Eierstockkrebs verstehen 

Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom): Beschwerden, Risikofaktoren und Therapie

Der Verdacht oder die Diagnose von Eierstockkrebs löst bei vielen Frauen große Ängste und Verunsicherung aus. Das ist absolut verständlich. Versuchen Sie ruhig zu bleiben und sich erst mal ein klares Bild zu verschaffen: Hier lesen Sie das Wichtigste zum Krankheitsbild sowie zu Symptomen, Diagnose und Therapie bei Eierstockkrebs.

Von Redaktion 24.09.2025 · 13:37 Uhr
Eine schematische Darstellung des weiblichen Fortpflanzungsapparates unter der Lupe. | © AdobeStock_543914681
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Bei Eierstockkrebs, auch als bösartiger Ovarialtumor oder Ovarialkarzinom bezeichnet, verändern sich Zellen in den Eierstöcken. Sie fangen an, sich unkontrolliert zu vermehren. Dabei können sich auch Krebszellen absondern und in anderen Organen Absiedlungen bilden, die man als Metastasen bezeichnet.

Eine von 74 Frauen erkrankt statistisch betrachtet im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom, bösartiger Ovarialtumor). Pro Jahr bekommen über 6.700 Frauen neu die Diagnose Eierstockkrebs, womit diese Krebsart zu den häufigeren Krebsarten gehört. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 68 Jahren.

Was sind bei Eierstockkrebs die Risikofaktoren und Ursachen?

Fachleute haben bis heute nicht eindeutig klären können, wie und warum Eierstockkrebs entsteht. Mittels Studien und Untersuchungen haben sie jedoch Faktoren aufgespürt, die das Eierstockkrebsrisiko erhöhen (können). Hierzu zählen:

  • zunehmendes Lebensalter

  • Unfruchtbarkeit

  • Kinderlosigkeit

  • eine Hormontherapie in den Wechseljahren

  • Übergewicht

  • Asbest

  • genetische Veränderungen

Eine zentrale Rolle spielen genetische Veränderungen: Bei etwa einer von vier Betroffenen wird der Eierstockkrebs durch genetische Veränderungen ausgelöst. Veränderungen (Mutationen) in den Genen BRCA1 und BRCA2 sind ein besonders häufiger Auslöser. Frauen, die Mutationen in den BRCA-Genen in sich tragen, haben ein viel höheres Erkrankungsrisiko. Es liegt zwischen 20 und 60 Prozent, im Laufe des Lebens Eierstockkrebs zu bekommen. Zum Vergleich: In der weiblichen Allgemeinbevölkerung beträgt das Risiko etwa 1,5 Prozent. 

Neben Risikofaktoren für Eierstockkrebs haben Fachleute auch Faktoren gefunden, die das Risiko senken, also schützend wirken. Hierzu zählen …

  • jüngeres Lebensalter

  • die Einnahme einer Antibabypille

  • viele Geburten

  • längere Stillzeiten und 

  • eine Sterilisation, die die Eileiter verschließt

Welche Formen von Eierstockkrebs gibt es?

Die Eierstöcke einer erwachsenen Frau sind länglich-oval geformt (im Durchschnitt etwa 3 x 3 x 5 Zentimeter) und sieben bis zehn Gramm schwer. Sie produzieren die weiblichen Geschlechtshormone und sind für die Produktion und Reifung befruchtungsfähiger Eizellen verantwortlich. Die Eierstöcke bauen sich aus verschiedenen Zellarten auf. Je nachdem, aus welchem Zelltyp sich der Eierstockkrebs entwickelt, unterscheiden Ärzt:innen zwischen:

  • Tumoren, die sich aus der äußeren Zellschicht (Epithel) entwickeln (epitheliale Tumoren)

  • Tumoren, die sich aus dem Stützgewebe der Eierstöcke bilden (Keimstrangtumoren)

  • Tumoren, die sich aus den Eizellen entwickeln (Keimzelltumoren) 

Neun von zehn Eierstockkrebs-Erkrankungen entstehen aus der äußersten Zellschicht, sind also epitheliale Tumoren.

