Leben mit Prostatakrebs

Alltag und Leben meistern mit Prostatakrebs

Beruf, Partnerschaft, Alltag: Das Leben mit Prostatakrebs bedeutet in vielen Bereichen eine Umstellung. Ein aktiver Lebensstil und Unterstützung von außen können dabei helfen, diese zu meistern.

Von Julia Brandt 11.12.2023 · 10:51 Uhr
Ein älterer Mann steht lächelnd auf einer Brücke. | © AdobeStock_64602766
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Wie gehe ich mit Schmerzen und Symptomen um? Was kann ich tun, um besser und schneller zu heilen? Wo finde ich Unterstützung? Das Leben mit Prostatakrebs bedeutet in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Oft hilft es bereits, sich ein gutes Netzwerk aufzubauen und es langsam angehen zu lassen. 

Sich Unterstützung holen 

Von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Rehabilitation: Prostatakrebs beeinflusst den Alltag oft stark. Die meisten Patienten können während und direkt nach der Behandlung nicht arbeiten. Das Leben muss zumindest zeitweise ein Stück weit um die Behandlung herum geplant werden.

Auch können die Symptome der Erkrankung und die Nebenwirkungen der Therapie oft sehr erschöpfen. Da ist es wichtig, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. Eine Haushaltshilfe zum Beispiel schafft Erleichterung im Alltag. In schwerwiegenden Fällen oder wenn ein Kind im Haushalt lebt, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Haushaltshilfe.

Umgang mit Schmerzen und Symptomen bei Prostatakrebs 

Manche Männer erleben Schmerzen durch das Prostatakarzinom oder die Behandlung – diese können und sollten auch gelindert werden. Wenn Sie Schmerzen haben, wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin. Er oder sie wird eine schmerzlindernde Therapie einleiten und kann auch abklären, ob vielleicht eine andere Ursache hinter den Schmerzen steckt.

Infolge der Behandlung von Prostatakrebs kann es auch zu einer Vielzahl anderer Symptome und Beschwerden kommen. Dazu gehören unter anderem Harninkontinenz sowie Hitzewallungen, die durch einen Hormonentzug auftreten können. Nehmen Sie Beschwerden ernst, und besprechen Sie gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin, wie Sie sie lindern können.

Beckenbodentraining und Hilfsmittel wie Vorlagen können das Leben mit Prostatakrebs bei einer Kontinenzstörung schon etwas erleichtern. Hitzewallungen und Schweißausbrüchen können Sie etwas entgegenwirken, indem Sie auf atmungsaktive, wetterangepasste Kleidung achten und heiße sowie scharf gewürzte Speisen meiden.

Bei fortgeschrittenem Prostatakrebs stehen Schmerzen als Symptome im Endstadium im Vordergrund. Eine gute Schmerzbehandlung ist wichtig. Grundsätzlich wird die Gabe von Schmerzmitteln so gesteuert, dass das Mittel bereits genommen wird, bevor der Tumorschmerz (wieder) einsetzt, sodass Betroffene möglichst wenig unter Schmerzen leiden müssen.

Leben mit Krebs: Freunde und Familie ins Boot holen 

Die Prostatakrebserkrankung ist auch eine Herausforderung für Freunde und Familie des Patienten. Es lohnt sich, sie einzubeziehen und offen mit ihnen über die Erkrankung zu sprechen. So machen sie sich weniger Sorgen und können unterstützen, zuhören oder einfach nur da sein. Das ist oft bereits eine Wohltat für die Psyche und hilft, das Leben mit Prostatakrebs besser zu gestalten. Sagen Sie Freunden und Familienangehörigen, was Sie von ihnen brauchen und wie Sie gerne unterstützt werden möchten.

Sexualität und Partnerschaft bei Prostatakrebs 

Prostatakrebs hat Auswirkungen auf viele Lebensbereiche – auch auf die Partnerschaft. Körperliche Symptome sowie die psychische Belastung, die eine Krebserkrankung mit sich bringt, können sich auch auf die Beziehung zum Partner oder zur Partnerin auswirken.

Hinzu kommt, dass durch die Therapie des Prostatakarzinoms, insbesondere bei einer Operation oder Strahlentherapie, die Erektionsfähigkeit in der Regel beeinträchtigt ist. Viele Männer mit Prostatakrebs leiden mittel- oder langfristig unter Impotenz und nachlassendem sexuellem Interesse.

