behandlung von darmkrebs

Dickdarmkrebs und Enddarmkrebs: Welche Therapien kommen zum Einsatz?

Dickdarmkrebs ist die häufigste Darmkrebsart. Eine möglichst frühe Behandlung ist entscheidend für den Heilungsverlauf. Welche Therapie wann zum Einsatz kommt, hängt unter anderem davon ab, welcher Abschnitt des Dickdarms betroffen ist und wie weit der Tumor bereits fortgeschritten ist.

Von Annika Lutter 16.09.2024 · 08:06 Uhr
Ein Chirurg mit Spezialbrille bei der Arbeit. | © AdobeStock-13317741
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Bei Dickdarmkrebs ist die Schleimhaut des Darms von Krebszellen befallen. Je nachdem, in welchem Abschnitt des Dickdarms sich der Tumor angesiedelt hat, unterscheiden Mediziner:innen verschiedene Formen:

  1. Befall des Grimmdarms (Kolon): Ist dieser Bereich des Darms von einem bösartigen Tumor befallen, spricht man von einem Kolonkarzinom.
  2. Befall des Mastdarms (Rektum): Der Mastdarm oder Enddarm schließt an den Grimmdarm an. Tritt Krebs in diesem 15 bis 16 cm langen Endstück des Darms auf, handelt es sich um ein Rektumkarzinom (auch als Enddarmkrebs oder Mastdarmkrebs bezeichnet).

Behandlungsmöglichkeiten bei Dickdarmkrebs

So gut wie immer müssen bei Dickdarmkrebs der Tumor und das befallene Gewebe mittels Operation möglichst komplett entfernt werden. Je nachdem, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist, können sich weitere Therapieverfahren anschließen.

Metastasierte Tumore werden sowohl beim Rektum- als auch beim Kolonkarzinom medikamentös, in einigen Fällen mittels Strahlentherapie behandelt.

Sowohl die Strahlen- als auch die Chemotherapie zerstören vor allem schnell wachsende Zellen wie Krebszellen, schädigen aber auch gesunde Zellen. Moderne Wirkstoffe erkennen hingegen bestimmte Strukturen auf der Oberfläche von Krebszellen, die gesunden Zellen fehlen.

Operation: Wichtigste Therapie bei Dickdarmkrebs

Eine Operation ist die wichtigste Methode zur Behandlung von Dickdarmkrebs. Je früher die Diagnose Dickdarmkrebs gestellt wird, desto höher ist die Chance für eine erfolgreiche Operation. Der Operationsverlauf wiederum ist entscheidend für die Heilungschancen.

Der chirurgische Eingriff verfolgt das Ziel, das Karzinom, etwaige Tochtergeschwülste und die benachbarten Lymphknoten möglichst komplett zu entfernen. Gelingt dies, ist die Prognose in der Regel gut.

Medikamente: Bevacizumab, 5-Fluorouracil, Cetuximab

Bei der medikamentösen Behandlung von Kolonkarzinom und Rektumkarzinom kommen viele verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz. Sie sind oft sehr wirksam, aber leider nicht frei von Nebenwirkungen. In der Regel werden mehrere Wirkstoffe kombiniert verabreicht.

Welche Medikamente bei der Chemotherapie von Dickdarmkrebs zum Einsatz kommen, muss individuell entschieden werden.

Bevacizumab

Bevacizumab ist ein Antikörper gegen den Gefäßwachstumsfaktor VEGF. Es hemmt die Neubildung von Blutgefäßen, die Tumore für ihre Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen benötigen; dem Krebs wird sozusagen die Versorgung abgeschnitten.

Der Wirkstoff ist einer der bewährtesten in der Dickdarmkrebstherapie. Zusammen mit der OP und anderen Wirkstoffen wie 5-Fluorouracil/Folinsäure, Capecitabin, Irinotecan oder Oxaliplatin können damit beim Kolonkarzinom Heilungsraten von etwa 50 Prozent erreicht werden.

Mögliche schwere Nebenwirkungen von Bevacizumab sind Hypertonie (Bluthochdruck) und Proteinurie (Eiweiß im Urin). Seltener treten arterielle thromboembolische Ereignisse (Blutgerinnsel in Arterien) und Perforationen (Risse) im Gastrointestinaltrakt auf.

5-Fluorouracil

Das Zytostatikum kommt bei fast allen medikamentösen Behandlungen von Dickdarmkrebs zum Einsatz. Gute Ergebnisse sind mittels Dauerinfusion über ein bis zwei Tage zu beobachten, wenn zuvor Folinsäure verabreicht wurde.

Durchfall und Entzündungen der Mundschleimhaut sind typische Nebenwirkungen.

Cetuximab

Der Antikörper wirkt gegen den sogenannten EGF-Rezeptor, eine Besonderheit in manchen Krebszellen. Dadurch werden Tumorzellen dabei behindert, in gesundes Gewebe einzudringen oder Absiedlungen in anderen Organen (Fernmetastasen) zu bilden.