Welche Beschwerden und Symptome deuten auf Eierstockkrebs hin?

Das Tückische an Eierstockkrebs ist, dass er zu Beginn normalerweise keine Beschwerden verursacht. Er wird oft erst entdeckt, wenn er weiter gewachsen ist. Ab einer bestimmten Größe drückt er auf andere innere Organe und verursacht unspezifische Beschwerden. Zu den Symptomen gehören:

  • Bauchschmerzen

  • Blähungen 

  • Völlegefühl

  • Druckgefühl im Unterbauch

  • häufiges Wasserlassen

  • veränderter Menstruationszyklus: Blutungen sind unregelmäßig oder bleiben aus

Bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs verstärken sich die Symptome: Der Bauch vergrößert sich und die Atmung ist durch Flüssigkeitsansammlungen im Bauch erschwert. Oft verlieren die betroffenen Frauen ungewollt Gewicht, haben Rückenschmerzen und Probleme mit der Verdauung. Zudem kann das Wasserlassen schmerzhaft sein.

Alle genannten Symptome, egal ob für frühe oder fortgeschrittene Stadien, können auch auf andere Erkrankungen hindeuten, die zumeist harmlos sind. In jedem Fall sollten Sie derartige Symptome durch Ihre Ärztin oder Ihren Arzt zeitnah abklären lassen. Das gilt besonders dann, wenn die Beschwerden anhalten und/oder häufiger auftreten.

Wie laufen Diagnose und Früherkennung bei Eierstockkrebs ab?

Zunächst wird sich Ihre Ärztin oder Ihr Arzt eingehend nach Ihren Beschwerden erkundigen und Ihnen diese oder ähnliche Fragen stellen: Welche Symptome treten auf? Seit wann bestehen diese? Treten sie anhaltend oder nur hin und wieder auf? Häufen sich Stärke und Ausmaß?

Im Anschluss wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt eingehend den Bauch abtasten. Zudem wird sie oder er sich Ihren Bauchraum mittels Ultraschall genauer anschauen. Bei konkretem Verdacht auf Eierstockkrebs schließen sich eine gynäkologische Tastuntersuchung und eine Ultraschalluntersuchung durch die Scheide an. Die Eierstöcke sind hier detaillierter zu erkennen als beim Ultraschall von außen durch den Bauch. Mittels Computertomografie (CT) und/oder Magnetresonanztomografie (MRT) können die behandelnden Ärzt:innen noch genauer hinschauen, um festzustellen ob ein Eierstockkrebs vorliegt und ob dieser sich gegebenenfalls in andere Organe ausgebreitet hat. 

Oft wird auch Blut abgenommen, um sogenannte Tumormarker nachzuweisen. Das sind bestimmte Substanzen, die sich bei Krebserkrankungen verstärkt nachweisen lassen. Aber: Nicht alle Frauen mit Eierstockkrebs haben erhöhte Tumormarker-Werte. Umgekehrt gibt es Menschen, die keine Krebserkrankung haben, aber trotzdem erhöhte Tumormarker. Deswegen werden sie eher zur Verlaufskontrolle bei bereits bekannten Eierstockkrebs-Erkrankungen eingesetzt: Schwankungen bei den Werten können auf Veränderungen im Krankheitsverlauf hinweisen.

Sicher ist die Diagnose erst dann, wenn eine Gewebeprobe unter dem Mikroskop untersucht und beurteilt wurde. Diese entnehmen die behandelnden Ärzt:innen in der Regel im Rahmen einer Bauchspiegelung 

Welche Stadien gibt es bei Eierstockkrebs?

Anhand der sogenannten FIGO-Klassifikation legen Ärztinnen und Ärzte fest, wie weit der Eierstockkrebs fortgeschritten ist:

  • Stadium I: Eine oder beide Eierstöcke sind vom Eierstockkrebs befallen.

