Die Diagnose Krebs ist ein Schock, der mit vielen Ängsten und Fragen verbunden ist. Welche Therapien kommen jetzt auf mich zu? Wie gut ist die Prognose? Werde ich wieder gesund? Bei einem Alltag mit Krebs geraten normale Sorgen und Nöte zunächst in den Hintergrund. Das ist normal. Früher oder später brauchen Sie jedoch wieder feste Strukturen, soziale Kontakte und lieb gewonnene Hobbys. Denn all das trägt zu einer hohen Lebensqualität und Zufriedenheit bei. Auch wenn es nicht immer leicht ist, diese Tipps umzusetzen, Ihr Wohlbefinden sollte jetzt an erster Stelle stehen. Das gilt besonders dann, wenn Ihr Krebs schon weiter fortgeschritten ist.
Besonders wichtig ist eine feste Struktur, um den Alltag mit Krebs gut zu bewältigen. Eine Struktur benötigen auch gesunde Menschen. Sie muss nicht bis ins Detail festgelegt sein, aber gewisse Ankerpunkte sind hilfreich. Bei einer Krebserkrankung können Sie Ihren gewohnten Tagesablauf unter Umständen nicht beibehalten. Vielleicht müssen Sie Arzttermine beachten oder sich stärker schonen. Sie sollten daher versuchen, sich eine neue Struktur zu schaffen, die an Ihre Belastbarkeit angepasst ist. Wenn Sie möchten und wenn es möglich ist, kann es auch guttun, weiterhin zu arbeiten. Nehmen Sie dabei Ihre Bedürfnisse wahr: Was tut Ihnen gut?
Soziale Kontakte sind unverzichtbar
Ein gutes soziales Netz ist einer der wichtigsten Faktoren, um psychischen Problemen vorzubeugen. In schwierigen Situationen gilt das besonders. Familie, Freunde und Bekannte können Ihnen dabei helfen, mit der Belastung durch Ihre Krebserkrankung und mit den Therapien besser umzugehen.
Gut aufgehoben in der Familie
Eventuelle Unstimmigkeiten verlieren meistens ihre Bedeutung, wenn ein Familienmitglied an Krebs erkrankt. Dafür rücken die Gefühle im Alltag mit Krebs in den Vordergrund. Das ist oftmals für alle Beteiligten eine Herausforderung:
- Betroffene haben vielfach Angst, anderen zur Last zu fallen – emotional und praktisch.
- Manche Menschen glauben sogar, es sei für Familie und Partner:innen leichter, wenn sie sich isolieren und die Belastung durch die Erkrankung mit sich selbst ausmachen.
- Vielleicht sind sie häufig gereizt und suchen nach der „Schuld“ für den Krebs – bei sich und bei anderen.
Für Angehörige ist ein Alltag mit Krebs ebenfalls schwierig:
- Familie und Partner:in wollen helfen, fühlen sich oft hilflos und wissen nicht, wie aktiv sie Unterstützung anbieten sollen.
- Sie haben Angst um ihr Familienmitglied, werden vielleicht wütend, weil Betroffene keine Hilfe zulassen oder aus ihrer deprimierten Stimmung nicht herauskommen.
Für Sie ist es daher wichtig zu verstehen: In der Regel ist es für Familie und Partner:in eine Erleichterung, wenn sie etwas Konkretes tun können. Überlegen Sie daher gemeinsam, welche Tätigkeiten in einem Alltag mit Krebs Ihre Verwandten Ihnen abnehmen können. Versuchen Sie, Zeit mit den Menschen zu verbringen, die Ihnen nahestehen, und möglichst offen darüber zu reden, wie es Ihnen geht. Gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, gemeinsam eine:n Psychoonkolog:in aufzusuchen.
Mit Freund:innen in Kontakt bleiben
Sie werden womöglich feststellen, dass sich bei einer Krebserkrankung der Freundeskreis in zwei Lager aufteilt: Manche Freundschaften werden enger, während sich andere Menschen weiter von Ihnen entfernen. Das kann viele Gründe haben, die zum Teil auch mit Ängsten Ihrer Freunde in einem Zusammenhang stehen. Wichtig ist, dass Sie im Alltag mit Krebs Freundschaften pflegen und sich nicht zurückziehen.
