Was passiert eigentlich bei einem Hautscreening? Muss man sich bei der Ganzkörperuntersuchung tatsächlich ganz ausziehen, und was ist, wenn Ärztinnen oder Ärzte dabei etwas Verdächtiges finden? Solche und ähnliche Fragen stellen sich viele Menschen, Sie auch? Ein Blick auf die Details.
Wann das Hautscreening sinnvoll ist
Wer in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert ist, hat ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Hautkrebsvorsorgeuntersuchung. Diese wahrzunehmen, ist ratsam, schließlich lässt sich ein früh erkannter Hautkrebs in der Regel gut und sehr oft auch vollständig heilen – egal ob es „weißer Hautkrebs“ oder „schwarzer Hautkrebs“ ist.
Auch wenn es etwa nach einer Selbstuntersuchung einen konkreten Verdacht auf einen Hautkrebs gibt, ist ein Hautkrebsscreening bei Haus- oder Haut:ärztinnen eine wichtige Untersuchung.
So läuft das Hautkrebsscreening ab
Schritt 1: Anamnese
Wie bei jeder ärztlichen Untersuchung steht zu Beginn das Gespräch zwischen Ärzt:innen und Patient:innen. Untersuchende stellen Fragen nach dem allgemeinen Gesundheitszustand, nach Krebs-Vorerkrankungen bei den Patient:innen selbst oder in deren engerer Familie, aber auch nach Risikofaktoren durch den Beruf oder den Lebensstil.
Beispielsweise haben Menschen, die sich viel unter freiem Himmel aufhalten, ein höheres Risiko für Hautkrebserkrankungen. Auch besonders hellhäutige Menschen sind etwas mehr gefährdet. (Siehe auch Hautkrebs: Das eigene Risiko abschätzen).
Schritt 2: Hautuntersuchung
Anschließend folgt eine Ganzkörperuntersuchung der Haut. Bei dieser standardisierten visuellen Untersuchung wird die gesamte Haut ohne Hilfsmittel blickdiagnostisch untersucht. Sie gilt als die wichtigste anerkannte Methode, um Hautkrebs frühzeitig erkennen beziehungsweise ausschließen zu können.
Das heißt, die Untersuchenden betrachten mit ihrem geschulten Auge ohne Hilfsmittel die gesamte Haut eines Menschen auf charakteristische Veränderungen hin, die auf die verschiedenen Arten von Hautkrebs („weißer Hautkrebs“, das sind Plattenepithel- oder Basalzellkarzinome, oder „schwarzer Hautkrebs“, das sind maligne Melanome) hindeuten – oder auf deren mögliche Vorstufen wie etwa die „aktinische Keratose“.
Untersuchung von Muttermalen
Von besonderem Interesse bei einem Hautcheck sind Muttermale (bekannt als Leberfleck, Pigmentfleck oder medizinisch Nävus). Auch diese betrachten Ärzt:innen in der Regel erst einmal ohne weitere Hilfsmittel mit dem bloßen Auge.
Seit dem Jahr 2020 gehört zum standardmäßigen Hautkrebsscreening auch die Untersuchung von Pigmentflecken sowie anderen verdächtigen Stellen mit dem Dermatoskop. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Auflichtmikroskop, eine Art besonders vergrößernde Lupe mit Beleuchtung.
Die Untersuchenden checken damit Leberflecken und andere verdächtige Stellen – dabei tragen sie ein Öl auf, das eine noch genauere Betrachtung ermöglicht.
Welche Körperregionen untersucht werden
Das Hautkrebsscreening ist eine Ganzkörperuntersuchung im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Hautkrebs kann an allen Stellen des Körpers und auf jeder Art von Haut entstehen. Daher untersuchen die Ärzt:innen nicht nur die „immer“ sichtbaren Hautstellen, wie die Arme und das Gesicht, sondern auch:
- die Kopfhaut, diese ist naturgemäß den UV-Strahlen der Sonne am meisten ausgesetzt,
- die Außen- und Innenseiten der Arme und Beine sowie die Achseln und Kniekehlen,
- die Füße und die Zwischenräume zwischen den Zehen sowie die Sohlen,
- Finger- und Fußnägel (auch unter den Nägeln ist Hautkrebs möglich),
- aber auch die Mundschleimhäute und die Zunge,
- die Ohren,
- Augen und Augenlider,
- den Intimbereich der äußeren Genitalien
- sowie die Afterregion und den Dammbereich (das ist der Bereich zwischen dem After und den Genitalien).