  • Stadium II: Der Eierstockkrebs hat sich im Becken ausgebreitet.

  • Stadium III: Der Eierstockkrebs hat sich in der Bauchhöhle ausgebreitet oder die Lymphknoten befallen.

  • Stadium IV: Der Eierstockkrebs hat sich außerhalb der Bauchhöhle ausgebreitet

Welche etablierten und neuen Therapien gibt es bei Eierstockkrebs?

Sobald die Diagnose sicher ist, geht es weiter mit der Therapie: Durch eine offene Bauchoperation entfernt das behandelnde Operationsteam in der Regel beide Eierstöcke, die dazugehörigen Eileiter und das Bauchfell. Gegebenenfalls werden noch Lymphknoten herausoperiert. Noch während der OP wird das Gewebe in der Pathologie untersucht. Die Kombination aus Untersuchungsergebnissen und Krankheitsstadium liefert die nötige Orientierung für das weitere Vorgehen: Gegebenenfalls muss das OP-Team weitere Organe oder Teile von Organen chirurgisch entfernen.

Im Anschluss an die Operation müssen sich betroffene Frauen oft einer Chemotherapie unterziehen. Sie soll Krebszellen töten, die durch den Eingriff nicht entfernt wurden. Einige Patientinnen erhalten auch eine Antikörper-Therapie.

Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte informieren Sie ausführlich zu den unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten und klären Sie zum Nutzen sowie zu möglichen Risiken auf. Sie legen gemeinsam mit dem Behandlungsteam die für Sie beste Therapiestrategie fest. 

Wie sind bei Eierstockkrebs die Heilungschancen?

Die Heilungschancen bei Eierstockkrebs sind stark davon abhängig, wie weit die Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose fortgeschritten ist. Im frühen Stadium (Stadium I), wenn die Krebserkrankung noch auf die Eierstöcke begrenzt ist, sind die Aussichten gut: Nach fünf Jahren leben noch neun von zehn Frauen.

Leider wird der Eierstockkrebs bei vielen betroffenen Frauen erst später entdeckt. Bei 75 Prozent der Patientinnen ist der Eierstockkrebs zum Zeitpunkt der Diagnose bereits fortgeschritten, also im Stadium III oder IV. Nach fünf Jahren leben nach aktuellen Daten noch 44 Prozent der erkrankten Frauen. 

Was kann ich tun, um Eierstockkrebs vorzubeugen?

Leider lässt sich Eierstockkrebs nach heutigem Kenntnisstand nicht sicher vorbeugen. Sie können jedoch Ihr Risiko durch eine ausgewogene Lebensweise senken: mit gesunder Ernährung, regelmäßigem Sport, Gewichtsreduktion und dem Verzicht auf Zigaretten. Ganz nebenbei reduzieren Sie damit auch das Risiko für viele andere Krebsarten, verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes. Auch die Einnahme der Antibabypille, mehrere Geburten und langes Stillen senken das Risiko für Eierstockkrebs. 

Im Falle einer erblichen Veranlagung empfehlen Fachleute eine humangenetische Beratung. Falls das Risiko durch bestimmte genetische Belastungen deutlich erhöht ist, kann es zum Beispiel sinnvoll sein, Eierstöcke und Eileiter vorsorglich zu entfernen, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist. Eine solche Entscheidung gilt es jedoch sorgfältig mit allen Beteiligten abzuwägen.

Zusammenfassung Bei Eierstockkrebs verändern sich Zellen in den Eierstöcken. Eine von 74 Frauen erkrankt statistisch betrachtet im Laufe ihres Lebens daran. Risikofaktoren sind unter anderem zunehmendes Lebensalter oder genetische Veränderungen. Zu den Symptomen gehören etwa Bauchschmerzen oder Druckgefühl im Unterbauch. Als Therapie werden oft beide Eierstöcke entfernt, es folgt eine Chemotherapie. Die Heilungschancen sind stark davon abhängig, wie weit die Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose fortgeschritten ist.

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