Unter dem Begriff weißer Hautkrebs fassen Expert:innen zwei Hauttumoren zusammen: das Basalzellkarzinom (Basaliom) und das Plattenepithelkarzinom (Spinaliom). Für Sie als Patientin oder Patient gibt es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten. An erster Stelle steht die Operation, aber auch Bestrahlung, Vereisung sowie Chemotherapien können zum Einsatz kommen. In den vergangenen Jahren haben Arzneimittelbehörden einige neue Therapien für weißen Hautkrebs zugelassen.
Die wichtigsten neuen Medikamente im Überblick
Wie wirkt Cemiplimab?
Bei Cemiplimab handelt es sich um eine sogenannte Immuntherapie, im Speziellen um einen Immun-Checkpoint-Inhibitor. Um das Prinzip dieser Behandlungsart zu verstehen, muss man zunächst die allgemeine Funktionsweise des Immunsystems betrachten. Dieses erkennt normalerweise nicht nur Krankheitserreger als fremd, sondern auch Tumorzellen.
Dafür muss sich die Krebszelle allerdings deutlich von gesundem Gewebe unterscheiden. Dies ist nicht bei allen Tumoren der Fall. Außerdem verändern sie sich ständig und entwickeln Strategien, um sich vor dem Immunsystem zu tarnen oder die Abwehrreaktion einzuschränken. Dazu gehört, dass Tumore verschiedene Kontrollpunkte des Immunsystems aktivieren und es somit schwächen.
Diese Kontrollpunkte, auch Checkpoints genannt, sind clevere Aufpasser: Sie verhindern normalerweise eine überschießende Immunreaktion gegen eigene, gesunde Körperzellen. Werden die Checkpoints nun durch den Krebs aktiviert und die körpereigenen Abwehrkräfte dadurch geschwächt, können bestimmte Medikamente, die Immun-Checkpoint-Inhibitoren wie Cemiplimab, gezielt diese Bremsen hemmen und damit das Immunsystem wieder in Gang setzen.
Wer profitiert von Cemiplimab?
Infrage kommt das Medikament für erwachsene Patient:innen, die unter einem metastasierten oder lokal fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinom der Haut leiden. Das bedeutet, dass die Krankheit sich bereits in einem kritischeren Stadium befindet oder dass sich Absiedelungen (Metastasen) gebildet haben. Eine weitere Voraussetzung für den Einsatz von Cemiplimab ist gegeben, wenn die Betroffenen nicht operiert oder bestrahlt werden können und deshalb eine Alternative benötigen.
Damit Menschen mit Basaliom Cemiplimab erhalten können, muss bei ihnen ebenfalls eine metastasierte oder fortgeschrittene Erkrankung vorliegen. Außerdem müssen sie zuvor mit einer anderen bestimmten Substanz behandelt worden sein. Alternativ kann Cemiplimab auch eingesetzt werden, wenn die Betroffenen ein anderes Medikament nicht vertragen.
Wie wirken Vismodegib und Sonidegib?
Vismodegib wurde bereits 2013 zugelassen. Das Medikament zählt zu den zielgerichteten Therapien – also Behandlungsarten, die sich gegen ein ganz bestimmtes Tumormerkmal richten. In diesem Fall ist das ein Signalweg in den Körperzellen, der bei Wachstums- und Regenerationsvorgängen von zum Beispiel Knochen, Haaren und Geschmacksknospen eine große Rolle spielt.
Bei Erwachsenen ist dieser Signalweg weitestgehend stillgelegt. Wird er übermäßig aktiviert, zum Beispiel durch Mutationen, kann das die Zellteilung und somit die Tumorbildung befeuern. Vismodegib greift gezielt in diesen Signalweg ein und unterbricht ihn. Das verhindert, dass die Krebszellen weiter wachsen und überleben.
Wer profitiert von Vismodegib und Sonidegib?
Das Medikament können Patient:innen einnehmen, die unter einem metastasierten Basaliom leiden und deshalb Beschwerden haben. Außerdem kann es zum Einsatz kommen bei Menschen mit einem lokal fortgeschrittenen Basaliom, die aus verschiedenen Gründen nicht operiert oder bestrahlt werden können.
Sonidegib wirkt ähnlich wie Vismodegib; es blockiert denselben Signalweg. Mit dem Medikament können erwachsene Patient:innen behandelt werden, die unter einem lokal fortgeschrittenen Basaliom leiden und für eine Operation oder Bestrahlung nicht infrage kommen.
Diese Nebenwirkungen können auftreten
Wie bei jedem Medikament kann es auch unter den neuen Substanzen zu Nebenwirkungen kommen. Die meisten davon sind allerdings gut behandelbar oder verschwinden wieder von alleine.
Nebenwirkungen von Cemiplimab
Bei mindestens einem von zehn Patient:innen, die Cemiplimab einnehmen, kommt es Studien zufolge zu einer oder mehreren der folgenden Nebenwirkungen: Infektionen der oberen Atemwege, Blutarmut, verminderter Appetit, Husten, Durchfall, Übelkeit, Verstopfung, Bauchschmerzen, Hautausschlag, Juckreiz, Muskel- und Knochenschmerzen und extreme Müdigkeit (Fatigue). Seltener können unter anderem eine Schilddrüsenunter- oder -überfunktion sowie Lungen-, Leber- und Darmentzündungen auftreten.
Nebenwirkungen von Vismodegib
Die häufigsten Nebenwirkungen unter Vismodegib sind Muskelkrämpfe, Haarausfall, Störungen des Geschmacksinns, Gewichtsverlust, generelle Schwäche und Kraftlosigkeit sowie Appetitlosigkeit.
Nebenwirkungen von Sonidegib
Bei einer Behandlung mit Sonidegib treten am häufigsten Muskelkrämpfe, Haarausfall, Fatigue, Übelkeit, Muskel- und Knochenschmerzen, Durchfall, Gewichtsabnahme, verminderter Appetit, Muskel-, Bauch- und Kopfschmerzen, generelle Schmerzen, Erbrechen und Juckreiz auf.