Unterstützung durch freunde

Wie erzähle ich meinen Freund:innen vom Krebs?

Freund:innen können für Krebskranke eine große Unterstützung sein. Mit anderen Menschen über die Krankheit zu sprechen, fällt dennoch vielen Betroffenen schwer. Dabei sollten Sie unterscheiden, wie eng die Beziehungen jeweils sind. So gehen Sie am besten vor.

Von Julia Brandt 15.06.2023 · 14 Uhr
Freunde sitzen zusammen | © AdobeStock-327775469
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Was macht der Krebs mit meinen Freundschaften: Die jährliche Kanutour mit den Kumpels, Party machen mit der besten Freundin oder der Wochenendausflug mit dem Kegelverein – wird das noch gehen? Und wie werden meine Freund:innen die Nachricht, dass ich Krebs habe, aufnehmen? Die Diagnose „Krebs” ist für viele Betroffene schwer zu verarbeiten. Umso schwerer kann es sein, sie anderen mitzuteilen.

Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, wenn vor solchen Gesprächen ein unangenehmes Gefühl entsteht. Vielleicht möchten Sie nicht als jammernd wahrgenommen oder gar als Belastung gesehen werden, oder Sie befürchten, dass Ihre Freund:innen Sie anders behandeln als vorher.

Anderen Krebskranken geht es ganz anders: Sie haben sofort nach der Diagnose das Bedürfnis, mit engen Freund:innen zu sprechen und damit ein Stückchen der Last von den Schultern abfallen zu lassen – auch das ist verständlich.

Es mag Ihnen also leicht oder aber auch besonders schwerfallen, mit Ihren Liebsten über Ihre Krebserkrankung zu sprechen. Für die meisten ist es jedoch der richtige Schritt, genau dies zu tun, denn:

  • Wenn Sie sich den Kummer von der Seele sprechen, wirkt das bestimmt erleichternd. Das Ausformulieren kann wichtiger Teil Ihrer Bewältigungsstrategie sein.
  • Nur wenn Ihre Freund:innen und Bekannten von Ihrer Krebserkrankung wissen, haben sie die Möglichkeit zu helfen. Indem Sie sie einweihen, schaffen Sie sich selbst ein wertvolles Unterstützungsnetzwerk.
  • Ihre Freund:innen kennen den Grund, warum Sie vielleicht nicht an allen Aktivitäten teilnehmen, und verstehen, dass es nicht daran liegt, dass Sie Ihre Freundschaften nicht wertschätzen.
  • Den Krebs gemeinsam zu besiegen, ist eine Erfahrung, die möglicherweise eine Freundschaft noch weiter stärkt.

Wem erzähle ich von meiner Krebserkrankung?

Vielen Krebskranken tut es gut, sich lieben Menschen anzuvertrauen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie es allen Freund:innen und Bekannten erzählen müssen. Wenn Sie mit einer Person wenig Kontakt im Alltag haben und Sie befürchten, dass ein Gespräch über Ihre Diagnose für Sie nicht sinnvoll wäre, ist es völlig in Ordnung, dieses Gespräch nicht zu suchen. Die meisten ziehen zunächst ihre engsten Freund:innen ins Vertrauen.

Am besten überlegen Sie auch, wie die Vertrauenspersonen mit der Nachricht umgehen darf, sprich: ob sie Ihre Diagnose für sich behalten oder ob sie auch anderen davon erzählen soll. Wenn die Erkrankung für Sie eine sehr private Angelegenheit ist, bitten Sie Ihre Vertrauenspersonen, die Information nicht weiterzugeben.

Es ist für viele Krebskranke jedoch einfacher, wenn andere Menschen für sie die Nachricht verbreiten. So brauchen sie nicht Bekannte, die sie etwa im Supermarkt treffen, zwischen Tür und Angel mit dieser Information zu konfrontieren. Wenn diese bereits Bescheid wissen, lässt sich gleich übergehen zu einem „Wie geht es dir gerade?”

Freund:innen vom Krebs erzählen: mit Nähe oder Distanz

Wenn Ihnen das Gespräch über Ihre Krebserkrankung schwerfällt, hilft es, sich im Vorfeld Gedanken darüber zu machen, in welchem Rahmen Sie über Ihre Krebserkrankung sprechen möchten. Ein persönliches Gespräch zu führen liegt nahe, da auf diese Weise eine vertrauenswürdige Situation entsteht. Die Gesprächspartner:innen begegnen sich von Angesicht zu Angesicht und haben die Möglichkeit, auf das Gesagte zu reagieren und Fragen direkt zu beantworten.