Der Wirkstoff wird bei Dickdarmkrebs häufig mit Folinsäure und Irinotecan oder Oxaliplatin kombiniert.

Mögliche schwere Nebenwirkungen von Cetuximab sind zum Beispiel eine akneähnliche Entzündung der Haut (Dermatitis) und Infusionsreaktionen.

Oxaliplatin

Dieses Chemotherapeutikum ist sehr wirksam bei Dickdarmkrebs, besonders bei gleichzeitiger Gabe von Fluoropyrimidin. Mögliche Nebenwirkungen sind Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Schleimhautentzündungen. Besonderes Augenmerk richten Mediziner:innen auf eine mögliche Schädigung der Nerven, die sich vor allem in Händen und Füßen als Polyneuropathie mit Kribbeln, Taubheit und Schmerzen bemerkbar macht und lange Zeit bestehen bleiben kann.

Irinotecan

Auch Irinotecan ist ein sehr wirksames Medikament zur Chemotherapie bei Dickdarmkrebs. Oft wird es zusammen mit  5-Fluorouracil verabreicht. Die Nebenwirkungen sind ähnlich wie bei Oxaliplatin.

Behandlung des Kolonkarzinoms im Detail

So läuft die Behandlung eines Kolonkarzinoms ab:

Operation

Bei der operativen Entfernung eines Kolonkarzinoms wird – je nachdem, wo sich das Karzinom befindet – entweder die rechte oder die linke Hälfte des Dickdarms entfernt. In beiden Fällen werden bei diesem Standard-Operationsverfahren auch die beteiligten Lymphdrüsen herausgenommen.

Da bei der Operation des Dickdarmkrebses ein Teil des Darms komplett entfernt wird, werden anschließend die beiden Darmenden aneinandergenäht, um den Darmdurchgang wiederherzustellen. In seltenen Fällen muss ein künstlicher Darmausgang gelegt werden (eventuell nur vorübergehend, bis die Darmnaht verheilt ist).

Chemotherapie

Nach der sorgfältigen operativen Entfernung eines Kolonkarzinoms ist meist eine adjuvante Chemotherapie angezeigt. Lediglich im Stadium I reicht in der Regel die chirurgische Entfernung des Karzinoms aus.

Behandlung eines Rektumkarzinoms im Detail

So läuft die Behandlung eines Rektumkarzinoms ab:

Radiochemotherapie vor der Operation

Im fortgeschrittenen Tumorstadium, also wenn der Tumor bereits sehr groß ist, wird vor der Operation eine Bestrahlung, eventuell in Kombination mit einer Chemotherapie, empfohlen. Mit dieser sogenannten neoadjuvanten Radiochemotherapie soll das Rektumkarzinom zunächst verkleinert werden, um es anschließend chirurgisch besser entfernen zu können. In einigen Fällen ist diese Behandlung sogar notwendig, um den operativen Eingriff überhaupt erst möglich zu machen. Zudem kann die Wahrscheinlichkeit einer Metastasierung der Lymphknoten verringert werden.

In Einzelfällen ist die neoadjuvante Therapie so wirksam, dass anschließend kein Krebs mehr nachweisbar ist. Unter der Voraussetzung engmaschiger Nachsorgeuntersuchungen und einer gründlichen Aufklärung des:der Betroffenen kann dann auf eine Operation verzichtet werden.

Operation beim Rektumkarzinom

In der Regel ist aber auch beim Rektumkarzinom eine Operation unumgänglich. In sehr frühen Stadien ohne Metastasenbildung führt eine erfolgreiche Entfernung des Tumors oft zur Heilung.

Dabei wird das Tumorgewebe inklusive des benachbarten Lymphabflussgebiets wie auch beim Kolonkarzinom möglichst vollständig herausgeholt. Normalerweise wird bei einer Operation des Rektumkarzinoms auch das Fettgewebe, das sich um das Rektum herum befindet, entfernt.

Chemotherapie

Nach der erfolgreichen Operation eines Rektumkarzinoms schließt sich meist eine Chemotherapie an. Sind nicht mehr als vier Lymphknoten befallen, ist eine Radiochemotherapie oft sehr effektiv.

Zusammenfassung Bei Dickdarmkrebs (kolorektalem Karzinom) unterscheidet man zwei Formen: das Kolonkarzinom und das Rektumkarzinom. In beiden Fällen ist eine Operation die Standardmethode, um die Tumore möglichst vollständig zu entfernen. Je früher die Behandlung startet, umso größer sind die Heilungschancen. In den meisten Fällen wird die OP durch eine Behandlung mit Medikamenten ergänzt, beim Rektumkarzinom kommt oft noch eine Strahlentherapie dazu.

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