Es gibt keine einfache Antwort auf die Frage, wie Sie mit Angehörigen, mit Ihrem Freundeskreis und Ihren Kindern über Ihre Krebserkrankung sprechen sollten. Doch Sie können für diese schwierigen Gespräche gute Rahmenbedingungen schaffen. Bevor Sie anderen von Ihrer Krebserkrankung erzählen, wäre es gut, wenn die Diagnose gesichert ist und Sie die Information bereits verdaut haben.
Sie brauchen sicher Zeit, um den ersten Schock zu verarbeiten. Setzen Sie sich also nicht unter Druck, alle sofort informieren zu müssen. Im nächsten Schritt können Sie entscheiden, inwieweit Sie einzelne Personen ins Boot holen und wie viel Sie preisgeben wollen. Offenheit kann auch am Arbeitsplatz sinnvoll sein – sie ist aber kein Muss.
Der Familie von einer Krebserkrankung erzählen
Ihr:e Partner:in und Familienmitglieder stehen Ihnen am nächsten. Sie sind unmittelbar mit betroffen. Diese engen Vertrauenspersonen können Ihre Angst auffangen, Ihre Sorgen mittragen und Sie im Alltag durch praktische Hilfe unterstützen. Ein aufrichtiger, offener Umgang miteinander hilft, Probleme zu klären und anzugehen.
Nehmen Sie sich genügend Zeit. Eine ruhige Atmosphäre ohne Ablenkung macht die Konfrontation leichter. Sie bietet Raum, die aufsteigenden Gefühle zuzulassen – Ihre eigenen und die Ihres Gegenübers. Sie können das Gespräch etwa so einleiten: „Es fällt mir nicht leicht, aber ich muss dir etwas sagen.“ Bauen Sie das Gespräch behutsam auf: eine Information nach der anderen. Machen Sie Pausen, damit Ihr:e Gesprächspartner:in sich einschalten und nachfragen kann.
Mit Kindern über Krebs sprechen
Kinder sollten so früh wie möglich von der Erkrankung eines Elternteils erfahren. Das raten Fachleute. Denn Kinder nehmen Veränderungen in ihrer Familie ohnehin wahr: Sie spüren, wenn etwas nicht stimmt. Ungewissheit macht misstrauisch, schürt Ängste, Schuldgefühle und Fantasie. Wenn Sie ehrlich Auskunft geben, stärken Sie damit das gegenseitige Vertrauen. Für diese schwierigen Gespräche gibt es Hilfestellung in psychosozialen Krebsberatungsstellen.
Den Freundes- und Bekanntenkreis informieren
Machen Sie Probleme am liebsten mit sich selbst aus? Informieren Sie wenigstens ein oder zwei nahe Vertraute. Auch wenn Sie Ihren Freundeskreis nicht belasten wollen: Jedes Gespräch lässt Ihre Sorgen ein Stückchen kleiner werden. Sie müssen Ihre Freund:innen nicht schonen oder die Situation herunterspielen. Nehmen Sie mehr Rücksicht auf sich selbst, weniger auf andere.
Auch Nachbarn und Bekannte zu informieren, kann sinnvoll sein. Wenn der gewohnte Alltag neu organisiert werden muss, geben Sie Aufgaben ab. Eine befreundete Familie kann Ihr Kind von der Kita oder Schule abholen, Nachbarn können das Haustier versorgen oder Besorgungen übernehmen.
Mit Chef:in und Kolleg:innen über Krebs reden
Sie müssen sich krankmelden, aber Sie sind nicht dazu verpflichtet, Ihren Arbeitgeber über die Krebserkrankung zu informieren. Wenn es Ihnen lieber ist, Privates von Beruflichem zu trennen oder Sie auf keinen Fall vorsichtiger behandelt werden möchten, dann zwingen Sie sich zu nichts.
Vorgesetzte
Betroffene müssen ihre Krankschreibung beim Arbeitgeber abgeben. Die Diagnose müssen Sie nicht nennen, aber es kann sinnvoll sein. Ob Sie mit Chefin oder Chef über Ihre Krebserkrankung sprechen, ist Ihre persönliche Entscheidung. Fachleute für rechtliche Fragen empfehlen, diesen Entschluss von der Situation und vom jeweiligen Vertrauensverhältnis abhängig zu machen.
Kolleg:innen
Wenn Sie ein gutes Verhältnis zum Team oder zu einzelnen Kolleg:innen haben, schafft ein offenes Gespräch mehr Verständnis für Ihre Situation und etwaige körperliche oder seelische Veränderungen.
Ihr Team wird vielleicht Hemmungen haben, Sie anzusprechen. Wenn Sie die Initiative ergreifen und auf Kolleg:innen zugehen, entlastet das beide Seiten – zum Beispiel, wenn Sie offen ansprechen, dass es länger dauern kann, bis Sie wieder voll einsatzbereit sind. Ein kooperatives Team wird Sie in Ihrem Arbeitsbereich unterstützen.