Dementsprechend wird der Untersuchende Patient:innen bitten, sich für die Untersuchung vollständig zu entkleiden – in der Regel allerdings Stück für Stück, also etwa erst oben, dann unten. Scham ist hierbei nicht angebracht; alle Gesundheitsberufler sind es gewöhnt, Menschen nackt zu sehen.
Wie Ärzt:innen in der Praxis vorgehen
Abgesehen von einer möglichen Wartezeit sollten Sie mindestens eine Viertelstunde für die Hautuntersuchung einplanen. Der Untersuchende wird dabei den ganzen Körper ohne Hilfsmittel (beziehungsweise insbesondere Muttermale mit dem Dermatoskop) anschauen – abgesehen von einem Spatel, den er benutzen wird, um sich Ihre Zunge und Mundschleimhäute anzuschauen.
Mit einem weiteren Spatel scheitelt er die Haare, um sich die Kopfhaut genau anzusehen. Einziges weiteres Hilfsmittel ist eine gute Beleuchtung des Raumes oder auch eine helle Lampe. Nach der Untersuchung besprechen die Ärzt:innen mit Ihnen die Befunde. Eventuell findet dann auch eine Probenentnahme an verdächtigen Stellen statt (siehe unten).
So sollten Sie sich vorbereiten
Die Haus- oder Hautärzt:innen möchten bei der Untersuchung den gesamten Körper betrachten können, ohne dass irgendetwas verdeckt ist. Das bedeutet nicht nur, sich bei der Hautuntersuchung ganz auszuziehen, sondern auch auf einige Dinge zu verzichten. Das sind etwa:
- Nagellack auf Fingernägeln und Fußzehen, da auch unter den Nägeln Hautkrebs möglich ist
- Körperschmuck wie Ohrringe oder Piercings, die nicht schnell vor Ort entfernt werden können. Sie können Hautveränderungen verdecken.
- Make-up – dies überdeckt möglicherweise Hautveränderungen
- aufwendige, nicht leicht lösbare Frisuren, da auch die Kopfhaut inspiziert wird
Was geschieht, wenn es verdächtige Stellen gibt?
Ein Großteil verdächtiger Stellen – medizinisch Läsionen – entpuppt sich bei der Hautuntersuchung als harmlos – spätestens bei der genaueren Untersuchung mit einem Dermatoskop.
Besteht die Verdachtsdiagnose allerdings fort, werden Allgemeinmediziner, also Hausärzt:innen, die Patient:innen in der Regel zu Hautärzt:innen überweisen. Diese nehmen von verdächtigen Stellen unter Umständen eine Probe – eine sogenannte Biopsie, die in einem spezialisierten Labor untersucht wird.
Verdacht auf weißen Hautkrebs
Das gilt besonders bei Verdachtsfällen für weißen Hautkrebs, wie Basal- oder Plattenepithelkarzinome. Erhärtet sich der Verdacht im Labor, werden oft Onkolog:innen als Fachärzt:innen für Krebserkrankungen in die anschließende Therapie miteinbezogen.
Verdacht auf schwarzen Hautkrebs
Bei Verdachtsfällen auf schwarzen Hautkrebs entnehmen die Hautärzt:innen in der Regel entweder direkt oder bei einem Folgetermin in einer kleinen Operation das gesamte verdächtige Muttermal inklusive eines Sicherheitsabstandes.
Auch dieses schicken die Behandelnden ein und lassen es in einem Labor untersuchen. Oft entpuppen sich die entnommenen „Nävi“ als doch harmlos oder als nur mögliche Vorstufe von Hautkrebs. Handelt es sich tatsächlich um ein malignes Melanom, leiten die Behandelnden eventuell gemeinsam mit Onkolog:innen eine Therapie ein.
Weitere Hautscreening-Methoden
Außer der Blickdiagnose und der Dermatoskopie gibt es noch weitere Screeningmethoden. Das sind etwa die sequenzielle digitale Dermatoskopie, bei der die Daten digital gespeichert werden für spätere Vergleiche einer Entwicklung. Weitere Methoden sind etwa die konfokale Laserscanningmikroskopie, die elektrische Impedanzspektroskopie oder die Multiphotonenlasertomografie – allesamt feinere Diagnostikmethoden, um insbesondere Verdachtsfälle für maligne Melanome genauer untersuchen zu können.