nachsorge von Hautkrebs

Beschwerden nach der Hautkrebs-Therapie – und wie Sie damit umgehen

Sie haben Hautkrebs überstanden: Mit der richtigen und frühzeitigen Therapie sind die verschiedenen Formen von Hautkrebs oft sehr gut heilbar. Doch manchmal haben Hautkrebs-Therapien selbst langfristige Folgen. Worauf Sie sich einstellen sollten.

Von Volker Budinger 14.05.2023 · 09:26 Uhr
Hautkrebsbehandlungen können noch länger Folgen haben | © AdobeStock-64352559
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Die Chancen auf Heilung steigen für die meisten Arten von Hautkrebs ständig. Neben der Operation als Standardtherapie wächst die Zahl der zusätzlichen Therapieoptionen – und diese werden immer zielgerichteter mit immer besseren Heilungsergebnissen.

Dennoch sind Krebstherapien auch heute noch oft sehr anstrengend und es kommt vor, dass eine Hautkrebstherapie zwar erfolgreich verläuft, aber lang anhaltende Spuren im Körper hinterlässt. Welche das sind, erfahren Sie hier. 

Häufige Langzeit- und Spätfolgen

Langzeitfolgen und Spätfolgen auch bei erfolgreichen Therapien sind allerdings möglich – auch wenn sie immer seltener werden. Unter Langzeitfolgen verstehen Ärztinnen und Ärzte Beschwerden, die auch fünf Jahre nach einer Hautkrebstherapie noch bestehen. Spätfolgen sind solche, die erst nach Abschluss der Therapie auftreten – manchmal erst Jahre später.

Fatigue

Eine relativ häufige Begleiterscheinung nahezu aller Krebserkrankungen und
-therapien ist die sogenannte tumorassoziierte Fatigue. Rund die Hälfte aller Krebsbetroffenen (beim schwarzen Hautkrebs sogar bis zu 90 Prozent) leiden unter dieser Form übermäßiger Abgeschlagenheit. Ständige Müdigkeit, geringe körperliche und geistige Belastbarkeit, schlechte Konzentration und mangelnde Erholung kennzeichnen diese Folgeerscheinung.

Akut verbunden ist die Fatigue oft unmittelbar noch mit einer Krebstherapie und deren körperlichen Auswirkungen. Ebenso oft aber hält die Fatigue als chronische Form noch Monate oder gar Jahre nach einer abgeschlossenen Therapie an.

Gegen die chronische tumorassoziierte Fatigue helfen oft kombinierte Therapien aus Sport, psychosozialer und psychotherapeutischer Unterstützung, Entspannungsübungen und Ernährungskonzepten.

Polyneuropathien

Missempfindungen in Händen, Füßen, Armen oder Beinen wie Brennen, Kribbeln oder „Ameisenlaufen” sind auf Polyneuropathien zurückzuführen. Bei schweren Formen können auch Gleichgewichtsstörungen auftreten. Sie entstehen durch Nervenschäden, die bei einer Operation, infolge einer Bestrahlung oder durch Medikamente ausgelöst werden können. So sind lang anhaltende Polyneuropathien als typische Nebenwirkung bestimmter Zytostatika oder Immun-Checkpoint-Blocker bekannt.

Physio- und Schmerztherapien helfen gegen entsprechende Beschwerden. Viele Betroffene bekommen eine Überweisung in die Neurologie.

Psychische Beschwerden

Recht häufig berichten Patientinnen und Patienten nach einer abgeschlossenen Therapie auch von fortbestehenden Ängsten, die sehr belasten und schwerwiegende psychische Probleme mit sich bringen können. Dabei steht die Erfahrung mit der Angst um das eigene Leben durch die potenziell bedrohliche Krebserkrankung im Vordergrund – und die Angst, dass die Krankheit auch nach einer erfolgreichen Therapie wiederkehren kann.

Die Psychoonkologie (aus Psychologie und Onkologie) ist eine Fachrichtung der Psychologie/Psychotherapie, die sich gezielt um die psychischen Probleme von Menschen mit Krebs kümmert. Psychoonkologinnen und Psychoonkologen helfen Betroffenen (und gegebenenfalls ihren Angehörigen), die Krankheit zu verarbeiten und mit ihren Ängsten zu leben.

Körperliche Folgen der Chemotherapie

Je nachdem, welche Therapieformen zusätzlich zur Operation (adjuvant) angewendet wurden oder wo ein Hauttumor entfernt wurde, können bestimmte Folgeerscheinungen als körperliche Beschwerden auftreten.

Die bei Hauttumoren nur selten eingesetzten zytotoxischen Chemotherapien, die recht unterschiedslos alle sich schnell teilenden Zellen im Körper angreifen, haben beispielsweise oft Lern- und Gedächtnisprobleme zur Folge – Mediziner:innen sprechen auch vom „Chemobrain“. Auch Herzprobleme sind als Spätfolgen einiger Zytostatika möglich.

