Das Analkarzinom (Analkrebs) wird standardmäßig mit Radiochemotherapie behandelt. Sie besteht aus einer Kombination von Bestrahlung und Chemotherapie. Im Anschluss erfolgt oft eine Operation.
Bei der Bestrahlung werden Krebszellen mit ionisierenden Strahlen oder Teilchenstrahlung zerstört. Die Chemotherapie soll Krebszellen durch spezielle Medikamente abtöten, welche das Zellwachstum bremsen. Der medizinische Fachausdruck für eine vor einer Operation durchgeführten Krebstherapie ist "neoadjuvante Therapie".
Radiochemotherapie bei Analkarzinom Standard
Die neoadjuvante Radiochemotherapie bei Analkarzinom will die Vorteile beider Krebstherapien kombinieren. Ziel ist, den Tumor so zu verkleinern, dass er bei der Operation vollständig entfernt werden kann und die Funktion des Schließmuskels erhalten bleibt.
Schlägt die Therapie nicht an oder bilden sich Metastasen, muss weiterbehandelt werden.
Gut zu wissen: Analkarzinome bilden sich oft nur langsam zurück. Wie gut die Radiochemotherapie beim Analkarzinom angeschlagen hat, zeigt sich erst etwa zwei bis drei Monate nach Therapieende.
Wie gut sind die Überlebenschancen mit Analkarzinom?
Die Ergebnisse von Radiochemotherapie und Operation beim Analkarzinom sind gut. Die 5-Jahres-Überlebensrate, eine wichtige Messgröße bei der Beurteilung des Erfolgs einer Krebstherapie, beträgt bei Analkrebs 70 bis 90 Prozent.
Welche Alternativen gibt es zur Radiochemotherapie?
Alternativ zur kombinierten Radiochemotherapie kann bei Analkarzinom unter bestimmten Voraussetzungen eine alleinige operative Entfernung des Tumors in Erwägung gezogen werden. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Kriterien gegen eine Radiochemotherapie mit ihren Nebenwirkungen sprechen. Dazu zählen eine bakterielle Infektion oder eine bereits erfolgte Bestrahlung im betroffenen Bereich.
Die Wahl der Therapie hängt vor allem von zwei Faktoren ab: dem Stadium, in dem der Tumor entdeckt worden ist, und der Lokalisation des Tumors im Analkanal oder Analrand.
Behandlung des Analrandkarzinoms mit Radiochemotherapie
Ein Analrandkarzinom im Frühstadium sollte operativ ohne neoadjuvante Radiochemotherapie und damit ohne Nebenwirkungen der Chemotherapie entfernt werden. Der Tumor soll dafür maximal einen Durchmesser von zwei Zentimetern haben, die Lymphknoten dürfen nicht befallen und auch keine Fernmetastasen vorhanden sein.
In allen anderen Fällen sollte auch beim Analrandkarzinom eine Radiochemotherapie erfolgen.
Behandlung des Analkanalkarzinoms mit Radiochemotherapie
Bei einem Analkanalkarzinom ist das Mittel der Wahl immer eine Radiochemotherapie, auch wenn diese mit Nebenwirkungen verbunden ist. Hintergrund ist, dass es bei Analkanalkarzinomen mit einer alleinigen Operation nicht so häufig wie bei Analrandkarzinomen gelingt, den Tumor vollständig zu entfernen.
Dennoch kann auch ein Analkanalkarzinom im Frühstadium operativ entfernt oder ausschließlich bestrahlt werden. Dies kann für vorerkrankte oder ältere Patient:innen infrage kommen.
Was passiert, wenn die Therapie keinen Erfolg hat?
Kann der Tumor operativ nicht komplett entfernt werden, sollte weiterbehandelt werden. Bei einem Rezidiv oder nach erfolgloser Radiochemotherapie kann eine radikale operative Entfernung des Anus erforderlich sein. Für Patient:innen bedeutet dies, fortan mit einem künstlichen Darmausgang zu leben.
Im fortgeschrittenen Stadium beider Analkarzinom-Formen wird der Therapie-Fahrplan individuell auf die Situation der Patient:innen abgestimmt.
Wie lange dauert eine Radiochemotherapie?
Die Dauer einer Radiochemotherapie beträgt in der Regel fünf bis sieben Wochen. Neben dem Tumorgebiet werden auch die Lymphknoten im Becken sowie in beiden Leisten bestrahlt.
Krebszentren führen heute häufig eine intensitätsmodulierte Strahlentherapie durch, die auf die individuellen Gegebenheiten des Tumors angepasst ist. Die Strahlung kann präziser erfolgen, nicht betroffene Organe wie Dünndarm, Harnblase und Haut in der betroffenen Region werden besser geschont, während die Strahlendosis im Tumorgewebe höher ist. Nach aktueller Studienlage sind bleibende Folgeschäden seltener, die Lebensqualität ist höher.
Welche Nebenwirkungen sind bei der Radiochemotherapie zu erwarten?
Nebenwirkungen bei der Radiochemotherapie werden in akute Reaktionen und Spätreaktionen unterteilt.
Zu den häufigsten akuten Folgen der Bestrahlung von Analkarzinomen zählen Durchfall und Beschwerden beim Wasserlassen. Die Haut kann sich entzünden, brennen, jucken oder sich röten. In sehr seltenen schweren Fällen können sich Blasen und schwer abheilende Wunden bilden. Diese Entzündung kann chronisch werden, in den meisten Fällen heilen aber auch stärkere Hautentzündungen ab. Auch der Enddarm kann sich infolge der Strahlentherapie beim Analkarzinom schmerzhaft entzünden. Ist die Schleimhaut in diesem Bereich betroffen, können häufige Stuhlgänge bis hin zu Durchfall, Schleimabgänge, Schmerzen und Blutungen auftreten.
Häufige Spätreaktionen der Strahlentherapie bei Analkarzinom sind narbige Gewebeveränderungen im bestrahlten Gewebe. Dadurch kann die Fruchtbarkeit geschädigt werden und eine Anal-Stenose auftreten. Diese Verengung beeinträchtigt die Stuhlentleerung oder Sexualität. Bei Frauen kann sich als Nebenwirkung eine Vaginal-Stenose zeigen: eine Verengung der Scheide mit trockener Schleimhaut und beeinträchtiger Sexualität.
Nebenwirkungen der Chemotherapie hängen nicht zuletzt davon ab, welche Medikamente (Zytostatika) verabreicht werden. Viele Patient:innen leiden während der Behandlung unter Übelkeit, Haarausfall und Blutbildveränderungen. Das oft bei Analkrebs eingesetzte 5-Fluoruracil (5-FU) kann außerdem bleibende Schäden an Herz und Nerven hinterlassen.
Was Erkrankten zudem bewusst sein muss: Die Radiochemotherapie erhöht selbst das Risiko für spätere Krebserkrankungen.
Metastasen bei Analkrebs – was nun?
Hat das Analkarzinom metastasiert, hängt die weitere Behandlung davon ab, wo die Metastasen sitzen. Krebsabsiedelungen in regionalen Lymphknoten und im Beckenbereich können wieder mit Radiochemotherapie behandelt werden. Fernmetastasen in anderen Organen können unter Umständen operativ entfernt werden. Als palliative Behandlung bei unheilbarer Erkrankung kann eine Chemotherapie erfolgen.