Es gibt Hilfsmittel sowie Medikamente, die eine Erektion nach Prostatakrebs wieder ermöglichen können. Sprechen Sie hierzu am besten mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Außerdem sind offene Gespräche mit der Partnerin oder dem Partner wichtig, um Probleme mit der Sexualität oder in der Partnerschaft gemeinsam anzugehen.

Zurück in den Job nach Prostatakrebs 

Wenn der Prostatakrebs besiegt ist, möchten viele Patienten wieder voll ins Leben einsteigen – auch in den Berufsalltag. Für viele bedeutet die Berufstätigkeit ein Plus für das Selbstbewusstsein und die Lebensqualität nach der Krebserkrankung.

Wichtig ist jedoch, gerade in der ersten Zeit, sehr auf sich zu achten und langsam wieder einzusteigen – womöglich dauert es eine Weile, bis Sie wieder voll einsatzbereit sind. Es ist sinnvoll, gerade in den ersten Wochen gut mit den eigenen Kräften zu haushalten.

Um der individuellen Belastbarkeit von Patient:innen gerecht zu werden, hat sich das sogenannte Hamburger Modell etabliert. Dies ist Teil eines betrieblichen Eingliederungsmanagements, das Arbeitgeber in Deutschland ihren Beschäftigten nach einer längeren krankheitsbedingten Pause zur Rückkehr in den Beruf anbieten müssen. Dabei erstellen Ärzt:innen gemeinsam mit dem Patienten und dem Arbeitgeber einen Plan, wie der Beschäftigte sein Arbeitspensum entsprechend seinem Gesundheitszustand Schritt für Schritt steigern kann.

Denken Sie auch darüber nach, ob und wie Sie mit Ihren Kolleg:innen über Ihre Krebserkrankung sprechen möchten. Wenn die Kolleg:innen von Ihrer Situation wissen, können sie Sie gezielt unterstützen. Eine offene Kommunikation hilft auch, Getuschel und Betroffenheit zu vermeiden. Am besten überlegen Sie sich vorab, welche Fragen kommen könnten und wie Sie am besten auf diese Fragen reagieren.

Gesund leben mit Prostatakrebs 

Beim Leben mit Prostatakrebs ist es hilfreich, gute Gewohnheiten zu pflegen. Ein gesunder Lebensstil kann den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen und ermöglicht einen besseren Heilungsprozess.

Verzichten Sie auf das Rauchen 

Es lohnt sich, mit dem Zigarettenkonsum aufzuhören. Es gibt Hinweise darauf, dass Rauchen einen schlechten Verlauf bei Prostatakrebs begünstigt und das Risiko erhöhen kann, an Prostatakrebs zu sterben.

Ernähren Sie sich ausgewogen 

Obst, Gemüse, Vollkornprodukte: Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung sorgt dafür, dass Sie fit bleiben. Nährstoffreiche Lebensmittel, die wichtige Vitamine und Mineralstoffe enthalten, stärken das Immunsystem und können damit einen positiven Effekt auf den Heilungsprozess haben.

Es lohnt sich außerdem, besonders fette und süße Lebensmittel mit einer hohen Kaloriendichte nur in geringem Maß zu essen. Diese können Übergewicht begünstigen, das möglicherweise eine Rolle bei der Entstehung verschiedener Krebsarten spielt.

Kommen Sie in Bewegung  

Sport ist sehr wichtig für die Gesundheit. Er hilft, Übergewicht zu vermeiden, hält fit und macht robuster, sodass man auch die Belastungen durch den Prostatakrebs und seine Therapien besser wegstecken kann. Bewegung und Sport leisten daher einen wichtigen Beitrag zu einem guten Leben mit Prostatakrebs. 

Bevor Sie mit dem Trainingsprogramm starten, sprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, welche Sportarten für Sie infrage kommen und wie viel Sie trainieren können, um Ihre Belastbarkeit nicht überzustrapazieren. Es gibt auch spezielle Sportgruppen für Krebspatient:innen. Hier finden Sie Gleichgesinnte, die auf einem ähnlichen Level trainieren, und Sie können sich gegenseitig motivieren.

Zusammenfassung Gesunde Ernährung, Sport sowie offene Gespräche mit Familie, Freunden und in der Partnerschaft sind wichtige Bausteine, um das Leben mit Prostatakrebs gut zu meistern. Scheuen Sie nicht, sich Hilfe zu holen, wenn sie benötigt wird – egal, ob im Haushalt, im Beruf oder bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

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