Therapie eingesetzt werden oder die bisherige Behandlung stören.

Unseriöse Angebote erkennen Sie zum Beispiel an garantierten Heilungsversprechen. Hellhörig werden sollten Sie auch, wenn die Therapie angeblich keine Nebenwirkungen hat oder der:die Behandler:in Sie davon abbringen will, eine Zweitmeinung bei Ihrem Arzt:Ihrer Ärztin einzuholen.

Zusammenfassung Ergänzende Behandlungen können sinnvoll sein, solange Sie sich dabei wohlfühlen und diese mit den behandelnden Mediziner:innen absprechen. Dadurch werden unerwünschte Wechselwirkungen vermieden. Ärztlich empfohlene Therapien sollten Sie aber nicht eigenmächtig abbrechen.

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