Andere Organschäden mit entsprechenden Folgen sind ebenfalls möglich als unerwünschte Nebenwirkung von Chemotherapien, aber auch von Bestrahlungen. Kortisonpräparate können manchmal zu Diabetes (Zuckerkrankheit) oder auch zu Knochenschwund (Osteoporose) führen.

Ebenfalls eine potenzielle Folgeerkrankung sind hämatologische Nebenwirkungen, also Anämien oder andere Blutbildungsstörungen, besonders durch Chemo- und Strahlentherapien.

Langzeit-Folgen des malignen Melanoms

Wie fast alle Hautkrebsarten ist das maligne Melanom gut heilbar und hat meist eine gute Prognose. Die Krankheit und/oder die Therapie haben aber oft die oben beschriebenen Langzeitfolgen. 

Wie bei allen Hauttumoren ist die Standardtherapie, den Tumor durch eine Operation zu entfernen. Je nachdem, wo sich der Krebs befunden hat, können die Narben anschließend für die Betroffenen ein kosmetisches Problem darstellen. 

Häufiger als bei weißem Hautkrebs streut schwarzer Hautkrebs über das Lymphsystem. Daher sind beim schwarzen Hautkrebs auch Operationen häufiger, bei denen Lymphknoten im Umfeld des Tumors entfernt werden müssen. Auch eine Bestrahlung kann Lymphgefäße schädigen. Eine mögliche Folge sind Lymphödeme. Dabei staut sich Gewebsflüssigkeit – die Lymphe – im Gewebe, was zu schmerzhaften Schwellungen und Bewegungseinschränkung führen kann.

Langzeit-Folgen des Plattenepithelkarzinoms

Auch beim weißen Hautkrebs, dem Plattenepithelkarzinom oder dem Basalzellkarzinom sowie der Krebsvorstufe aktinische Keratose, sind die Prognosen in der Regel gut. Besondere Folgen für Patient:innen sind auch hier Narbenbildungen. Tumore des weißen Hautkrebses können dabei unter Umständen flächiger sein als etwa maligne Melanome, was dann auch größere Narben zur Folge hat.

Bei streuenden Tumoren mit entsprechender Therapie wie Lymphknotenentfernung, Chemo- oder Strahlentherapie sind die gleichen Folgen möglich wie oben beschrieben.

Langzeit-Folgen anderer Hautkrebs-Arten

Merkelzellkarzinome oder kutane Sarkome wie Dermatofibrosarcoma protuberans, das undifferenzierte pleomorphe Sarkom, das atypische Fibroxanthom, das Angiosarkom, das Leiomyosarkom und das Karposi-Sarkom sind seltene, zum Teil sehr aggressive Tumorarten.

Auch bei diesen Krebsarten versuchen Ärztinnen und Ärzte in der Regel, den Tumor mit einer Operation vollständig zu entfernen. Einige dieser äußerst seltenen Krebsarten wachsen allerdings so großflächig, dass dafür in seltenen Fällen Gliedmaßen amputiert werden. Die körperlichen und psychischen Folgen sind oft gravierend.

Einige Tumoren wie das Merkelzellkarzinom kommen bevorzugt im Bereich des Halses und des Kopfes vor. Bestrahlungen als zusätzliche Therapie nach einer Operation in diesem Bereich können Schilddrüsenfehlfunktionen auslösen. Die Symptome sind vielfältig, lassen sich aber meist durch die Gabe von Schilddrüsenhormonen in den Griff bekommen.

Wenn der Hautkrebs erneut auftritt

Rezidive, also wiederkehrende Tumore, sind eine der häufigsten Folgeerkrankungen nach Hautkrebs. Je nach Art des Hautkrebses ist das Risiko für ein Rezidiv unterschiedlich groß – bei schwarzem Hautkrebs etwas höher als bei weißem. Wer bereits einen Tumor hatte, hat außerdem ein erhöhtes Risiko, einen neuen Tumor an anderer Stelle zu entwickeln.

Grundsätzlich empfehlen Mediziner:innen Betroffenen, nach einer erfolgreichen Therapie regelmäßig Nachsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, damit Rezidive früh gefunden werden können.

Zusammenfassung Gut zu wissen: Verschiedene Langzeit- und Spätfolgen sind auch nach einer erfolgreich abgeschlossenen Hautkrebstherapie möglich. Welche Beschwerden auftreten, hängt unter anderem von der Art der Behandlung, der Größe eines Tumors und der Frage, ob auch Lymphknoten entfernt wurden, ab. Neben der Therapie von Langzeit- und Spätfolgen sind auch regelmäßige Untersuchungen auf neu entstandene Tumore wichtig.

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