Die Therapie eines Blasenkarzinoms kann Körper und Seele in Mitleidenschaft ziehen. Eine häufige Folge ist die Beeinträchtigung der Sexualität. Das liegt oft an den Behandlungsmethoden, kann aber ebenfalls Folge der psychischen Belastung sein.
Auch wenn es schwerfällt: Sprechen Sie diese Probleme an. Gemeinsam mit der Partner:in und dem Behandlungsteam lassen sich oft Lösungen finden.
Sexuelle Funktionsstörungen bei Männern und Frauen mit Blasenkrebs
Eine Krebserkrankung der Harnblase und die damit verbundenen Therapien können bei Männern und Frauen zu sexuellen Funktionsstörungen führen. Bei der Operation werden häufig Nerven beschädigt, die zum Beispiel für die Erektion des Penis wichtig sind. Bei Männern treten deshalb nach dem Eingriff häufig Erektionsstörungen und Ejakulationsstörungen auf.
Ein Testosteronmangel kann ebenfalls Folge des chirurgischen Eingriffs sein oder auch einer Chemotherapie. Erektionsprobleme können solche organischen Ursachen haben, wie geschädigte Nerven und Blutgefäße, sie können aber auch psychisch bedingt sein – eine Krebserkrankung ist ein schwerer Einschnitt, der das Lebensgefühl und das sexuelle Empfinden beeinträchtigen kann.
Frauen mit Blasenkrebs können unter anderem von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Scheidentrockenheit oder Orgasmusstörungen betroffen sein. Auch diese können Folgen der Krebsbehandlung sein oder der großen seelischen Belastung durch Erkrankung und Therapie – oder beides.
Bei der muskelinvasiven Form des Harnblasenkarzinoms werden im Rahmen der Operation oft auch Prostata, Gebärmutter oder Eierstöcke entfernt, was die Sexualfunktion zusätzlich beeinträchtigen kann. Viele Patient:innen mit Inkontinenz oder einem künstlichen Blasenausgang leiden auch unter dem Gefühl, sexuell nicht mehr attraktiv zu sein.
Therapiemöglichkeiten bei sexuellen Funktionsstörungen durch Blasenkrebs
Es gibt verschiedene medizinische Möglichkeiten, sexuelle Dysfunktionen infolge einer Blasenkrebs-Therapie zu behandeln. Bei Männern können bei Erektionsstörungen Medikamente wie Sildenafil zum Einsatz kommen, auch Vakuumpumpen oder Penisprothesen werden verwendet.
Testosteronmangel lässt sich durch eine Hormonersatztherapie ausgleichen. Frauen können von Beckenbodentraining, Gleitmitteln und östrogenhaltigen Cremes oder Zäpfchen profitieren.
Wichtig: Nicht jede Methode ist für jede Patientin, für jeden Patienten geeignet. Besprechen Sie die Möglichkeiten mit Ihrem Behandlungsteam! Manchmal ist auch eine psychoonkologische Begleitung hilfreich, um Ängste abzubauen und neue Formen der Intimität zu finden. Wichtig ist, die Probleme offen anzusprechen und sich fachlichen Rat einzuholen.
Denken Sie auch daran: Der Koitus ist eine Form menschlicher Sexualität, aber längst nicht die einzige. Sollte dieser infolge der Krebserkrankung nicht mehr möglich sein, bedeutet das nicht, dass Sie keine Lust mehr empfinden können. Zärtlichkeit, Berührungen und andere Formen der Sexualität sind fast immer möglich, und in einigen Fällen auch Orgasmen.
Vielen Menschen bereitet es allerdings Schwierigkeiten, sich auf die veränderte Sexualität einzulassen. Sprechen Sie mit Ihrer Partner:in über Sorgen und Ängste, probieren Sie aus, was geht und Ihnen Spaß macht.
Das kann anfangs neu und ungewohnt sein, ist aber fast immer besser, als auf diesen wichtigen Bereich Ihres Lebens zu verzichten. Ist das Reden über die veränderte Sexualität allein schwierig, holen Sie sich Unterstützung! Fragen Sie Ihre Urolog:in, Ihre Psychoonkolog:in oder in Ihrer Selbsthilfegruppe nach Sexualtherapeut:innen und anderen Anlaufstellen.
Blasenkrebs und unerfüllter Kinderwunsch
Einige Therapien bei Blasenkrebs, wie die Entfernung der Gebärmutter oder der Eierstöcke, führen bei Frauen zwangsläufig zur Unfruchtbarkeit. Auch eine Chemo- oder Strahlentherapie kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Männer haben nach einer Entfernung der Prostata oft Probleme, auf natürlichem Weg Kinder zu zeugen.
Sollten Sie sich Kinder wünschen oder noch nicht genau wissen, ob Sie später einmal Kinder möchten, besprechen Sie vor Beginn der Therapie mit den behandelnden Ärzt:innen, welche Wege es gibt, den Kinderwunsch später noch umzusetzen.
Möglich ist zum Beispiel das Einfrieren von Eizellen, Spermien oder Gewebestückchen von Eierstock oder Hoden (Kryokonservierung). Auch wenn danach eine Schwangerschaft nur noch mit künstlicher Befruchtung möglich ist, bleibt so die Chance auf ein leibliches Kind erhalten.
Lebensstil und Selbsthilfe bei Blasenkrebs, Sexualität und Kinderwunsch
Sie können auch selbst einiges tun, um Ihre Sexualität und Fruchtbarkeit zu unterstützen! Dazu zählen eine gesunde, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, Rauchverzicht, wenig Alkohol, ausreichend Schlaf sowie Stressabbau durch Entspannungsübungen.
Das verbessert ganz nebenbei auch die Prognose für die Krebserkrankung und hilft Ihnen, sich in Ihrem Körper und in Ihrem Leben gut zu fühlen.
Leben Sie in einer Partnerschaft, gehen Sie die Probleme gemeinsam an und kommunizieren möglichst offen miteinander. Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen bieten Informationen und Erfahrungsaustausch. Krankenkassen unterstützen mit Reha-Angeboten und der Kostenübernahme für Therapien.