Manche Menschen scheuen sich jedoch genau davor. Für sie ist es leichter, in einem Brief oder einer E-Mail ihre Gedanken niederzuschreiben. Dies ist hilfreich, wenn Sie etwa die Befürchtung haben, dass die Reaktion Ihres Gesprächspartners oder Ihrer Gesprächspartnerin Sie aus dem Konzept bringen würde.

Auch ein Telefonat ist eine gute Alternative, wenn es darum geht, etwas Distanz zu wahren – wenn Sie dies denn möchten. Denn häufig sagt das Bauchgefühl, dass ein persönliches Gespräch unter Freund:innen ein guter Rahmen ist, um mit nahestehenden Personen über die Krebserkrankung zu sprechen. Entscheiden Sie selbst, was sich für Sie am besten anfühlt.

Wie sagt man Freunden und Freundinnen, dass man Krebs hat?

Wenn Sie sich für ein persönliches Gespräch entschieden haben, um Ihren Freund:innen zu sagen, dass Sie an Krebs erkrankt sind, ist es wichtig, für eine ruhige, ungestörte Atmosphäre zu sorgen. Sagen Sie gleich am Anfang, worum es geht. Falls es sich in Ihrem Fall nicht um eine lebensbedrohliche Situation handelt, ist dies ebenfalls eine Information, die Sie am besten früh im Gespräch mitteilen.

Da jede Krebserkrankung unterschiedlich verläuft und auch jeder Mensch auf seine Weise damit umgeht, gestalten sich auch die Gespräche mit den Freund:innen ganz individuell. Diese Tipps bieten Ihnen eine mögliche Orientierung:

  • Spielen Sie die Erkrankung nicht herunter, aber schüren Sie auch nicht unnötig Ängste. Gesprächspartner:innen, die möglicherweise sehr emotional reagieren, lassen sich mit Fakten gut einfangen.
  • Teilen Sie Ihre Bedürfnisse mit: Möchten Sie viel über die Krankheit reden oder lieber nicht? Was wünschen Sie sich von Ihren Freund:innen? Eine klare Kommunikation über die eigenen Bedürfnisse hilft, Unsicherheit zu vermeiden, und gibt Ihren Angehörigen die Gelegenheit, Sie so zu unterstützen, wie Sie es brauchen.
  • Sagen Sie, welche Sorgen und Emotionen Ihnen durch den Kopf gehen. Wenn Ihre Freund:innen wissen, was genau Sie beschäftigt oder sogar ängstigt, haben sie die Möglichkeit, darauf zu reagieren.
  • Informieren Sie Ihre Freund:innen, inwieweit Sie gern weiter an gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen können und möchten. Wecken Sie Verständnis dafür, dass Sie möglicherweise häufiger absagen müssen, weil es Ihnen nicht gut geht.
  • Achten Sie auf sich selbst: Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken darüber, ob das Gegenüber die Nachricht verkraftet. Wichtig ist, mit welchem Gefühl Sie aus dem Gespräch herausgehen.

Wie beeinflusst Krebs meine Freundschaften?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Krankheit einen Teil des Alltags verändern wird – und möglicherweise auch die Beziehung zu Ihren Freund:innen. Nicht alle Menschen schaffen es, der Berg- und Talfahrt eines krebskranken Angehörigen standzuhalten.

Es passiert gelegentlich, dass sich Menschen entfremden, weil sie zum Beispiel aufgrund der Erkrankung nicht mehr genug miteinander unternehmen oder die Last durch die Krankheit des oder der anderen zu stark auf die eigene Seele drückt. Mitunter ziehen sich Freund:innen zurück, weil sie nicht gut mit Problemen anderer umgehen können.

Aber es geht auch andersherum: Krisen verschaffen Freundschaften die Gelegenheit, an ihnen zu wachsen, weil gute Freund:innen gemeinsam „durch dick und dünn gehen”. Und viele Krebspatient:innen lernen zum Beispiel in Selbsthilfegruppen Gleichgesinnte kennen und gewinnen auf diese Weise neue Gefährt:innen.

Zusammenfassung Freundschaften sind eine wichtige Stütze im Kampf gegen den Krebs. Freund:innen von der Diagnose zu erzählen, bereitet vielen Krebskranken Bauchschmerzen. Sie wollen ihre Liebsten nicht ängstigen, aber den Ernst der Lage auch nicht herunterspielen. Wichtig für dieses Gespräch ist eine vertrauensvolle Kommunikation, in der die Betroffenen klar ihre Bedürfnisse mitteilen. Diese Offenheit kann für beide Seiten eine Entlastung sei.

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