Versuchen Sie, an gemeinsamen Aktivitäten teilzunehmen und beispielsweise über das Vereinsleben auf dem Laufenden zu bleiben, auch wenn Sie nicht bei jedem Treffen dabei sein können. Für enge Freunde gilt das Gleiche wie für die Familie: Nehmen Sie Hilfsangebote an. Das kann für alle Beteiligten eine Entlastung sein.
Bekannte und Kolleg:innen einbeziehen
Sie sollten von Fall zu Fall entscheiden, mit wem Sie über Ihre Krebserkrankung sprechen möchten und wie viel Sie erzählen. Wenn es Ihnen möglich ist, versuchen Sie, offen zu sein. Vermutlich werden Sie dabei einige positive Überraschungen erleben – und aus zuvor losen Bekannten werden echte Freunde. So können Sie Ihr soziales Netz verstärken, was Ihnen guttun wird.
Auch am Arbeitsplatz kann es eine große Hilfe sein, wenn Kolleg:innen informiert sind und Rücksicht nehmen. Wie viel Sie erzählen, sollten Sie dabei vom jeweiligen Verhältnis abhängig machen.
Austausch mit Betroffenen
Bei einer Krebserkrankung reagiert das Umfeld in der Regel mit viel Verständnis – zunächst. Doch gerade bei einem sehr positiven Verlauf kann es schnell zu gut gemeinten Äußerungen kommen wie: „Da hast du doch noch mal Glück gehabt“ – obwohl Sie der Gedanke an die Krebszellen im Körper bedrückt. Sie fühlen sich womöglich unverstanden.
Der Austausch in einer Selbsthilfegruppe (SHG) oder über entsprechende Internetforen kann daher sehr hilfreich sein. Sie treffen dort auf Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden und wissen, wie Sie sich fühlen. Andere Betroffene können Ihnen oftmals zudem praktische Tipps für den Alltag mit Krebs geben, etwa zum Umgang mit Nebenwirkungen der Therapien.
Haustiere bei einer Krebserkrankung
Ein Haustier ist eine Art Familienmitglied und gerade in schwierigen Situationen Balsam für die Seele. Grundsätzlich spricht erst mal nichts dagegen, bei einer Krebserkrankung Haustiere zu behalten oder sich sogar anzuschaffen – beispielsweise einen Hund, weil regelmäßige Spaziergänge das Immunsystem stärken. Ist Ihr Immunsystem stark geschwächt, etwa durch entsprechende Medikamente, wird Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin aber vermutlich dazu raten, das Tier zumindest vorübergehend in andere Hände zu geben.
Beachten Sie folgende Regeln für den Alltag mit Krebs, wenn Sie ein Haustier haben:
- Reinigen Sie den Vogelkäfig, die Katzentoilette oder die Futternäpfe nicht selbst. Bitten Sie Familienmitglieder, Bekannte oder Nachbarn um Unterstützung.
- Nach dem Streicheln und Füttern waschen Sie sich bitte gründlich die Hände.
- Haustiere sollten außerdem vollständig geimpft sein und bei einer Erkrankung sofort zum Tierarzt gebracht werden.
- Füttern Sie sicherheitshalber kein rohes Futter.
Schöne Momente erleben durch Hobbys
Ein interessantes Hobby bereitet Freude und lenkt im Alltag mit Krebs von Sorgen ab. Das ist bei einer Krebserkrankung besonders wichtig. Tun Sie also weiterhin, was Ihnen Spaß macht, und vernachlässigen Sie Ihre Hobbys nicht. Falls Sie nicht alles wie gewohnt ausüben können, versuchen Sie es in einem kleineren Rahmen: Walken statt Joggen.
Übrigens: Regelmäßige Bewegung hält Sie fit und senkt das Risiko für Begleiterscheinungen der Behandlung. Sie senkt sogar die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv.
Womöglich entdecken Sie durch den Krebs im Alltag auch neue Hobbys für sich, etwa über den Austausch mit anderen Betroffenen. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Achtsamkeit helfen zum Beispiel beim Stressabbau. Viele Patient:innen finden auch Freude an kreativen Tätigkeiten, die ihnen dabei helfen, Gefühle zu verarbeiten, etwa Malen, ein Internetblog oder kreatives Schreiben. Das kann Ihnen auch dabei helfen, den Alltag nach einer Krebserkrankung besser zu gestalten.